ETFs und andere Fonds sind eine beliebte Geldanlage. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Bringt ein erfahrener Fondsmanager in Krisenzeiten Vorteile? Finanzprofessorin Christine Laudenbach ist da skeptisch.

Frau Laudenbach, braucht es in Krisenzeiten statt ETFs doch Fonds mit einem Management, das aktiv gegensteuert?

Unsere Angst vor Kontrollverlust legt das nahe. Menschen fühlen sich ja auch sicherer bei der Vorstellung, dass ein Pilot ein Flugzeug steuert als ein Computerprogramm. Bezogen auf Fonds gibt es aber keine empirischen Belege dafür, dass aktive Fondsmanager den Markt langfristig schlagen können. Wer die in den vergangenen drei Jahren ertragreichsten Fonds kauft, kann damit im nächsten Jahr schon Pech haben. Auch wenn es überdurchschnittlich erfolgreiche Fondsmanager gibt, ist es nahezu unmöglich, sie vorab zu identifizieren.

Trotzdem sind die Zuflüsse in ETFs im ersten Halbjahr noch stärker zurückgegangen als in aktive Fonds. Gelingt es letzteren besser, ihre Kunden zu halten – und ist das ein Wert an sich?

Dass aktive Fonds mehr Zulauf haben, könnte auch daran liegen, dass Menschen in unsicheren Zeiten öfter Finanzberater aufsuchen – und die verkaufen wegen der Provisionseinnahmen lieber aktiv gemanagte Fonds. Natürlich kann es besser sein, in einen aktiv gemanagten Fonds zu investieren als gar nicht. Aber die Gebühren sind eben deutlich höher als bei passiven Produkten, und man sollte sich dann schon klarmachen, wofür man die eigentlich bezahlt. Vielleicht bekommen Anleger dafür ein besseres Gefühl, eine bessere Performance aber eben nicht. Wenn es darum geht, möglichst breit diversifiziert in Aktien für die Altersvorsorge anzulegen, sehe ich keinen Grund, aktiv gemanagte Fonds zu nutzen.

Was, wenn Sparer zum Beispiel aus Gründen der Nachhaltigkeit einen Fondsmanager wollen, der ganz gezielt bestimmte Titel auswählt?

Wer den Anspruch hat, seine moralischen Wertvorstellungen bei der Geldanlage ohne Abstriche zu verwirklichen, muss sich schon sehr genau über die Zusammensetzung von Fonds informieren. Das gilt auch, wenn sie aktiv gemanagt sind, weil Nachhaltigkeit nicht für jeden das Gleiche bedeutet. Manchen ist wichtig, dass im Portfolio kein Unternehmen vertreten sind, die das Tierwohl verletzen. Andere legen mehr Wert die Zahl der Frauen im Vorstand.

In den ersten Pandemie-Jahren haben viele Deutsche die Börse für sich entdeckt. Wie groß ist die Gefahr, dass sich die Neu-Anleger nach den Kurseinbrüchen in diesem Jahr wieder abwenden?

In den 90er Jahren haben viele Menschen ihre ersten Börsenerfahrungen mit der sogenannten Volksaktie der Telekom gemacht. Das war unglücklich, weil viele tatsächlich nur diese eine Aktie gekauft haben – das Gegenteil von Risikostreuung. Das hat zu der Vorstellung beigetragen, an der Börse würden wenige ganz reich, und die anderen verlören alles. Die Börse ist aber kein Roulette – solange man eben nicht nur auf einzelne Werte setzt und Zeit hat, Krisen auszusitzen. Das wird inzwischen besser verstanden. Es hilft auch, dass man heute mit sehr kleinen Beträgen anfangen kann, Fondssparpläne gibt es zum Beispiel schon zu Raten von 25 Euro im Monat. Wer keine großen Summen investiert, kann Schwankungen auch besser aushalten. Und je mehr das machen, desto mehr wird auch über Finanzen geredet. Es gibt mittlerweile Podcasts und Blogs, die das Thema für ganz unterschiedliche Zielgruppen aufbereiten – dadurch ist es leichter geworden, sich damit auseinanderzusetzen.