Handelssaal der Frankfurter Börse Foto: dpa

Niedrige Zinsen machen Sparern zu schaffen – können sie oft doch nicht einmal den Wert ihres Vermögens erhalten. Doch die Aktienmärkte wirken ebenfalls nicht gerade einladend.

Frankfurt - Gerade senken auch Direktbanken wieder den Zinssatz für Tagesgeld – auf 0,2 Prozent, für größere Beträge gar auf nur noch 0,1 Prozent. Wer 1000 Euro ein Jahr lang parkt, bekommt da gerade mal einen Euro. 25 Prozent Abgeltungsteuer abgezogen, bleiben 75 Cent, von denen dann gegebenenfalls noch Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag abgehen. Immerhin, denn Sparkassen und Volksbanken sind bei Tagesgeld-Offerten schon längst bei Zinssätzen von 0,03 Prozent angelangt – das sind vor Steuern 30 Cent für 1000 Euro. Selbst solide zehnjährige Bundesanleihen lohnen bei einer Rendite von 0,1 Prozent nicht mehr. Als Alternative bleiben solide Aktien.

Die ersten Wochen des Jahres haben aber gezeigt: Wer auf Aktien setzt, braucht gute Nerven und muss zwischenzeitlich sinkende Kurse verkraften können. Auf lange Sicht, sagen Experten, rechnen sich Aktien gleichwohl, zumal in vielen Fällen jedes Jahr eine Dividende herausspringt.

Ein Blick allein auf den Deutschen Aktienindex (Dax), in dem die 30 wichtigsten deutschen Aktien zusammengefasst sind, sorgt für Ernüchterung. Seit Anfang des Jahres hat er rund neun Prozent verloren, zwischenzeitlich waren es sogar mehr als 18 Prozent. Aktiensparen erscheint derzeit auch problematisch, weil das Umfeld schwierig ist. Die Konjunkturaussichten sind unklar, der niedrige Ölpreis ist gut für Verbraucher, weil Heizöl und Sprit billig sind, andererseits gilt er als Indiz für Konjunkturprobleme, weil er auf eine schwache Nachfrage deutet – und macht zudem Firmen das Leben schwer, die vom Geschäft mit den Ölförderstaaten leben. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Zinsen niedrig, was ebenfalls als Krisenzeichen gilt. Damit soll neben der niedrigen Inflation auch die schwache Konjunktur in Südeuropa angekurbelt werden. Nicht zuletzt belasten die Konflikte im Nahen Osten, die Flüchtlingskrise und der mögliche Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit) auch die Börsen.

Aktien sollten langfristig angelegt werden

Trotzdem trommeln Experten gerade in diesen Tagen mit Blick auf den Vermögensaufbau, eine nachhaltige Geldanlage und die Altersvorsorge für Aktien – sofern das Geld langfristig und damit für mindestens fünf, eher zehn bis 15 Jahre angelegt und in dieser Zeit nicht benötigt wird. „Mit einem breit gestreuten Investment in Aktien oder Aktienfonds erzielen Anleger langfristig sehr gute Renditen“, sagt Christine Bortenlänger, Chefin des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Im Schnitt der letzten 40 Jahre seien das pro Jahr – Dividenden eingerechnet – zwischen sieben und neun Prozent gewesen. „Mit einer solchen Rendite verdoppelt sich das eingesetzte Vermögen etwa in 10 bis 15 Jahren.“ Wer bei einer Anlage mit festen Zinsen ein Prozent erhält, braucht dafür mit Zinseszins-Effekt rechnerisch 70 Jahre – Steuern nicht eingerechnet.

So gesehen ist nach ihrer Ansicht wie auch nach Auffassung des gemeinnützigen Verbraucherportals Finanztip der Einstieg in die Aktienanlage immer möglich. „Auf lange Sicht waren Börsen keine Geldvernichtungsmaschine“, sagt Markus Neumann von Finanztip. Kurz- und mittelfristig, also innerhalb von Monaten oder einigen Jahren, sind die Schwankungen aber stark, und es kann auch zu deutlichen Verlusten kommen, wie Anfang des Jahrtausends oder im Zuge der Finanzkrise 2008. Und es kann Jahre dauern, bis ein solcher Einbruch ausgeglichen ist. „Langfristig orientierte Anleger können das tägliche Auf und Ab an den Aktienmärkten aber gelassen verfolgen“, betont Neumann.

Aktuell wie generell gilt, so die Experten, folgender Grundsatz: Wer am Aktienmarkt einsteigt, sollte sich das Unternehmen jeweils genau anschauen und dessen Geschäft verstehen. Und das Risiko streuen, indem er auf Aktien mehrerer Unternehmen setzt. „Läuft es bei einer Firma nicht so gut, wird das von anderen Konzernen ausgeglichen, deren Geschäfte und Aktienkurse sich gerade besser entwickeln“, sagt Neumann. Aktuell sprechen auch die Dividenden für Aktien. „Mit über 38 Milliarden Euro werden die deutschen Unternehmen 2016 so viel Dividende ausschütten wie nie zuvor“, heißt es in einer Analyse der DZ-Bank. Im Einzelfall entspricht das einer Rendite (bezogen auf den Aktienkurs) von mehr als acht Prozent. Im Schnitt sind es mehr als drei Prozent.

Auch ein Sparplan ist möglich

Wer nicht selbst auswählen kann oder will, kann auf Aktienfonds setzen. Oder auf börsengehandelte Index-Fonds (ETFs). In einem Aktienfonds wird eine Vielzahl von Aktien gebündelt, ein Fondsmanager entscheidet, welche Papiere wann ge- und verkauft werden. Diese Arbeit lässt er sich vom Anleger natürlich gut bezahlen. ETFs dagegen kaufen keine ausgewählten Aktien, sondern bilden einfach einen Index nach, etwa den Dax oder den Welt-Aktienindex MSCI-World. Das ist erheblich kostengünstiger als der Kauf einzelner Aktien oder eines Aktienfonds. Und die Aktienanlage wird breit gestreut: Der MSCI etwa deckt weltweit 1600 Standardaktien aus 23 Ländern ab.

Eine Investition in einen Index ist auch über einen Sparplan möglich. „Das geht bei manchen Banken schon ab 25 Euro monatlich“, weiß Neumann. „Ein Sparplan auf einen MSCI-World ETF ist ein sehr guter Baustein für den langfristigen Vermögensaufbau.“ Das für die Aktienanlage notwendige Wertpapierdepot kann mittlerweile bei Online-Banken kostenfrei eingerichtet werden. Klar ist nach den Worten von Neumann aber auch: „Das richtige Aktienportfolio für alle gibt es nicht. Vor jeder Investition müssen Sparer entscheiden, wie lange sie auf ihr Geld verzichten und welche Verluste sie zwischenzeitlich ertragen können.“