Minister in Aktion: Im vergangenen Sommer markierte Hermann bei Esslingen den ersten Richtungspfeil auf einer Autobahnauffahrt Foto: Max Kovalenko

Baden-Württemberg hat kräftig aufgerüstet im Kampf gegen Falschfahrer. Erfolge haben sich allerdings noch keine eingestellt – zumindest keine messbaren.

Baden-Württemberg hat kräftig aufgerüstet im Kampf gegen Falschfahrer. Erfolge haben sich allerdings noch keine eingestellt – zumindest keine messbaren.

Stuttgart - Es war im Herbst 2012, als eine unheimliche Serie von Falschfahrer-Unfällen Deutschland erschütterte. Binnen weniger Wochen ließen mindestens 19 Menschen bei Frontalzusammenstößen auf der Autobahn ihr Leben. Die Politik diskutierte wild – von Warnschildern bis Nagelbrett –, am Ende passierte wenig bis nichts. Zumindest in Baden-Württemberg konnte man sich auf den kleinsten, da kostengünstigsten Nenner einigen: Richtungspfeile an den Auffahrten zu Autobahnen und vierspurigen Bundesstraßen.

Knapp anderthalb Jahre später ist es Zeit für eine erste Bilanz. Nach Angaben des Verkehrsministeriums in Stuttgart sind die Markierungsarbeiten an sämtlichen Anschlussstellen (rund 150) sowie an Tank- und Rastanlagen (40) mittlerweile abgeschlossen. Entlang der vierspurigen Bundesstraßen in Baden-Württemberg sollen die Arbeiten im Laufe des Jahres beendet werden. Die Regierungspräsidien liegen damit im Zeitplan.

Etwas schwieriger verhält es sich nach Auskunft einer Sprecherin von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) mit den Markierungen an den Knotenpunkten. Sie sollen ein versehentliches Auffahren auf die falsche Rampe verhindern. „Wir haben sämtliche Punkte überprüft. Das ist zum Teil sehr aufwendig, da jede Anschlussstelle anders gestaltet ist“, sagt die Sprecherin. Doch auch da wollen die Regierungspräsidien spätestens bis Jahresende mit ihrer Pinselarbeit fertig sein.

Die Kosten für sämtliche neuen Pfeile belaufen sich auf 1 bis 1,5 Millionen Euro. Je nach Auffahrt fallen für eine Markierung inklusive Personal, Absperrung etc. 5000 bis 7000 Euro an. Hermann hält die Kosten angesichts der Schwere möglicher Falschfahrer-Unfälle für angemessen.

Studenten tüfteln an System mit Lichtschranke

Nicht messen lässt sich der Erfolg dieser Maßnahmen. Geisterfahrer werden in der Unfallstatistik nicht gesondert aufgelistet. Was es gibt, ist die Zahl der gemeldeten Falschfahrer. Dort gab es im vergangenen Jahr sogar einen Anstieg von 342 (2011), 339 (2012) auf 410 Meldungen. Die Zunahme ist jedoch wenig aussagekräftig, sie kann auch andere Gründe haben – etwa die vermehrte Nutzung von Handys und Smartphones.

Gegen Geisterfahrer in Selbstmordabsicht vermögen die Fahrbahnpfeile ohnehin nichts auszurichten. Die meisten Falschfahrer steuern aber irrtümlich und unabsichtlich in die falsche Richtung.

Zwei Studenten aus Heilbronn haben unterdessen ein System entwickelt, das Falschfahrer besser warnen könnte: Lichtschranken. An Auffahrten angebracht, senden sie ein optisches oder akustisches Signal, sobald ein Auto in falscher Richtung die Schranke überfährt. Die Stromversorgung übernehmen Solarmodule. „Die Lichtschranken funktionieren autonom; Autos müssten nicht mit einem eigenen Gerät ausgestattet werden“, preist Projektleiter Tobias Hock die Vorzüge des Systems.

Der Student (Studiengang: Automotive Systems Engineering) der Hochschule Heilbronn und sein Partner erproben derzeit den Prototypen. Die Kosten sind nicht ohne: Rund 5000 Euro würde eine Warnschranke kosten, sollte sie einmal in Betrieb gehen. Bei rund 9000 Anschlussstellen in Deutschland wären das 45 Millionen Euro. „Das klingt natürlich nach viel, aber im Verhältnis zum Nutzen wäre es das gar nicht“, sagt Hock. Um das Projekt weiter voranzutreiben, betreiben die Studenten Fundraising, also Spendensammeln via Internet.

Im Verkehrsministerium ist man skeptisch. „Das System würde nur bei einer flächendeckenden Ausstattung Sinn machen“, sagt die Sprecherin. „Angesichts der Kosten ist das aber nicht zu leisten.“