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Viele Banken haben ihre Gebühren erhöht. Auf der Suche nach Alternativen sollten Kunden neben den Kosten auch die Nutzungsbedingungen beachten. Bei Angeboten mit ungewöhnlich hohen Zinsen ist Vorsicht angebracht.

Frankfurt - Es gibt sie noch: Sparkonten, bei denen die Zinsen nicht von der Inflationsrate aufgezehrt werden. Ein Festgeldkonto mit einer Verzinsung von 3,5 Prozent ist beispielsweise auf dem Online-Portal Weltsparen zu finden. Es ist auf die Vermittlung von Konten bei ausländischen Banken spezialisiert, hat aber auch deutsche Partner im Boot. Alle Institute unterliegen den EU-Regeln für die Sicherung von Bankeinlagen, wie die Macher von Weltsparen betonen. Mit dem gleichen Argument werben auch andere Vergleichsportale für Sparkonten im EU-Ausland.

 

Tatsächlich müssen nach EU-Recht alle Mitgliedstaaten gewährleisten, dass die Bankeinlagen eines jeden Kunden bis zu einer Höhe von 100 000 Euro gesichert sind. Geht die Bank pleite, muss eine von der Branche finanzierte Entschädigungseinrichtung einspringen. In Deutschland versprechen die Kreditinstitute sogar ein höheres Sicherungsniveau: Jenseits des gesetzlich vorgeschriebenen Schutzumfangs gibt es dafür bei den privaten Banken einen Einlagensicherungsfonds. Bei Sparkassen, öffentlichen Banken sowie den Volks- und Raiffeisenbanken greift die sogenannte Institutssicherung.

Höhere Zinsen bedeuten mehr Risiko

Selbst ein mehrstufiges System wie das deutsche könnte an seine Grenzen geraten, wenn es in einer großen Krise zu einer ganzen Serie von Bankpleiten käme. Umso zweifelhafter ist die Stabilität der Einlagensicherung in Ländern, in denen heute schon viele Institute angeschlagen sind. In Griechenland, Zypern, Portugal und Italien beispielsweise ächzen viele Banken unter faulen Krediten.

Dass Banken aus diesen Ländern vergleichsweise hohe Zinsen bieten, ist also kein Zufall. Anders als deutsche Institute schwimmen sie nicht in Liquidität, sondern wollen mehr Einlagen akquirieren. Die höhere Verzinsung gibt es nur, weil eben auch das Risiko etwas größer ist als bei einer hiesigen Bank. „Die Einlagen im EU-Ausland sind nicht gleich sicher. Gerät eine Bank in Schwierigkeiten und reichen die Mittel der Einlagensicherung nicht aus, muss sich zeigen, ob politischer Willen vorhanden ist, im Notfall mit Steuergeld einzuspringen“, warnt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Wir raten Sparern, die Wert auf Sicherheit legen, Tages- oder Festgeld bei Banken in Deutschland mit gesetzlicher deutscher Einlagensicherung anzulegen.“

Fremdwährungen

Die höchsten Zinsen finden sich auf den Vergleichsportalen bei Festgeldkonten in anderen Währungen. Die angesprochenen 3,5 Prozent jährlich gibt es zum Beispiel auf einem Konto bei einer lettischen Bank, die die Mindesteinlage von 20 000 Euro in Dollar umtauscht. Einlagen in Fremdwährungen sind mit einem Wechselkursrisiko verbunden: Sollte der Dollar gegenüber dem Euro an Wert verlieren, so würde dies die Zinserträge schmälern oder sogar auffressen. Umgekehrt wäre eine Dollar-Aufwertung natürlich positiv für den Anleger – aber die Entwicklung ist schwer zu prognostizieren.

Bei deutschen Banken liegen die Zinsen selbst bei Einlagen, die für fünf Jahre auf einem Festgeldkonto geparkt werden, in der Regel unter einem Prozent. Hier und da wird für Neukunden etwas mehr geboten – doch der Sonderzins gilt meistens nur für einen befristeten Zeitraum, manchmal auch nur für Guthaben bis zu einer bestimmten Höhe. Als Baustein einer langfristigen Strategie, bei der Bankeinlagen mit riskanteren Anlagen wie etwa Aktien kombiniert werden, sind Festgeldkonten aber durchaus sinnvoll.

Prämien für Wechselwillige

Neben Sonderzinsen gibt es noch eine andere Form der Kundenwerbung: Gutschriften von bis zu 100 Euro bei Eröffnung eines Kontos. Derartige Prämien werden nicht nur für Sparkonten, sondern auch für einfache Girokonten angeboten. Ob sich dafür allerdings der Wechsel zu einer anderen Bank lohnt, sollten Verbraucher sorgfältig prüfen: Fallen für das neue Konto höhere Gebühren an, so ist die Prämie oft schnell wieder aufgezehrt. Bei kostenlosen Girokonten wiederum lohnt ein genauer Blick auf die Nutzungsbedingungen.

Gebührenfreie Konten „ohne Wenn und Aber“ bieten laut einem Überblick der Stiftung Warentest vor allem Direktbanken an. Hier müssen die Kunden auf den Service einer Filiale mit persönlichen Ansprechpartnern verzichten. Im Alltag dürfte das vielen nicht schwerfallen – geht aber einmal die EC-Karte verloren, so steht bei einer Direktbank eben kein Schalter als Alternative fürs Geldabheben bereit. Zudem gibt es gelegentlich Beschwerden über die telefonische Erreichbarkeit einiger Direktbanken. Die Handy-Bank N 26 bietet anstelle einer Telefon-Hotline nur einen Chat an und verspricht, Kunden bei Bedarf zurückzurufen – was in der Vergangenheit allerdings nicht immer geklappt hat.

Es gibt auch Filialbanken, die Girokonten gebührenfrei anbieten. Hier gelten laut Stiftung Warentest aber meistens gewisse Bedingungen: Mal sind die Angebote auf eine bestimmte Region begrenzt, mal müssen die Kunden den Eingang einer monatlichen Mindestsumme gewährleisten. Aktuell wirbt die Commerzbank allerdings für ein kostenloses Modell ohne solche Einschränkungen für Neukunden, die ein Konto online eröffnen. Generell gilt: Soweit Filialbanken kostenlose Konten anbieten, ist in der Regel nur die Online-Nutzung gebührenfrei. Anders als bei den Direktbanken stehen aber Filialen als Back-up bereit.