Neu auf der Liste der Linken: Siegfried Bassler (Mitte). Foto: Jan Reich

Siegfried Bassler ist nach 55 Jahren raus aus der SPD. Der ehemalige Stadtrat (1968-1980) steht nun auf der Liste der Linken für das Stadtparlament.

Stuttgart - Nach 55 Jahren ist Siegfried Bassler raus aus der SPD. Nicht freiwillig, sondern automatisch. Der frühere Pfarrer, Stadtrat (1968–1980) und Fraktionsvorsitzende der Genossen kandidiert auf der Liste der Linken für das Stadtparlament, weil er seinen Protest gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 in der Heimatpartei nicht verortet sieht. Wer dagegen sei, werde ausgegrenzt.

„Es wäre komisch, wenn die SPD mich wegen Stuttgart 21 rausschmeißen würde, schließlich sind Thilo Sarrazin und Sebastian Edathy noch in der Partei“, kommentierte Bassler vor wenigen Tagen zwei gewichtige sozialdemokratische Problemfälle.

Für die SPD ist Bassler kein Problem mehr, weil „unsere Statuten einen automatischen Austritt vorsehen, wenn ein Mitglied auf einer anderen Liste kandidiert“, sagt Kreisvorsitzender Dejan Perc. Basslers Fall sei keiner für ein Schiedsgericht, sondern üblich, weil das Mitglied sich in der zweiwöchigen Bedenkzeit nicht umbesonnen habe.

Bassler ist einer von rund 2000 Stuttgartern mit sozialdemokratischem Parteibuch. Er wird laut Perc künftig von allen Infos der Partei abgeschnitten. Bassler, der am 12. Mai 81 Jahre alt wird, sieht den Vorgang gelassen. Er habe sich „nicht selbst ausgeschlossen“, sagt er, sein Beitrag für das erste Vierteljahr sei noch abgebucht worden, die üblichen Mailnachrichten der Genossen erhalte er auch. Und seine Verbundenheit zur SPD werde er nicht leugnen. Bassler: „Ich bezeichne mich auf den Plakaten als alten Sozialdemokraten. Nach 55 Jahren darf ich das!“