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Wer heute als Kavalier punkten will, muss Liebes-SMS schreiben und den Müll rausbringen.

London - In der Heimat des klassischen Gentleman ist es Meinungsforschern gelungen, ein ewiges Rätsel zu entschlüsseln. Was wollen die Frauen?, haben sie gefragt - und von Britanniens Ladies ein klares Wunschprofil erhalten. Herren von heute, aufgepasst: Der moderne Traummann ist ein Mix aus Prinz Charles, Notarzt und TechnikKavalier, der den iPod seiner Holden programmiert.

Muss man(n) heute noch die Tür aufhalten, im Restaurant bezahlen oder Blumengrüße senden? Die Unsicherheit in diesen Fragen ist groß, gerade im Königreich, wo Flirt und Balzverhalten sich traditionell komplizierter gestalten als das Rechnen mit drei Variablen. Ältere Generationen erinnern sich sogar noch daran, dass einer Dame trockenen Fußen Geleit gegeben werden musste - wer ein Gentleman sein wollte, bereitete seiner Herzdame also den Weg, indem er sein Jackett über Pfützen deckte.

Moderne Kavaliere müssen mehr bieten als Stühle rücken

Die gute Nachricht: 74 Prozent der mehr als 3000 befragten Frauen halten so viel Einsatz heute für überflüssig. Die Hälfte legt auch keinen Wert mehr darauf, dass ihr im Lokal der Stuhl zurechtgerückt wird. Vom modernen Kavalier wird eine andere Aufmerksamkeit verlangt. "Blumen ohne besonderen Anlass" stehen ganz oben auf der Wunschliste, dicht gefolgt von "Umarmungen". Zum guten Ton gehört es für die Mehrheit der Frauen außerdem, nach einem Rendezvous sicher bis zur Haustür(!) begleitet zu werden.

In Beziehungen punktet der moderne Mann mittlerweile damit, für sie in den Alltagskrieg zu ziehen: Er bringt den Müll raus, schraubt widerspenstige Gläser auf und schleppt schwere Tüten. Dinner-Einladungen oder das Öffnen von Türen sind nicht unbedingt aus der, dafür aber andere Gesten vielmehr in Mode gekommen.Viele Britinnen schätzen es, wenn er ihr morgens eine Tasse Tee ans Bett bringt, ihren MP3-Player mit ihren Lieblingssongs programmiert und sich um sie kümmert, wenn sie nach einer durchfeierten Nacht mit einem Kater aufwacht.

SMS schreiben oder Auto betanken?

Der Knigge müsste nach der Studie um folgende Punkte auf die Höhe der Zeit gebracht werden: "Er flüchtet nicht bei prämenstruellen Beschwerden", "Er zeigt seine Tränen" und "Er schämt sich nicht, in der Öffentlichkeit meine Hand zu halten".

Naturgemäß liegt die Einschätzung der Herrenwelt, was denn nun den Gentleman 2.0 ausmacht, einige Meilen neben der Frauensicht. Überraschend einig sind sich die Geschlechter allerdings, dass Ordnung und Sauberkeit dazugehören - was die eigene Erscheinung und selbst die Junggesellenwohnung angeht. Und immerhin 38 Prozent der Männer finden, sie müssten mindestens ein Gericht perfekt kochen können.

Telefonierem am Tisch gilt als Todsünde

Ihr über den Tag verteilt nette E-Mails und SMS zu schicken - Wunsch der Damen - gehört für die Herren der Schöpfung noch nicht ins Repertoire. Als Liebesbeweis sollte die Frauenwelt es hingegen verstehen, wenn er ihr Auto betankt - 14 Prozent der britischen Männer finden das galant.

Die Liste der Todsünden in einer sich anbahnenden oder bestehenden Beziehung ist übrigens kurz und kompakt: Männer, die bei Tisch telefonieren, die Frauen für eine Zigarettenpause beim Essen sitzen lassen, sich von ihr chauffieren lassen oder sie als "meine andere Hälfte" bezeichnen, schießen sich ins romantische Abseits. Die Studie darüber, wie Männer sich die moderne Dame vorstellen, steht noch aus.