Eine der letzten Brachflächen in der Dorfmitte, auf der Autos parken, ist der Molke-Platz. Er soll bald neu gestaltet werden und den Ortskern aufwerten. Foto: factum/Bach

Für das Bürgerhaus sind sieben Millionen Euro einkalkuliert. Auch eine Kindertagesstätte soll für 2,5 Millionen Euro gebaut werden. Finanziert werden die Investitionen durch den Griff in die Rücklagen und Gewerbesteuereinnahmen.

Weil im Schönbuch - Um die Lebensqualität zu steigern, will Weil im Schönbuch in den nächsten Jahren richtig viel Geld in die Hand nehmen. Mit den geplanten Investitionen – vor allem für ein Bürgerhaus und eine neue Kindertagesstätte – peilt die rund 10 000 Einwohner zählende Gemeinde die wohl höchsten Ausgaben in ihrer Geschichte an. Freilich profitiert sie gegenwärtig von der guten Konjunkturlage, denn die Gewerbesteuereinnahmen sprudeln wie noch nie. Vor zehn Jahren lagen sie noch bei 1,5 Millionen Euro, inzwischen haben sie sich weit mehr als verdoppelt.

Höhe der Gewerbesteuereinnahme noch unklar

Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Die Gemeinde möchte noch mehr Gewerbe ansiedeln und hat dabei mittlere Betriebe im Visier. Sie ist mit Holzgerlingen am interkommunalen Gewerbepark Sol beteiligt, der rund 40 Hektar Fläche bietet. Dort ist aber kaum noch freie Fläche vorhanden. Deshalb soll das Gewerbegebiet Lachental erweitert werden.

Kathrin Böhringer, die Kämmerin, hatte für dieses Jahr erst einmal vorsichtig mit 3,8 Millionen Euro Gewerbesteuer gerechnet und meint: „Da ist noch ein Puffer drin.“ Erst jüngst kam eine halbe Million hinzu, und die Summe könne bis Jahresende durchaus noch höher ausfallen, sagt Böhringer. Möglicherweise werden die Einnahmen knapp fünf Millionen Euro betragen. Und wenn die Konjunktur anhält, gilt für das nächste Jahr in etwas dasselbe.

Grundstück für Bürgerhaus kostet eine Million Euro

Aber von dem Steuerobolus der Unternehmen allein lassen sich die Ausgaben nicht bestreiten. Denn allein das Bürgerhaus soll sieben Millionen Euro kosten. Was den Standort angeht, ist noch keine definitive Entscheidung getroffen worden. Im Gespräch ist auch die Fläche unweit des Sees in der Ortsmitte. Favorisiert wird allerdings das Gebiet In der Röte, wo reichlich Platz vorhanden ist. Die Gemeinde ist jedoch noch nicht im Besitz der dafür notwendigen Grundstücke. Der Bürgermeister Wolfgang Lahl ist allerdings zuversichtlich, dass er mit den Kaufverhandlungen vorankommen wird. Er geht davon aus, dass er für die benötigten Flächenerwerb fast eine Million Euro hinlegen muss.

Auch beim Raumkonzept ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Verwaltung sammelte aber schon einmal die Wünsche und Vorstellungen der Bürger und Vereine. „Alles können wir aber nicht erfüllen“, warnte Lahl bereits. Pläne gibt es bereits, die die Interessen der rund 60 Vereine in Weil möglichst erfüllen sollen.

2,4 Millionen Euro als Zuschuss erwartet

Für das Bürgerhaus, die Ortskernsanierung mit neuen Wohn- und Geschäftsgebäuden und die Modernisierung der Hauptstraße, die 6,5 Millionen Euro gekostet hat, wird ein Landeszuschuss von immerhin 2,4 Millionen Euro erwartet. Dieses Geld ist auch dringend nötig, denn die Gemeinde hat noch weitere kostspielige Baustellen: Sie plant eine neue Kindertagesstätte für 2,5 Millionen Euro. „Wir haben einen enormen Bedarf an Betreuungsplätzen“, erklärt die Kämmerin Kathrin Böhringer. Demnächst sollen für die Kinderbetreuung vier weitere Kräfte eingestellt werden. Zumindest im nächsten Jahr sollen dennoch keine weiteren Kredite aufgenommen werden. In den Folgejahren freilich wird sich das ändern.

Sparen war bei der jüngsten Gemeinderatssitzung dennoch kein Thema – mit einer Ausnahme. Die Verwaltung will den Molke-Platz in der Ortsmitte neu gestalten und plante dafür 550 000 Euro ein. Die Räte waren jedoch der Auffassung, dass etwa auch die Hälfte der Summe dafür ausreichen müsste. Der Haushaltsentwurf wird am 12. Dezember noch einmal beraten, bevor er in derselben Sitzung auch verabschiedet werden soll.