Es bleibt weiterhin spannend, in welcher Konstellation der Schorndorfer Gemeinderat in Zukunft im alten Rathaus tagt. Foto: © C) Gottfried Stoppel

Die Schorndorfer Grünen-Stadträtin geht nun doch nicht zur CDU, sie will fraktionslos bleiben. Und sie berichtet von Hass, der ihr entgegengeschlagen sei. Der Grünen-Kreisverband will sich erst am Donnerstag dazu äußern, wie er mit der Entscheidung umgeht.

Schorndorf - Die Wendung kommt überraschend: Andrea Sieber hat am Mittwochnachmittag in einer Stellungnahme mitgeteilt, dass sie dem neuen Schorndorfer Gemeinderat als Einzelstadträtin angehören möchte. „Wer gewählt ist, hat aus meiner Sicht die Pflicht, das zugesprochene Mandat anzunehmen. Alles andere wäre Wählertäuschung“, schreibt sie.

Genau eine solche Täuschung war Andrea Sieber, die bei der Kommunalwahl im Mai als Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen mehr als 7000 Stimmen auf sich vereinen konnte, von vielen Seiten vorgeworfen worden: Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass sie aus der Grünen-Fraktion austreten und dafür in die CDU-Fraktion wechseln möchte.

Wechsel zur CDU sei eine emotionale Reaktion gewesen

„Diese Entscheidung war eine emotionale Reaktion“, schreibt Andrea Sieber. Dass diese zu Kritik und Irritation geführt hat, dafür habe sie Verständnis: „Die persönlichen, öffentlichen Anfeindungen und der geballte Hass, der mir und meiner Familie in den letzten Tagen entgegenschlugen, sind der gesamten Situation jeder unwürdig“, heißt aber es weiter in der Stellungnahme, die zweieinhalb Seiten lang ist. Großen Raum nimmt die Erklärung ein, warum sie ihr Mandat nicht in der Grünen-Fraktion ausüben könne.

Kooperation mit der Grünen Liste Schorndorf als ein Trennungsgrund

Zwei Hauptgründe führt Andrea Sieber an: Zum einen werde eine Kooperation mit der Grünen Liste Schorndorf angestrebt – die sich vor der Wahl eigens von der „Mutterpartei“ abgespalten hatte. „Dass mittlerweile sogar der Grüne-Kreisvorstand davon spricht, idealerweise beide Listen wieder zusammenzuführen, ist für mich eine bittere Enttäuschung.“ Zum anderen sei für sie immer klarer geworden, dass es nicht möglich sei, eine sachliche Arbeitsebene zu finden: „Die Form der permanenten Abwertung meiner Person war für mich schlichtweg nicht mehr ertragbar“, schreibt die 42-Jährige.

Weil sie dem Wählerauftrag nachkommen wolle, werde sie nun als Einzelstadträtin arbeiten: „Ich stehe weiterhin als überzeugte Grüne zu den Grundzielen und Werten meiner Partei“, so Sieber.

Grünen-Orts- und Kreisverband will gemeinsam über Sieber beraten

Wie ihre Partei die neue Botschaft aufnehmen wird, bleibt spannend. Der Vorstand des Grünen-Kreisverbands Rems-Murr hatte sie vergangene Woche aufgefordert, ihr Mandat niederzulegen und aus der Partei auszutreten – weil das Mandat ein grünes und der Wechsel zur CDU Wählertäuschung sei: „Wir erwarten, dass sie den Weg frei macht für eine grüne Nachrückerin“, hieß es in einer Pressemitteilung des Kreisvorstands – der gleichzeitig ein Parteiausschlussverfahren androhte, sollte sie der Forderung nicht nachkommen.

Ortsverband, Gemeinderatsfraktion und Kreisverband wollten am Mittwoch noch keine Stellungnahme abgeben. Am Abend wollte man über die aktuelle Entwicklung beraten. „Erst danach können wir etwas dazu sagen“, sagte die Kreisvorsitzende Christine van Ofen.