Ein kurzer Satz, ein nerviger Abstieg, ein lautes Lachen – und plötzlich reden alle über Treppen. Ein TikTok-Video sorgt mit seinem ironischen Sound für Lacher und Nachahmer. Dahinter steckt mehr als nur virale Unterhaltung.
TikTok-Trend: Wenn plötzlich alle über Treppen sprechen
Gerade geht auf TikTok ein Trend viral, in dem es – ganz unspektakulär – um Treppen geht. Genauer gesagt: um Treppen, die nicht genormt sind. Was auf den ersten Blick unspektakulär klingt, trifft bei Tausenden einen Nerv.
Ein kurzes Video, in dem eine Nutzerin sich über ungleichmäßige Stufen beschwert, wurde zum viralen Soundtrack für Urlaubsaufnahmen und ironische Alltagsbeobachtungen. Wie so oft bei TikTok reicht ein spontaner Satz, um eine Lawine an Reaktionen auszulösen.
„Weil die Treppe ist nicht genormt!“ – Wie der Trend seinen Anfang nahm
Am 28. Februar 2025 postete die TikTok-Nutzerin „Ballischrott“ ein neunsekündiges Video aus Lissabon. Darin ist zu sehen, wie sie mit zwei Freundinnen eine breite Treppe mit Blick auf die Ponte 25 de Abril hinabsteigt. Genervt ruft sie ihren Freundinnen zu: „Es ist so nervig hier runter zu laufen. Weil die Treppe… weil die Treppe ist nicht genormt!“ – Lachen, ein genervtes „Ätzend“, Ende.
Was wie eine harmlose Urlaubserfahrung klingt, wurde zum viralen Hit. Der Satz wurde zum Trend-Sound auf TikTok – und das Netz reagierte gewohnt kreativ.
Vom Urlaubsfrust zum Meme: Wer den Trend aufgreift
Mittlerweile wurde der Original-Sound von „Ballischrott“ in fast 2000 weiteren TikTok-Videos verwendet – Tendenz steigend. In der typischen TikTok-Logik filmen sich Userinnen und User nun selbst beim Treppenlaufen – sei es auf Bali, an der Chinesischen Mauer oder in einem italienischen Altstadtwinkel. Allen gemeinsam: Die Treppe wirkt „nicht genormt“ – und im Hintergrund ertönt Ballischrotts Stimme.
Auch Unternehmen, Vereine und Medienhäuser sind auf den viralen Zug aufgesprungen. Unter anderem der FC Bayern, Bayer Leverkusen, Schalke 04, NFL Deutschland und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben den Trend bereits humorvoll in ihre Social-Media-Kampagnen eingebaut. Ob Stadiontreppe oder öffentlicher Nahverkehr – jede Treppe bietet eine neue Gelegenheit für den Trend.
Fun-Fact: Selbst das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat den Trend mitbekommen – und erklärt auf LinkedIn, warum genormte Treppen nicht nur bequem, sondern auch sicher sind.
Was bedeutet eigentlich „genormt“ bei einer Treppe?
Der virale Witz funktioniert, weil viele Menschen intuitiv nachempfinden können, wie unangenehm es ist, beim Treppenlaufen aus dem Rhythmus zu geraten. Doch woran liegt das eigentlich? In Deutschland ist das Treppenbauen streng geregelt – unter anderem durch die DIN 18065 „Gebäudetreppen“.
Diese Norm legt unter anderem fest:
- Der Auftritt einer Stufe (also die Tiefe) muss zwischen 26 und 37 cm liegen.
- Die Stufenhöhe muss zwischen 14 und 19 cm betragen.
- Die Laufbreite muss mindestens 100 cm betragen.
- Nach spätestens 18 Stufen muss ein Podest folgen.
- Die lichte Durchgangshöhe darf 2 Meter nicht unterschreiten.
Besonders entscheidend für den Laufkomfort ist die sogenannte Schrittmaßregel: Addiert man die Stufentiefe mit der doppelten Stufenhöhe, sollte diese idealerweise bei 63 cm liegen. Diese Formel orientiert sich an der durchschnittlichen Schrittlänge eines Menschen und soll sicherstellen, dass man im natürlichen Rhythmus gehen kann.
Warum Lissabon aus dem Takt bringt
Im Video von Ballischrott ist klar zu erkennen, dass die Treppe in Lissabon einen ungewöhnlich breiten Auftritt und eine geringe Stufenhöhe hat – sie entspricht wahrscheinlich nicht den deutschen Normen. Genau das führt dazu, dass der gewohnte Bewegungsfluss gestört ist. Man muss entweder kleine Schritte machen oder unnatürlich lang schreiten – beides kann, wie Ballischrott treffend zusammenfasst, einfach „nervig“ oder „ätzend“ sein.
Was mit einem Urlaubsfrust begann, wurde so zu einem charmanten, humorvollen TikTok-Trend mit Normhintergrund – und bringt das Thema Bauvorschriften ganz unversehens auf die globale Meme-Bühne.