Mit dem Neckarerlebnistag möchte der Verband Region Stuttgart die Bedeutung der Flusslandschaften stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Foto: Simon Granville

Beim Neckarerlebnistag in Besigheim (Kreis Ludwigsburg) wird deutlich: Der Neckar soll künftig mehr als nur Kulisse sein. Bürgerinnen und Bürger hätten da ein paar Ideen, wie die Flussufer attraktiver gestaltet werden könnten – und bekommen an dem Tag Zutritt zu einer Stelle, die eigentlich gesperrt ist.

Besigheim ist eine reich beschenkte Gemeinde. Beim Neckarerlebnistag wies Bürgermeister Florian Bargmann darauf hin, dass der Ort zwischen zwei Flüssen liege. „Bisher haben wir die Enz im Fokus, der Neckar fließt ein bisschen versteckt.“ Das soll sich ändern – die Besigheimer sollen einen leichteren Zugang zu diesem Gewässer finden. Diesem Ziel diente der Neckarerlebnistag, der mit einem vielfältigen Programm an der Schiffsanlegestelle ansprach – interessierte Besucher sowie vorbeikommende Spaziergänger und Radfahrer ansprach. An einem Tag, der wie gemacht schien, den Charme des Schwabenstroms ins rechte Licht zu rücken: Der im Sonnenlicht glitzernde Neckar und immer wieder eine frische Brise vom Wasser her boten die perfekte Kulisse.

 

Regionaldirektor des Verbands Region Stuttgart, Alexander Lahl, betonte, die Politik beginne gewissermaßen vor der Haustür, in diesem Fall am Wasser. Es ginge um Lebensqualität und um Heimat. Der Erlebnistag hat eine Vorgeschichte: In einem Dialog mit Bürgern der Stadt waren bereits Ideen für eine attraktive Gestaltung des Neckarufers gewonnen worden, in einem Workshop wurde das weiter konkretisiert. Beim Erlebnistag galt die Einladung nun an alle Interessierten, zu diskutieren und weitere Vorschläge beizusteuern. Direktor Lahl sagte: „Wir wollen gemeinsam Ideen entwickeln für einen niederschwelligen Zugang zum Neckar.“ Er verwies auch auf Fördermöglichkeiten.

Ideen für Sitzplätze und Naturschutz

Am Stand der Agentur Apéro gab es dann die Möglichkeit, mit Lego-Steinen rasch und anschaulich darzustellen, was gewünscht wird. Viele wünschen sich attraktive Sitz- und Entspannungsmöglichkeiten direkt am Wasser. Aber auch, dass der Naturschutz nicht zu kurz kommen soll.

Visualisierung mit Lego-Steinen Foto: Simon Granville

Die Stände und ihre Angebote fanden ein lebhaftes Echo. „Ich finde das gut hier“, sagte ein vorbeikommender Radfahrer aus Besigheim. „Tolle Aktion, nur die Werbung dafür hätte besser sein können.“ Eine Besucherin aus Remseck lobte, dass die Angebote klar und informativ präsentiert wurden, man fühle sich motiviert.

Einsteigen ins Öko-Kayak

Neben dem Verband und Apéro waren unter anderen auch die Aktion NeckarCleanUp und EnzCleanUp vertreten. Sie sammeln Dreck und Abfall aus den Flüssen wie auch von den angrenzenden Uferstreifen. Susi Gräbitz berichtete, man habe schon die unglaublichsten Dinge aus den Flüssen fischen müssen „giftige Stoffe, Behälter mit Bremsflüssigkeit, Lacke“.

Wer dem Neckar ganz nahe kommen wollte, konnte in eines der angebotenen Öko-Kayaks steigen, die der Verein Zugvögel verlieh. Warum Öko-Kayak? „Bei uns bekommt man eine Fahrt umsonst, wenn man sich verpflichtet, dabei Müll aus dem Fluss zu sammeln.“ An diesem Tag freilich stand Kayak-Genuss pur im Mittelpunkt.

Der Verein Zugvögel verlieh Kayaks. Foto: Simon Granville

Besigheim könnte auch ein in der Region seltenes Erlebnis bieten: Echtes Insel-Feeling – an der Südspitze der über die Brücke zu erreichenden Neckarinsel lädt ein lauschiger Platz ein, auf dem man, unter den flatternden Blättern einer ehrwürdigen Zitterpappel, den Fluss sozusagen von rechts und von links genießen kann. Jonna von der Agentur Apero führte kleine Gruppen auf das Gelände, dessen Betreten normalerweise verboten ist. Sie erläuterte, was dort möglich wäre: Eine Sitzgelegenheit, natürlich, und auch eine schöne Treppe, um von der kleinen Anhöhe hinunter an die Wasserlinie zu gelangen.

Mit Eifer diskutierten die Mitgewanderten. Ob man die Insel, damit sie nicht zu wilden Feiern genutzt wird, nur zu bestimmten Stunden öffnen sollte, und wie mitten im Neckar ringsum auf die Sicherheit geachtet werden kann. Jonna beschwor die „Eigenverantwortung“. Was manche sich erträumen mögen, darüber gaben Aufschriebe am Stand an der Schiffsanlegestelle Aufschluss. Zum Beispiel: „Eine Schwimmgelegenheit?“ fragte da einer. Gewiss nicht realistisch. Doch in Sachen Neckar, das machte dieser Tag klar, ist in Besigheim manches im Fluss.