Während die Fabrikverkäufe brummen, sorgen sich die Geislinger Einzelhändler über leer stehende Läden in der Fußgängerzone. Auch das Sonnecenter am Ende der Geislinger Fußgängerzone in der Oberen Stadt benötigt dringend einen Ankermieter. Foto: Michael Steinert

Das Outlet bei der WMF-Fischhalle in Geislingen darf jetzt auch Bekleidung und Schuhe verkaufen. Das ruft die IHK auf den Plan.

Geislingen - In Sorge um die Einzelhändler hat die Industrie- und Handelskammer Göppingen (IHK) an den Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer geschrieben. Sie warnt in dem Brief vor einer nachhaltigen Abwärtsentwicklung des Sektors, wenn künftig in den Fabrikverkäufen Geislingen auch Bekleidung und Schuhe angeboten werden dürfen. Veränderungen der Sortimente sollten behutsam und zeitlich gestreckt vorgenommen werden, mahnt der IHK-Geschäftsführer Peter Saile. Der Faktor Zeit sei auch angesichts des von der Stadt eingeleiteten Marketingkonzepts wichtig. Damit möchte die Kommune ihre Attraktivität als Einkaufsstadt steigern.

Die Kundenzahl in den Fachgeschäften könnte sinken

In der Diskussion über die Zukunftsfähigkeit des Geislinger Einzelhandels begründet die IHK ihre Bedenken bezüglich der Sortimentserweiterung bei den Fabrikverkäufen Geislingen mit der neuen Verteilung der Verkaufsflächen. Der Geislinger Gemeinderat hatte im April der Mutschler Outlet Geislingen Gesellschaft, der Inhaberin der Fabrikverkäufe, erlaubt, künftig auf 1200 Quadratmetern Bekleidung und auf 300 Quadratmetern Schuhe zu verkaufen. Diese Dimensionen seien, „so hoch wie in den entsprechenden Fachgeschäften der traditionellen Geislinger Einzelhandelslagen zusammen“, gibt die IHK zu bedenken.

Wenn die Sortimente in den Fabrikverkäufen attraktiver werden, könnte die Kundenzahl im Geislinger Einzelhandels sinken. Peter Saile spricht außerdem von einer besonderen Geislinger Situation, unter der die Händler litten. Diese ergebe sich aus der Zersplitterung der Verkaufslagen auf mehrere Standorte in der Oberen Stadt, in Altenstadt und auf das neue Einkaufszentrum Nel Mezzo an der Bundesstraße 10.

Eigentlich ist die Fußgängerzone sehr attraktiv

Wenig anziehend auf Kunden erscheinen zudem leer stehende Läden in der Fußgängerzone – obwohl sie dank ihrer historischen Gebäude eigentlich sehr attraktiv ist. Die wegen der Wirtschaftsstruktur stets klamme Stadtverwaltung kann ihre eigenen Denkmale nur sehr langsam sanieren, unterstützt aber dafür seit Jahren Investitionen der Hausbesitzer in deren Altstadtimmobilien.

Leerstand gibt es außerdem im Sonnecenter in der Oberen Stadt. Dieses in die Jahre gekommene Einkaufszentrum hat mit dem Wegzug des Mediamarktes seinen Ankermieter verloren und an Attraktivität eingebüßt. Seit Jahren sucht die Fachpartner Gewerbe-Immobilien Gesellschaft Göppingen neue Mieter für das Center in dem „sehr, sehr schwierigen Umfeld“. Und während sich das Tochterunternehmen noch redlich müht, investiert die Göppinger Kreissparkasse als Mutterhaus fast zwei Millionen Euro in die Sanierung ihrer nahe gelegenen Filiale am Rande der Geislinger Altstadt.

Das Marketingkonzept braucht Zeit

Dem Oberbürgermeister kann das nur recht sein. Frank Dehmer freut sich über jeden Baukran in der Stadt, wie er sagt. Verwaltung und Gemeinderat haben zudem ein Marketingkonzept zur Attraktivitätssteigerung auf den Weg gebracht. Damit sollen auch die Kundenströme der Fabrikverkäufe beispielsweise durch die Fabrikstraße oder durchs Gerberviertel in die Altstadt gelenkt werden. Während der Oberbürgermeister die Belebung der Stadt parallel zur Umstrukturierung der Fabrikverkäufe durch Mutschler vorantreiben möchte, fordert Saile eine zeitliche Streckung bei der Veränderung der dortigen Sortimente, denn das Marketingkonzept brauche Zeit. Angesichts der Menge an Akteuren und der nötigen Investitionen im öffentlichen Raum, in private Immobilien und in die Gastronomie müssten sich diese Aktivitäten erst entfalten können, so Saile.