Ulrich Goll. Foto: dpa

Landesjustizminister Ulrich Goll gerät beim Thema Waffenbesitz immer stärker unter Druck.

Stuttgart - Was harmlos begann, wird für den Betroffenen zum Problem: Ulrich Goll fühlt sich mit Pistole sicherer als mit Personenschützern und gerät deshalb zunehmend in Erklärungsnot.

Der Landeschef der Polizeigewerkschaft, Rüdiger Seidenspinner, gilt als besonnen, doch am Montag war er massiv verärgert. "Unsere Kollegen sind geladen vor Wut. Die Äußerungen von Herrn Goll sind absolut daneben. So geht das nicht", sagte Seidenspinner unserer Zeitung und reagierte damit auf Äußerungen des Justizministers in den vergangenen Tagen.

Erst hatte der FDP-Politiker überraschend mitgeteilt, eine Pistole und einen Revolver zu besitzen und seit 1996 regelmäßig am Schießtraining der Polizei teilzunehmen. Wenige Tage später hatte er seinen Waffenbesitz mit Skepsis gegenüber der Arbeit von Leibwächtern verteidigt. "Wenn man dem Günther Oettinger eine Torte auf die Brust werfen kann, dann weiß ich eigentlich schon alles. Und die Personenschützer machen erstaunte Gesichter", hatte Goll an einen Angriff auf den damaligen Ministerpräsidenten im November 2007 erinnert.

"Was der Justizminister gesagt hat, kann nicht akzeptiert werden"

Doch Golls Kritik an den Leibwächtern, die bei der Landespolizei ausgebildet werden, sorgt nicht nur in Polizeikreisen, sondern auch innerhalb der CDU-FDP-Regierung inzwischen für Kopfschütteln. "Das ist eine Respektlosigkeit gegenüber allen Polizisten, die im Zweifelsfall ihr Leben für die Schutzperson riskieren", hieß es am Montag aus dem Kabinett von Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU).

Goll hatte betont, es habe wiederholt Bedrohungssituationen gegen seine Person gegeben, er habe deshalb ein Anrecht auf Leibwächter, lehne das aber ab. Seine beiden Waffen seien für ihn eine "beruhigende Kompensation". Unklar ist, ob der Justizminister gelegentlich eine der Waffen bei sich trägt. "Er dürfte sie dabeihaben, weil er im Besitz eines Waffenscheins ist. Aber ob er sie mit sich führt, dazu geben wir keine Auskünfte", sagte Golls Sprecher.

Aus Sicht der Polizeigewerkschaft sollte Goll seine Waffen abgeben und sich von seinen Aussagen über die Personenschützer distanzieren. "Was der Justizminister gesagt hat, kann nicht akzeptiert werden", so Seidenspinner.