Nach einem Gespräch mit Vertretern der Gemeinde und Anwohnern prüft nun das Regierungspräsidium Fördermittel für den Bau von Regenrückhaltebecken.
Die Auswirkungen des Hochwassers vom Juni sind für die Anwohner der Wohnanlage Bachstraße 3 bis 9 in Hochdorf noch immer zu spüren. Trotz der Schotte vor den Haustüren, der abgedichteten Kellerschächten und des ein Meter hohen Hochwasserschotts vor der Tiefgarageneinfahrt drang das Wasser in die Häuser ein.
In der Tiefgarage und den Kellerräumen stand das Wasser zum Teil bis zur Decke, erklärt Anwohner Joachim Schäfer. Einige der Stahltüren sind verbogen, noch immer verdunstet die Restfeuchtigkeit aus den Wänden der Räume. Zwei Monate nach dem Hochwasser steht noch einiges an Aufräum- und Renovierungsarbeiten an. Auch drei Wohnungen in der Bachstraße 3 waren vom Hochwasser betroffen. Nach 2018 und 2021 war das Hochwasser im Juni bereits das dritte in einem Zeitraum von sechs Jahren. Die Hauptursache der Überschwemmungen sind in Hochdorf meist der Tal- und der Tobelbach. Gerade an zweiterem hatte die Gemeinde in den vergangenen Jahren bereits einige Maßnahmen ergriffen. So wurden das Einlaufbauwerk am Tobelbach verbessert und Pegelsensoren eingebaut, die vor ansteigendem Wasserstand warnen. Doch all das konnte das Hochwasser nicht verhindern. „Das Wasser muss gepuffert und kontrolliert abgegeben werden“, sagt Sascha Baumann, Anwohner der Wohnanlage in der Bachstraße. „Wir brauchen schnell Regenrückhaltebecken“, erklärt er.
Gesamtschaden von etwa 3,3 Millionen Euro
Für einen möglichen Bau von Regenrückhaltebecken am Tal- und Tobelbach ist die Gemeinde auf Fördermittel des Landes angewiesen. Bislang scheiterten die Planungen jedoch stets an der Wirtschaftlichkeitsrechnung. „Relevant ist das sogenannte hundertjährige Hochwasser und die dadurch drohende Schadenshöhe auf der einen gegenüber den Kosten für die Schutzmaßnahme auf der anderen Seite“, erklärt Bürgermeister Gerhard Kuttler. Den Gesamtschaden des Hochwassers schätzt die Gemeinde auf etwa 3,3 Millionen Euro.
Die Hoffnungen der Gemeinde liegen nun auf den Ergebnissen einer Videokonferenz, die am 16. Juli stattfand. Vertreter der Gemeinde sowie Sascha Baumann als Sprecher der betroffenen Anwohner hatten ihr Anliegen der Regierungspräsidentin Susanne Bay vorgetragen. „Es ist ein gutes Signal für uns“, sagt Baumann. Er wertet das Zustandekommen des Gesprächs als Erfolg. „Wir wollen bei einer Lösung konstruktiv mithelfen“, erklärt er. Auch Bürgermeister Kuttler sieht das Gespräch als wichtigen Schritt. „Wir haben gegenüber Herrn Fraktionsvorsitzenden Andreas Schwarz (Grüne) und Frau Regierungspräsidentin Susanne Bay um Prüfung von Möglichkeiten der Anpassung der Förderrichtlinien an die Realität gebeten“, erklärt er. Die Parameter der Wirtschaftlichkeitsrechnung entsprächen längst nicht mehr der Realität. Wenn ein „hundertjähriges“ Hochwasser mittlerweile alle zehn Jahre auftrete, müsse das Schadenspotenzial in der Wirtschaftlichkeitsberechnung verzehnfacht werden, sagt Kuttler.
Anwohner fordern rasches Handeln
Im Moment werde ein aktuelles Gutachten zur Förderfähigkeit des Hochwasserschutzes in Hochdorf vom Regierungspräsidium ausgewertet, erklärt Pressesprecherin Stefanie Paprotka. Über eine mögliche Förderung könne erst im Anschluss der noch offenen Prüfung entschieden werden.
Sascha Baumann und die Anwohner der Bachstraße 3 bis 9 fordern derweil schnelles Handeln. Die Eigentümer und Bewohner hätten aktuell die Befürchtung, dass ein weiteres Hochwasser komme, bevor der Hochwasserschutz eingerichtet werde, erklärt Baumann. „Wir müssen aufs Gaspedal drücken, damit niemand etwas verzögert“, sagt er.