Die Bauarbeiter verpassen dem Großprojekt noch den letzten Schliff, das sich von der Energieschleuder zum Energieerzeuger gemausert hat. Foto: Horst Rudel

Mehr Licht, mehr Raum und mehr Energie vereinigt das runderneuerte Michelberggymnasium, das für 19,6 Millionen Euro saniert wurde – und viel Zoff ausgelöst hatte.

Geislingen - Eines der größten und aufregendsten Bauprojekte in Geislingen neigt sich dem Ende zu. Wenn das sogenannte Absorberkollektorendoppeldach fertig ist, verfügt die Stadt nicht nur über eine runderneuerte Schule, sondern auch über ein ökologisches Vorzeigeprojekt, denn der Umbau hat das Michelberggymnasium in ein Energieplusgebäude verwandelt. Es erzeugt mehr Energie als es verbraucht. Die Umsetzung dieser Konzeption des Siegener Architekten Horst Höfler hatte wegen der mehrfach gestiegenen Baukosten die Nerven der Beteiligten stark strapaziert. Und inzwischen liegt die Bausumme bei 19,6 Millionen Euro.

Mehr Licht, mehr Raum, mehr Energie

Die Schule wird an diesem Freitag mit einem Festakt eingeweiht. Voller Stolz führt Heiner Sämann schon mal seine Gäste durch die Schule, die endlich auch über genügend Arbeitsbereiche für den Ganztagsbetrieb mit 600 Schülern verfügt. Das Herzstück des Umbaus ist die großzügige Eingangshalle, die den Innenhof, „mit dem eigentlich niemand etwas anfangen konnte“, ersetzt, wie sich der Rektor erinnert. Wer nach oben schaut, erkennt die Fotovoltaikelemente in dem Glasdach, die nicht nur Energie erzeugen, sondern bei starkem Sonneneinfall gleich noch als Schattenspender fungieren.

Viele weitere clevere Ideen ziehen sich durch das freundlich gestaltete Schulgebäude. Es gibt von Oberlichtern erhellte Tischgruppen für die Gruppenarbeit. Sichtkontakt zu den angrenzenden Klassenzimmern garantieren innen liegende Fenster, deren Durchsichtigkeit bei Bedarf aufgehoben werden kann. Ein Forum und ein Bistro im Erdgeschoss bieten zusätzlichen Raum für Schulveranstaltungen, und die seit einem Jahr geöffnete Mensa versorgt die Schüler des Gymnasiums und der benachbarten Schubartrealschule.

Moderne Technik für den Fachunterricht

Vom Umbau profitiert haben auch die top modernen naturwissenschaftlichen Fachräume, außerdem wurden alle Klassenzimmer mit Medienpulten samt Laptop, Kamera und Projektionstechnik ausgestattet. Diese 125 000 Euro teure Ausstattung habe man sich über Jahre zusammengespart, erläutert Sämann.

Der Heizbedarf ist stark zurückgegangen

Die Nutzung regenerativer Energien sollten die Schüler künftig am eigenen Schulhaus intensiv studieren, fordert der Rektor. Schließlich handle es sich bei dem Plusenergiegebäude um die Aneinanderreihung physikalischer Gesetzmäßigkeiten, die den Energiebedarf drastisch reduzieren sollten. „Wir müssen fast nicht heizen“, lobt Sämann den Wärmeeintrag über die speziell konstruierte rund 80 Zentimeter dicke Doppelfassade und das ähnlich starke Doppeldach.

Der Erdspeicher steckt unter dem Schulhof

Überschüssige Wärme landet leitungsgeführt in den 36 Bohrlöchern eines bis zu 65 Meter tiefen Erdspeichers unter dem Schulhof. Da sich die Schule als Forschungsprojekt zur regenerativen Energiegewinnung anbiete, werde künftig ein externes Büro ein wissenschaftliches Monitoring betreiben, wie es die Deutsche Bundesstiftung Umwelt für ihre Bezuschussung gefordert habe.

Während der zweijährigen Bauzeit war der Architekt Höfler massiv unter Druck geraten, da die Baukosten von zunächst 13,1 Millionen auf zuletzt 19,1 Millionen Euro stiegen, heute ist gar von 19,6 Millionen Euro auszugehen. Zu geringe Massenberechnungen, unsaubere Kostenermittlungen, Kostensprünge vor allem im Bereich Technik, weil diese Arbeiten von Anfang an nicht in der Tiefe durchgeplant worden seien und es so zu Kollisionen mit bestehenden Anlagen und zu Zeitverzögerungen gekommen sei, warf das städtische Bauamt Architekt und Ingenieuren vor.

Die Investitionen sollen den Energieverbrauch senken

Finanzierung:
Insgesamt schlägt die Schulhaussanierung mit 19,6 Millionen Euro zu Buche. 7,02 Millionen Euro davon sind Zuschüsse, von denen 5,4 Millionen Euro aus der Schulbauförderung des Landes Baden-Württemberg, 800 000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, 700 000 Euro aus dem Ausgleichsstock des Landes und weitere 100 000 Euro vom Bundesumweltministerium beigesteuert werden.

Energie
: Das Einsparvolumen für Wärmeenergie sieht laut Berechnungen der Planer jährlich 550 000 Kilowattstunden (kwh) vor, die die thermische Solaranlage erzeugt sowie 50 000 kWh bei den Luftkollektoren. Dazu kommen weitere 38 000 kWh Wärmegewinn über die Doppelfenster.

Ersparnis:
Dank der guten Dämmung soll der Wärmebedarf von 600 000 auf 110 000 kWh pro Jahr sinken. Die überschüssige Wärme im Wert von rund 75 000 Euro jährlich wird an die Nachbargebäude Schubart-Realschule und Michelbergsporthalle geliefert. Der erzeugte Eigenstrom von 200 000 kWh der Fotovoltaikanlage ist weitere 55 000 Euro wert.