In der Debatte um das Gendersternchen in amtlichen Schreiben wehrt sich Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Weder brauche man eine Sprachpolizei, noch solle sich Susanne Eisenmann einmischen.
Stuttgart - Der Vorstoß der Stadtverwaltung zu einer geschlechtersensiblen Anrede in amtlichen Schreiben und die Einführung eines Gendersterns hat Reaktionen in der Landespolitik hervorgerufen und nun OB Fritz Kuhn (Grüne) zu einer Replik veranlasst. „Sprachwandel geht nicht per Gesetz und auch nicht mit einer ‚Sprachpolizei‘. Es braucht Vorbilder“, ließ er am Dienstag per Pressemitteilung wissen. Die Debatte darum, wie die Verwaltung die Bürgerinnen und Bürger anspreche, „ist überzogen“.
Anlass für den Verwaltungsvorstoß ist das „Gesetz zur Änderung der in das Geburtenregister einzutragenden Angaben“. Demzufolge kann neben männlich und weiblich auch divers als Geschlecht angegeben werden. Was die Stadt plane, sei eine Richtschnur, so Kuhn, „es gibt keine verpflichtenden Vorgaben“. Er beteuert: „Selbstverständlich können Schreiben auch mit ‚Sehr geehrte Damen und Herren‘ eingeleitet werden“.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte Zweifel angemeldet an dem „ganzen überspannten Sprachgehabe“. Er sagte, er wolle sich den Mund nicht von „Sprachpolizisten“ verbieten lassen, jeder solle „so reden können, wie ihm der Schnabel gewachsen ist“.
Kultusministerin sieht andere Themen im Fokus
Susanne Eisenmann (CDU), Kultusministerin und CDU-Spitzenkandidatin zur Landtagswahl, hatte sich am Dienstag ebenfalls kritisch geäußert. „Da muss man sich schon fragen, ob wir keine anderen Sorgen haben“, sagte sie gegenüber Journalisten. „Ich hätte mir gewünscht, dass Fritz Kuhn sich mit der gleichen Verve um die Sicherheit und die Beleuchtung am Eckensee gekümmert hätte, wie um die Frage, ob man die Anrede verändern soll.“ Mit Blick auf die Krawallnacht am Eckensee und andere Herausforderungen könne sie nicht nachvollziehen, „dass das Gendersternchen so im Mittelpunkt steht“.
An die Adresse von Eisenmann lässt Kuhn wissen: „Attacken auf Oberbürgermeister eignen sich nicht als Mittel im Landtagswahlkampf. Sie soll sich lieber um Schulen in Corona-Zeiten kümmern.“