Wer es nicht bis zum nächsten Automaten schafft, kann sich Geld auch bringen lassen – allerdings gegen eine Gebühr. Foto: dpa

Bopfingen-Oberdorf im Ostalbkreis hat die längste Zeit eine Sparkasse gehabt: Zu wenig Kundenfrequenz, sagt der KSK-Sprecher. Ersetzt wird die Filiale wohl durch einen Automaten – der am Ortsrand beim Einkaufszentrum, nicht im Dorf, aufgestellt werden soll.

Bopfingen - Für Gunter Bühler ist der Kampf um den Erhalt der Infrastruktur in Bopfingen das tägliche Brot. Knapp 12 000 Menschen leben in der Stadt im Ostalbkreis mit ihren neun Ortsteilen. Eine Post gibt es schon länger nicht mehr, sie wurde abgelöst von einer Agentur. „Mit Müh’ und Not“, sagt der Bürgermeister, hat man ein privates Notariat erhalten. Die Kreissparkasse Ostalb unterhält noch drei Filialen. Zwei sind in Bopfingen selbst. Die dritte steht in der Ellwanger Straße, in der Mitte des Teilortes Oberdorf. Doch diese Zweigstelle ist bald Geschichte.

Zum 29. Juli soll die Filiale geschlossen und durch einen SB-Automaten ersetzt werden. Der soll nicht einmal mehr in der Dorfmitte sein, sondern am Ortsrand. Entlang der viel befahrenen Bundesstraße 29 bei einem Einkaufszentrum will die Kreissparkasse den Geldautomaten, an dem man auch Überweisungen erledigen kann, aufstellen: „Dort, wo tatsächlich etwas los ist“, wie ihr Sprecher Holger Kreuttner sagt. Die Kundenfrequenz innerorts reiche einfach nicht aus, dass sich die kleine Dependance – oder auch nur der neue Geldautomat – rechnet.

Das freut den Schultes nicht, aber er hat Verständnis. „Natürlich muss so eine Zweigstelle wirtschaftlich sein für die Sparkasse“, sagt er. Trotzdem hätten er und der Ortsvorsteher Manfred Stempfle gerne einen Automatenstandort mit Ortsbezug. „Gerade die Älteren tun sich oft schwer, zum Einkaufszentrum zu kommen“, sagt Stempfle.

Für diese Menschen hat die Kreissparkasse angekündigt, einen Bringdienst zu organisieren. Ein Laufbursche soll auf Bestellung Bares von der Bank nach Hause bringen – aber nur gegen eine Gebühr. Wie hoch die ausfallen wird, ist noch offen. Allerdings nehmen immer mehr Banken diesen Service als Trostpflaster für den Wegfall von Filialen vor Ort in ihr Angebot auf.

Die Vereinigte Volksbank in Sindelfingen hat den Bargeldservice nach Angaben ihres Sprechers Ulrich Posch vor drei Jahren eingeführt. Wer den Dienst beanspruchen will, zahlt zehn Euro je Monat und kann sich dafür bis zu 1500 Euro monatlich bringen lassen. „Das wird aber kaum genutzt“, sagt Posch. „Die meisten Kunden erledigen das lieber über Verwandte.“

Im Kreis Göppingen hat man eine andere Lösung gefunden. Dort ist seit Mitte vergangenen Jahres ein umgebauter Transporter unterwegs. Er verfügt über einen Geldautomaten, und im Innern beraten zwei Bankmitarbeiter die Kunden. Die Filiale auf Rädern fährt zu festen Zeiten fünf Stationen im Kreisgebiet an. Für das gleiche Modell hat sich die Volksbank Hohenlohe entschieden. Dort ist das „Voba-Mobil“ vor knapp drei Wochen zum ersten Mal auf Tour gegangen. Das umgebaute Wohnmobil fährt zwölf Stationen an, an denen die Bank Dependancen aufgegeben hat.

Die 52 Sparkassen in Baden-Württemberg hatten Ende 2015 nach Angaben eines Verbandssprechers noch 1927 Zweigstellen und 379 SB-Automaten. Das sind fünf Prozent weniger als noch vor zehn Jahren. Auch bei den Volks- und Raiffeisenbanken gibt es – nach vielen Fusionen – kräftigen Schwund. Mittlerweile gibt es nur noch 206 selbstständige Genossenschaftsbanken, 2004 waren es noch 262. Die Zahl der Zweigstellen im Land ist seit Ende 2004 um mehr als 13 Prozent gesunken.

Der Grund: die anhaltende Niedrigzinsphase macht den Banken zu schaffen. Außerdem erledigen immer mehr Kunden ihre alltäglichen Geldgeschäfte vom heimischen Computer aus. Nach Angaben des Sparkassenverbandes nutzen mittlerweile landesweit etwa die Hälfte der Privatkunden und zwei Drittel der Unternehmenskunden Onlinebanking.