Das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation Stuttgart, die Hochschule der Medien Stuttgart und die Hochschule Geislingen wollen in der bisherigen WMF-Lehrlingswerkstatt das geplante Gründer- und Innovationszentrum Geislingen gemeinsam mit der Kreissparkasse Göppingen einrichten. Foto: Michael Steinert

Geislingen gibt mächtig Gas in Sachen Innovation und hat dazu eine Reihe namhafter Mitstreiter ins Boot geholt.

Geislingen - Möglicherweise kann das geplante Geislinger Gründer- und Innovationszentrum bereits im Spätherbst in Betrieb gehen. Darauf hofft zumindest der aus Göppingen stammende Rektor der Hochschule der Medien Stuttgart (HDM), Alexander Roos. Die Hochschule möchte die im Vergleich zu Stuttgart günstigen Geislinger Flächen für Neugründer nutzen. Gemeinsam mit der Hochschule Geislingen, dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation Stuttgart und der Stadt Geislingen gehört die HDM zu den Initiatoren des Projekts, das auf dem Gelände der WMFin Geislingen angesiedelt wird. Die Federführung hat die Kreissparkasse Göppingen übernommen.

Der Sparkassenchef wirbt bei Unternehmern

Bereits in der kommenden Woche werden die Eckdaten für die Gründergesellschaft im Initiatorenkreis diskutiert, kündigte der Göppinger Kreissparkassenchef Hariolf Teufel an. Ende Juli solle dann der Verwaltungsrat über die finanzielle Beteiligung befinden, die der Sparkassenvorstand wegen der positiven Effekte für Betriebe in der Region empfehle. „Wir haben bereits zwei konkrete Rückmeldungen von Unternehmen“, sagt Teufel, der bei der Wirtschaft für die Freiräume in den geplanten Ideenlabors wirbt. Auch Fördergeld des Landes soll eingeworben werden.

Die WMF erneuert ihr Angebot

Monatelang herrschte Funkstille zu den Plänen um das ersehnte Gründer- und Innovationszentrum. Mancher Lokalpolitiker sorgte sich bereits, ob es überhaupt zu der begehrten Ansiedlung kommen würde angesichts des WMF-Verkaufs durch den amerikanischen Finanzinvestors Kohlberg Kravis Roberts (KKR) an die für Küchengeräte-Marken wie Moulinex und Krups bekannte Groupe SEB aus Lyon. Nun bestätigte ein WMF-Sprecher, das Unternehmen werde Flächen für das Zentrum zur Verfügung stellen, zwar nicht wie gedacht im sogenannten Millionenbau, sondern in der WMF-Lehrlingswerkstatt. Das Unternehmen könne sich auch Kooperationen mit den Ansiedlern, namentlich mit der HDM vorstellen. Ähnlich wie bei der von der WMF finanzierten Stiftungsprofessur Nachhaltiges Produktmanagement an der Hochschule Geislingen seien durch Kooperationen Prozessoptimierungen und Innovationen für die WMF zu erwarten.

Solche Schnittmengen erwartet auch Alexander Roos. Der Rektor der Stuttgarter Hochschule der Medien lobt den Standort Geislingen, weil er hier eine große Dichte innovativer Mittelständler sieht. „Für diese kurzen Wege zwischen Hochschule, Start ups und potenziellen Kunden beneiden uns unsere europäischen Nachbarn wie die Niederlande oder Großbritannien.“ Solche lokalen Stärken möchte Roos intensiv nutzen. Der Fachmann für Management, Organisation, Marketing und Electronic Business würde sich am Gründerzentrum erste Aktivitäten im Spätherbst wünschen.

Die Digitalisierung eröffnet Start ups neue Märkte

Für den HDM-Part seien lediglich ein paar hundert Quadratmeter Bürofläche nötig für innovative Studententeams, die bereits im Studium Startups gründeten wie beispielsweise HDM-Gameerfinder, die Spieleanwendungen für die Prozessveränderungen einer Großbank entwickelten oder gemeinsam mit Medizinern Spiele auf die Bedürfnisse von Rehapatienten anpassten. Grundsätzlich seien Neugründer dank der Digitalisierung vieler Anwendungen heute viel schneller und vor allem branchenübergreifend am Markt, und Zwischenhändler fielen weg, beschreibt der Rektor die wachsende Dynamik.

Auch das gemeinsam von der Universität Stuttgart, HDM und dem Fraunhofer-Institut entwickelte Konzept zur Unterstützung von Neugründungen, genannt Startec, soll in Geislingen angesiedelt werden. Dabei erhalten die Jungunternehmer drei Monate lang ein intensives Coaching und Mentoring, damit ihr Vorhaben schneller und erfolgreicher den Marktzugang schafft. Solche Seminare werden bereits gemeinsam mit der Gesellschaft Technologie-Transfer-Initiative der Uni Stuttgart, der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und der Landeshauptstadt Stuttgart an verschiedenen Standorten organisiert.