Der Fitness-Club „activity“ ist eines der Aushängeschilder des TSV Schmiden. Foto: Patricia Sigerist

Für seine Erweiterungspläne erhält der TSV Schmiden von der Stadtpolitik einen eher unerwarteten Dämpfer. Der größte Verein im Rems-Murr-Kreis landet erst mal in der Warteschleife.

Schmiden - Für Gesprächsstoff ist gesorgt bei der Mitgliederversammlung des TSV Schmiden an diesem Donnerstag. Denn mit seinen ehrgeizigen Plänen für den Bau eines „Sportforums“ in der Wilhelm-Stähle-Straße und die erneute Erweiterung des Fitness-Clubs „activity“ im Rems-Murr-Center haben Fellbachs Stadträte den größten Verein im Rems-Murr-Kreis vorerst in eine Warteschleife geschickt. Die von der Clubführung erhoffte Finanzspritze für die beiden Projekte wurde von den Bürgervertretern zwar nicht endgültig abgelehnt. Doch bis zu einer Entscheidung über die Fördergelder in sechsstelliger Höhe muss sich der auf mehr als 6000 Mitglieder gewachsene Verein noch eine Weile gedulden.

Der Zuschuss aus der Rathauskasse wird kurzerhand wieder abgesetzt

Der Zuschuss aus der Rathauskasse – bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats ursprünglich als Punkt 11 auf der Tagesordnung eingeplant – wurde am Dienstagabend nämlich kurzerhand wieder abgesetzt. „Es besteht offenbar noch Klärungsbedarf“, befand Fellbachs Rathauschefin Gabriele Zull – und leitete zum nächsten Thema über. Auf die – in den Förderrichtlinien der Stadt vorgesehene – Freigabe der beantragten Zuschüsse für die beiden Vorhaben muss der TSV Schmiden warten. Erhofft hatte sich der Verein knapp 550 000 Euro für die beiden Projekte.

Hintergrund der am Dienstag vertagten Entscheidung ist offenbar die Sorge, mit den geltenden Richtlinien für die Vereinsförderung übers Ziel hinausgeschossen zu sein. Die Regelung besagt, dass die Stadt exakt 30 Prozent der Kosten übernimmt, wenn Fellbacher Vereine, aber auch Träger von Kindertagesstätten, die Kirchen und Sozialeinrichtungen in ihre Infrastruktur investieren wollen. Eingeführt worden war die Richtlinie erst 2010, um das Verfahren zu vereinfachen und sich ungeliebte Einzelfall-Debatten ersparen zu können.

Der Verein ist ambitioniert und steht erneut mit Vergrößerungsplänen auf der Matte

Nicht ins Konzept passt da allerdings ein Verein wie der TSV Schmiden, der sich mit einer fast ungebremsten Baulust auf Wachstumskurs befindet. Nach dem Tanzsportzentrum, diversen „activity“-Ausbaustufen oder auch der Bewegungslandschaft im Schmidolino steht der ambitionierte Club nun mit neuen Projekten erneut auf der Matte. „Man macht uns im Gemeinderat zum Vorwurf, dass wir zu aktiv und zu erfolgreich sind“, sagt der TSV-Präsident Ulrich Lenk nicht ohne einen gewissen Stolz. Der Club habe in den vergangenen Jahren mit Abstand die meisten Projekte verwirklicht: „Auch mit dem Sportzentrum nehmen wir wieder fünf Millionen Euro in die Hand – das muss ein Verein erst mal können“.

Allerdings: Eine nicht unerhebliche Rolle bei der Ver-tagung der Förderfrage spielt auch der Fakt, dass Vereinsboss Lenk auch die FW/FD-Fraktion im Rathaus führt – und dem Vernehmen nach bei den Debatten um beantragte Finanzspritzen an den eigenen Club zumindest hinter verschlossener Tür munter mitmischt. Bei den Ratskollegen löst das durchaus atmosphärische Störungen aus: „Das mag zwar rechtlich nicht zu beanstanden zu sein, hat moralisch aber halt trotzdem ein G’schmäckle“, ist von Bürgervertretern zu hören.

Der Verein hofft, dass sich die Räte in der nächsten Sitzung zu einer Förderung durchringen

Über Befangenheit von Vereinsvertretern steht in der Gemeindeordnung freilich nichts: „Das haben wir schon ein halbes Dutzend mal prüfen lassen“, verteidigt sich Lenk. Er hofft, dass sich die Ratskollegen wenigstens in der nächsten Sitzungsrunde zu einer Förderung durchringen: „Für uns ist das bitter: Das geht jetzt seit Oktober so, und jetzt ziehen wieder sechs Wochen ins Land, in denen wir nichts tun können.“