Früher diente das Gebäude als Gesellenheim für die umliegenden Betriebe. Foto: Horst Rudel

In der Helfensteinherberge in Geislingen ist die Stadt der Hotelier und wirbt mit günstigen Angeboten um Studenten und Urlauber.

Geislingen - Studenten, Radelurlauber, Monteure und viele andere Gäste finden im Geislinger Rorgensteig eine günstige Bleibe. Mit der Helfensteinherberge schließe sich eine Lücke im Übernachtungsangebot der Stadt, ist Betriebsleiterin Senka Leonard überzeugt, denn in dem Selbstversorgerhaus mit 42 Zimmern können die Gäste nicht nur einzelne Nächte buchen, sie können auch mehrere Wochen oder Monate dort logieren. Hinter dem originellen Konzept steht kein findiger Hotelier, sondern Betreiber ist die Stadt Geislingen, die vor vier Jahren eine neue Nutzung für das ehemalige Altenheim suchte.

Die Herbergsmutter ist ihr eigener Hausmeister

Gerade hat Senka Leonard noch mit Hammer und Nagel ein großes Schild im Treppenhaus befestigt, und schon eilt sie durchs Haus, um auf den drei Etagen nach dem rechten zu sehen. „Ich bin hier mein eigener Hausmeister“ erklärt die städtische Mitarbeiterin, die sich um die Belegung der Zimmer, um die Wäsche und den laufenden Betrieb kümmert.

Die Idee zur Herberge ist im städtischen Bauamt entstanden, als die Altenheimbewohner in einen Neubau umzogen und man für das 1898 als so genanntes Gesellenheim erbaute Haus samt seinem parkähnlichen Grundstück sowie großzügigen Rasen- und Terrassenflächen keinen Mieter fand, berichtet der Bauamtsleiter Karl Vogelmann. Am Stadtrand gelegen, sind es von hier aus nur wenige Schritte zum Naturschutzgebiet Rohrachtal und zur Straub-Mühle. Im ersten Stock schiebt Leonard die Vorhänge im Familienzimmer auseinander und gibt den Blick auf die Burgruine Helfenstein und den nahen Ödenturm frei – auf eine ganze Menge lohnenswerter Ausflugsziele, nur einen Spaziergang weit entfernt, wie sie meint.

Das Familienzimmer ist für 45 Euro zu haben

„Wir haben hier auch Gäste von weit her“, erzählt Leonard und berichtet von einer Familie aus den USA, die sich für drei Wochen einmietete, um das Land ihrer Vorfahren zu besuchen. „So was können sich viele nur bei uns leisten“, sagt die Betriebsleiterin, die beispielsweise das Familienzimmer mit vier Betten für 45 Euro pro Nacht ohne Frühstück vermietet, und pro Woche 245 Euro verlangt. Das günstigste Zimmer ist sogar schon ab 200 Euro pro Monat zu haben. Eine Konkurrenz zu den örtlichen Hotels und Pensionen sei die Herberge bei solchen Preisen kaum, meint die Herbergsmutter, die das Haus aber nicht als Jugendherberge missverstanden wissen will, denn sie vermiete nur an Alleinreisende ab 18 Jahren. Mit Bettwäsche und Gardinen in fröhlichen Farben und modernen Möbeln hat Leonard die Herberge zu einer heimeligen Bleibe auf Zeit ausgestattet.

Duschen und Toiletten auf der Etage

Noch werden nicht alle Raumreserven in dem weitläufigen Anwesen für den Herbergsbetrieb genutzt. „Wir statten erst nach und nach weitere Zimmer aus, denn zunächst wollten wir den Bedarf testen“, erklärt die Herbergsleiterin, die einen sehr guten Job mache, wie Vogelmann lobt. Auf einen Umbau mit Nasszellen in jedem Zimmer hat die Kommune aus Kostengründen ohnehin verzichtet und nur die Gäste im Familienzimmer haben ein eigenes Bad zur Verfügung. Für alle anderen gibt es Duschen und Toiletten auf der Etage und für jeweils zwölf Zimmer eine Selbstversorgerküche. Dazu kommen Aufenthaltsräume und ein Wintergarten.