Frisches Obst und Gemüse ist bei der Kundschaft auf dem Geislinger Wochenmarkt besonders gefragt. Foto: Ines Rudel

Wenn das Kaufland schließt, gibt es frische Lebensmittel nur noch auf dem Wochenmarkt – nun sollen sich Profis um das richtige Angebot kümmern.

Geislingen - Mittwochs in der Geislinger Altstadt und samstags in der Hirschstraße im Stadtteil Altenstadt lädt der Wochenmarkt zum Bummeln und Einkaufen ein. An beiden Standorten sollen das Warenangebot ausgeweitet und die Märkte mit Hilfe von Aktionstagen aufgewertet werden. Der Gemeinderat hat dazu einen Vertrag mit der Deutschen Marktgilde abgeschlossen, die als Verband von Markthändlern bundesweit rund 200 Märkte an 125 Standorten betreut. Die Kommune ist bereit, die Marktgilde in den ersten drei Jahren mit einem Organisationskostenzuschuss von jährlich 4800 Euro zu unterstützen.

Mehr Kunden in die Einkaufsmeile locken

Die Geislinger Verwaltung verspricht sich von der Neuerung eine professionelle Begleitung und Organisation der beiden beliebten Wochenmärkte. Damit soll besonders die schöne Geislinger Altstadt als Einkaufsmeile aufgewertet werden, das ist längst ein erklärtes Ziel der Geislinger Geschäftsinhaber und der städtischen Verwaltung. Darauf zielt auch der bereits angestoßene Stadtmarketingprozess ab, in dessen Rahmen die Fußgängerzone neu beflaggt und mit einem Straßenklavier bestückt wurde. Mit einer neuen Beschilderung versucht die Kommune zudem die Kundenströme des nur wenige hundert Meter entfernten City Outlets neben der WMF-Fischhalle in die Altstadt zu lotsen.

Wenn das Kaufland schließt, bleiben nur noch die Märkte übrig

Auch die Rolle der Wochenmärkte hat die Verwaltung unter die Lupe genommen. Die wissenschaftliche Untersuchung durch einen Geislinger Betriebswirtschaftsstudenten, der in diesem Zusammenhang auch Kunden befragt hatte, ergab, dass die Märkte beliebt sind, aber noch attraktiver werden sollten. Überdies könnte die Bedeutung der Märkte für die wohnortnahe Grundversorgung künftig noch steigen, wenn – wie bereits angekündigt – mit dem Kaufland bald noch der letzte Lebensmittelanbieter seine Niederlassung nahe der Geislinger Altstadt schließen wird.

Einen fehlenden Lebensmittelsupermarkt könne man mit den Wochenmärkten zwar nicht ersetzen, erklärte Eva-Maria Kamrad von der Deutschen Marktgilde, aber sie wolle ihr Bestes geben, um das Marktangebot in Geislingen attraktiver zu gestalten. Die Leiterin der bayerischen Niederlassung der Marktgilde, deren Zentrale im hessischen Eschenburg angesiedelt ist, betreut Wochenmärkte in ganz Süddeutschland. Sobald der mit der Stadt ausgehandelte Vertrag vorliege, wolle sie beispielsweise die Geislinger Marktbeschicker zu einer Händlerversammlung einladen und über geeignete saisonale Aktionen beraten.

Die Händler wünschen sich eine professionellere Organisation

Die Marktgilde wird die Geislinger Märkte von Mai an, und zunächst auf drei Jahre befristet, ausrichten, sagte Kamrad. Zum ersten Markt unter neuer Leitung möchte sie den Oberbürgermeister Frank Dehmer als Eröffnungsredner einladen und möglichst auch schon ein kleines Rahmenprogramm anbieten. „Irgendetwas Saisonales, eine Spargelschälaktion beispielsweise“ sei dazu denkbar. Die Marktgilde finanziere sich über die Standgebühren, die in Geislingen erhöht worden seien. Dies sei im Einvernehmen mit den Anbietern geschehen, die angeboten hätten mehr zu bezahlen, wenn der Markt im Gegenzug professioneller organisiert würde, sagte die Marktgilde-Sprecherin.

„Wir sind die Spezialisten“

Geislingen - Vom bayerischen Regionalbüro aus kümmert sich Eva-Maria Kamrad um Märkte zwischen München und Stuttgart. Sie ist beim Verband der Markthändler, der Genossenschaft Deutsche Marktgilde, angestellt.

Frau Kamrad, ist der Süden der Republik noch ein Markt-Entwicklungsgebiet?
Das eigentlich nicht, denn Wochenmärkte gibt es ja fast in allem Kommunen, und die meisten funktionieren auch gut. Wir haben uns bisher mehr in der Mitte und im Norden engagiert, weil unsere Zentrale im hessischen Eschenburg liegt.
Und warum werden Sie engagiert?
Wir werden meist engagiert, wenn sich eine Kommune aus personellen Gründen nicht selbst ausreichend um ihren Wochenmarkt kümmern kann. Das kann etwa bei kleineren Orten passieren, die kein eigenes Marktamt haben und bei denen diese Aufgaben nebenbei erledigt werden.
Und Sie haben solches Personal?
Ja, wir beschäftigen an jedem Standort einen Marktmeister. Auch für Geislingen suchen wir jemanden. Um die allgemeinen Vorbereitungen kümmere ich mich zunächst aber gerne selbst. Ich war schon mehrmals in Geislingen und habe mit der Verwaltung und den örtlichen Markthändlern gesprochen.
Was wollen Sie in Geislingen verbessern?
Zunächst möchte ich das Angebot genau analysieren, dafür sind wir Spezialisten. Offenbar fehlen Händler, die Fisch und Käse anbieten, das möchte ich überprüfen. Damit die beiden Wochenmärkte attraktiver werden, brauchen wir ein umfassendes Warenangebot und sicher auch Aktionen zu saisonalen Angeboten wie Spargeltage oder einen Rosenmarkt.
Und was ist besonders gefragt?
Obst und Gemüse, am liebsten regional erzeugt, sind sehr wichtig. Nach all den Lebensmittelskandalen möchten die Kunden wissen, woher die Ware kommt. Auch Bioqualität ist gewünscht, aber Regionalität geht bei der Kundschaft vor.