Die gläserne Stele an dem geologischen Pfad in Remshalden ist mit zwei verschiedenen Böden gefüllt. Foto:  

Vor Millionen von Jahren war das Remstal eine subtropische Wildnis. Der neu gestaltete geologische Pfad in Remshalden gibt Einblicke in diese Zeit – und hebt mit einer neuen Stele den Boden auf Augenhöhe.

Remshalden - Der steinige Weg ist schmal, steil verläuft er zwischen hohen Bäumen um eine Biegung. Noch ein paar Schritte, dann öffnet sich plötzlich eine Lichtung. Station Sechs des geologischen Pfades in Remshalden: der stillgelegte Steinbruch. Der Sandstein, der hier früher mit einfachen Hilfsmitteln gebrochen wurde, ist noch heute als Baumaterial an alten Gebäuden in Remshalden zu entdecken – zum Beispiel an der Grunbacher Kirche, erklärt Ulrich Mack vom Heimatverein Buoch.

In dem Sandstein an einem Hang etwas weiter entfernt wurde sogar ein versteinerter Schildkrötenpanzer gefunden. Der kann momentan im Museum im Hirsch in der Sonderausstellung „Darauf stehen wir! Böden, Gesteine, Fossilien“ betrachtet werden, bemerkt Christel Fezer, die Vorsitzende des Heimatvereins.

Als die Rems andersherum floss

Der geologische Pfad von Grunbach nach Buoch ist bereits mehr als 30 Jahre alt – „und war in die Jahre gekommen, Infotafeln waren verschmiert oder entwendet worden“, sagt Wolfgang Zeeb, der ebenfalls dem Heimatverein angehört. „Die Gartenschau war ein willkommener Anlass, den Pfad wieder aufleben zu lassen.“ Denn mit ihr kamen auch die finanziellen Mittel in die Gemeinde: rund 13 000 Euro, beispielsweise für neue Infotafeln, Flyer und ein paar zusätzliche Stationen. So kann man nun etwa an Station Acht erfahren, warum die Rems vor Millionen von Jahren in die andere Richtung floss.

Im März vergangenen Jahres hat der Heimatverein mit der konkreten Überarbeitung des geologischen Pfades begonnen. Langsam, aber sicher sei das zur „ständigen Freizeitbeschäftigung“ geworden, erinnert sich der Geograf Ulrich Mack, der beim Stuttgarter Regierungspräsidium für den Bereich Bodenschutz zuständig und in Remshalden zu Hause ist. Er hatte maßgeblichen Anteil an der neuen Bodenstele, die sich etwa auf halber Strecke des Pfads inmitten der Weinberge befindet. Darin, hinter Sicherheitsglas und auf Augenhöhe: Weinbergboden aus einem Grunbacher Weinberg einerseits, Auenboden vom Remsufer andererseits.

Boden als wertvolle Ressource

Beide Böden seien in der Vergangenheit stark bearbeitet worden, der eine von den Wengerten, die düngten und umgruben, der andere vom Wasser der Rems, das Sedimente und Nährstoffe mitbrachte, erläutert Mack. In einem aufwendigen Verfahren wurden die Böden herausgebaggert, beziehungsweise mit einer Kettensäge herausgesägt, abgestützt, getrocknet und schließlich mit Kunstharz getränkt. So sind sie unempfindlich gegenüber Frost, Sonne und Feuchtigkeit. Die Kosten für die Stele belaufen sich auf insgesamt 30 000 Euro, sie trägt das Land.

Hier gelangen Sie zur multimedialen Reportage über das Remstal:

„Das Schöne an der Stele ist, dass der Boden in seiner Bedeutung erhoben wird“, meint Ulrich Mack. Die gezeigten Böden seien weit verbreitet im Remstal, Rems und Weinbau liefern eine wichtige Lebensgrundlage. Ein großes Anliegen der Verantwortlichen des geologischen Pfads ist es, auf das Verhältnis von Mensch und Natur aufmerksam zu machen: „Wir wollen zeigen, dass man den Boden nicht wie Dreck behandeln sollte, sondern als wertvolle Ressource“, betont Mack. Und noch etwas ist dem Geografen wichtig: Er möchte den Besuchern des Pfades ein Gefühl für die riesigen Zeiträume vermitteln, die in der Natur bedeutsam sind. „Im Gestein ist konserviert, was sich vor 250 Millionen Jahren abgespielt hat“, sagt er mit Begeisterung in der Stimme.

Ein Bürgerprojekt

Zwar habe man in Remshalden keine Besonderheiten wie beispielsweise in den Alpen – „aber was wir haben, haben wir für die Besucher aufbereitet“, so Mack. Und damit die zusammengetragenen Informationen auf den Tafeln entlang des Pfades auch wirklich korrekt sind, habe ein Dozent der Universität Tübingen alles gegengelesen. Dass viel Herzblut in diesem Projekt steckt, ist im Rathaus nicht unbemerkt geblieben. Malin Baumgärtner, die Projektleiterin der Gartenschau, hat sich hauptsächlich um das Budget und die Koordination bei der Neugestaltung des geologischen Pfades gekümmert. Inhaltlich habe der Heimatverein völlig eigenständig gearbeitet – „so soll es sein bei einem Bürgerprojekt“, sagt Baumgärtner. Zwar sei der Vorschlag für die Bodenstele ein wenig spät gekommen und habe daher ein Umdenken in der Planung bedeutet, doch sei die Stele letztlich ein „enormer Mehrwert“.

Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde habe gut funktioniert, lobt Wolfgang Zeeb. Und vom Ergebnis sind die Mitglieder des Heimatvereins begeistert.