So hätte der Güterschuppen am Bahnhof aussehen können, wenn das Geld zusammengekommen wäre. Foto: privat

Der Bürgerinitiative fehlen 500 000 Euro für die Gründung der Genossenschaft und den Kauf des Gebäudes am Bahnhof. Jetzt hat auch ein anderer Investor Interesse bekundet.

Freiberg/Neckar - Das Bürgerprojekt Güterschuppen Gleis 1 in Freiberg am Neckar steht vor dem Aus. „Unser Ziel war eine Million Euro,und dieses Geld haben wir nicht zusammenbekommen“, sagt Ingo Wertek von der Planungsgruppe. Etwa 500 000 Euro seien auf einem Treuhandkonto zusammengekommen, zur Verfügung gestellt von Bürgern und Unternehmern, die zu je 1000 Euro Anteilsscheine an dem Projekt zeichnen konnten. Damit ist das seit dem Jahr 2014 laufende Projekt „von Bürgern für Bürger“ nahezu gescheitert. Denn die Grundlage des Plans war es, den stillgelegten Güterschuppen am Bahnhof für eine Million Euro von der Stadt zu kaufen und zu sanieren und daraus ein Kulturzentrum mit Bewirtung zu machen. Als Pächter hatte man bereits die Brauerei Distelhäuser gewinnen können.

Die Stadt und auch das Land hätten das Projekt dann mit knapp 250 000 Euro bezuschusst – allerdings nur unter der Bedingung, dass bis zum März 2018 ein beträchtlicher Teil des Geldes bereits verbaut worden sein wird. Ansonsten wäre die Frist für eine Förderung verstrichen. „Das wird für uns sehr knapp“, sagt Ulrich Müller, der Leiter der Projektgruppe. Wenn man nicht in diesem Februar starte, sei das Projekt nicht mehr realisierbar.

Die Stadt will nun „einen Knopf dran machen“

Doch aufgegeben haben Müller und Wertek noch nicht: Der Güterschuppen habe noch eine Chance, wenn die Stadt zum einen den Kaufpreis des Gebäudes „deutlich“ reduziere und zum anderen noch weitere Unternehmer größere Anteile am Projekt zeichneten.

Bei der Stadt jedoch blitzt dieser Vorschlag ab: „Die ausstehende Finanzierungslücke muss die Bürgerinitiative schließen“, sagt der Bürgermeister Dirk Schaible. Man sei der Initiative ohnehin stark entgegengekommen, in dem man ihr das Gebäude für Kulturveranstaltungen zur Verfügung gestellt hatte, ohne Miete zu verlangen. Zudem habe man zugesichert, bis Ende 2016 mit keinen anderen Interessenten über einen Verkauf des Gebäudes zu sprechen. Diese Zeit sei nun abgelaufen, „und jetzt wollen wir einen Knopf dran machen“, sagt der Freiberger Rathauschef.

Jetzt gibt es auch noch Wettbewerber

Die Möglichkeit dazu bietet sich derzeit auch. Denn wie die Bürgerinitiative zum Unbehagen der Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung erklärte, gebe es einen Wettbewerber, der das Gelände erwerben wolle. Bürgermeister Schaible bestätigt auf Nachfrage: „Es gibt Mitbewerber.“ Er möchte dazu aber keine weiteren Angaben machen, „um die Verhandlungsposition der Stadt nicht zu schwächen“.

Müller und Wertek gehen davon aus, dass der Gemeinderat noch im Februar in nichtöffentlicher Sitzung über den Verkauf des Güterschuppens entscheiden wird. Sie könnten es verstehen, wenn die Stadt sich für die betriebswirtschaftlich lohnenswertere Variante entscheidet und einem Wettbewerber den Zuschlag gibt. Auf der anderen Seite sei der Güterschuppen als Genossenschaftsprojekt der Bürger ein „Leuchtturm-Projekt“. Deswegen wolle man nun noch einmal verstärkt bei Bürgern und Unternehmern werben.