Was geschieht mit dem Geno-Haus in Stuttgart? Zum 50-jährigen Bestehen verwandelt Nikolaus Koliusis das Gebäude von Kammerer & Beltz in ein Kunstwerk.
Das Geno-Haus an der Heilbronner Straße, Sitz des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, zählt zu den markantesten Gebäuden Stuttgarts. Und inzwischen darf der 1973 übergebene Bau von Hans Kammerer und Walter Belz mit seiner umfassenden Glasfassade gar architekturhistorisches Gewicht beanspruchen – als eines der ganz wenigen erhaltenen Bürogebäude der frühen 1970er Jahre. Dieser Tage aber bringen Fassadenkletterer dort Stück für Stück blaue Folie auf. Was geschieht am Geno-Haus?
Eine besondere Ehrung zum 50-jährigen Bestehen
Am 10. Mai jährt sich die Eröffnung des Geno-Hauses zum 50. Mal. Grund genug für eine besondere Ehrung. Zurückhaltend, aber prägnant sollte diese auf Wunsch der Verantwortlichen um den Verbandspräsidenten Roman Glaser sein, weithin sichtbar, aber nicht aufdringlich. Gefragt hat man den Stuttgarter Licht- und Installationskünstler Nikolaus Koliusis. Dessen Idee: Zwei blaue Kreise im Durchmesser von je 28 Metern – als Sinnbild der Idee der Gemeinschaft. In den Worten von Koliusis: „Ich möchte diesen Ort innerhalb des Stadtgeschehens markieren, auszeichnen, sichtbar machen, um das Hinschauen als Spiel zu trainieren.“ Es sei, sagt Koliusis, ein Experiment – als „Werben für eine Stadtlandschaft, die sich nicht nur an Produkten, sondern an Inhalten orientiert“. Die 13 Einzelstücke der Kreise begründen sich aus 13 genossenschaftlichen Werten: Einzigartigkeit, Gemeinschaft, Vielfalt, Regionalität, Bodenständigkeit, Solidarität, Transparenz, Partnerschaftlichkeit, Mitbestimmung, Verantwortung, Demokratie, Selbsthilfe und Nachhaltigkeit.
„Die Kreise stehen damit für Zusammenhalt, Stärke und Geschlossenheit, aber ebenso auch für Durchlässigkeit, Offenheit und Transparenz“, sagt Roman Glaser. Und weiter: „Die selbstständigen Genossenschaften können jederzeit in den Kreis eintreten und die Gemeinschaft nutzen, dort wo es für sie sinnvoll ist. Sie können aber jederzeit auch wieder aus dem Kreis heraustreten.“
Ein Kreis als Sinnbild für das Gelingen im Miteinander
Stück für Stück setzen nun die Fassadenkletterer die Idee von Nikolaus Koliusis um. Am 10. Mai soll alles fertig sein. Und warum das Blau? „Ein fragiler und zugleich poetischer Moment dieser uns umgebenden blauen Hülle“, sagt Koliusis. Den Kreis sieht er als Sinnbild für „das Gelingen, das nur im Miteinander zustande kommt“, als „stabile Form, die optimal dem Druck von innen und außen standhält“. Nikolaus Koliusis ist im Stuttgarter Außenraum mit seiner Installation „50 km/h“ im Tunnel unter dem Kunstmuseum oder in der Markierung des „Blauen Hauses“ am Klinikum präsent. Er sagt, das Geno-Haus-Projekt „Hier“ sei ein Einwurf – „mein Beitrag zum Temporären, zur Improvisation inmitten einer Stadtbildlandschaft, die von banalen werblichen Zurufen und amtlichen Verboten geprägt ist.“