Mithilfe von Hirn-Scans versuchen Ärzte herauszufinden, wo nach einem Schlaganfall der Blutfluss im Gehirn stockt. Lesen Sie in unserer Bilderstrecke, wie man sich vor einem Schlaganfall schützen kann. Foto: AdobeStock/sudok1

Rund 200.000 Menschen erleiden in Deutschland im Jahr einen Schlaganfall. Vor allem für ältere Patienten sieht die Prognose oft düster aus. Dabei könnte man das Schlaganfallrisiko mit ein paar Tipps erheblich senken.

Stuttgart - Der Lastwagenfahrer fuhr in Schlangenlinien durch Stuttgart. Wohl betrunken, dachte die Polizei. Doch in der Notaufnahme zeigte sich: Der Mittvierziger hatte am Steuer einen Schlaganfall. „Er fuhr unsicher, weil aufgrund des Hirninfarkts sein Sichtfeld und die Bewegungsabläufe eingeschränkt waren“, sagt Hansjörg Bäzner, Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik am Stuttgarter Klinikum: „Ein typischer Fall.“

Mit Schlaganfall-Patienten hat Bäzner jeden Tag zu tun – ereignen sich doch nach Angaben der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe bundesweit 200 000 Schlaganfälle pro Jahr. In Baden-Württemberg wurde zur Versorgung schon ein Notfallplan entwickelt, die Schlaganfall-Konzeption: Damit die Patienten so schnell und gut wie möglich versorgt werden, müssen sie in einer Klinik mit einer sogenannten „Stroke Unit“ behandelt werden. Die Neurologische Klinik in Stuttgart ist als überregionales Schlaganfallzentrum zertifiziert worden, wo nun besonders schwere Fälle therapiert werden. Im Jahr 2016 wurden hier 1388 Betroffene behandelt, weil ein Blutpfropfen ein Gefäß im Gehirn verstopft hat – oder das Gefäß eingerissen ist und es zu einer Hirnblutung kam. Schlägt eine Therapie fehl oder kommt sie zu spät, können Patienten für den Rest ihres Lebens nicht mehr sprechen, sich nicht mehr allein anziehen und kaum noch laufen. Viele überleben den Anfall nicht.

„Time is Brain“ – „Zeit ist Hirn“

Unter den Neurologen gibt es das geflügelte Wort: „Time is brain“ – „Zeit ist Hirn“ in der wörtlichen Übersetzung. Für das Wohlergehen der Patienten sei entscheidend, erklärt Bäzner, „wie lange die Gehirnregion, in der das verstopfte Gefäß sich befindet, von der Blutversorgung abgeschnitten ist“. Der Lastwagenfahrer hatte Glück im Unglück: Sein Hirninfarkt geschah mitten in Stuttgart. Keine zwei Stunden nach der Schlangenlinien-Fahrt wurden Scans von seinem Gehirn angefertigt. Sie zeigten den Ärzten, warum und wo die Blutzufuhr unterbrochen wurde. „Bei manchen Gefäßen können die Blutklumpen mithilfe von Medikamenten aufgelöst werden“, sagt Bäzner. „Thrombolyse“ nennt sich dieses Verfahren. Doch das funktioniert nicht immer: Sind die Blutgerinnsel größer als acht Millimeter, können sie nicht mithilfe der Lyse behandelt werden. In solchen Fällen wird der Blutpfropf mit einem minimalinvasiven Kathetereingriff entfernt: Ein dünner Schlauch wird über einen Schnitt in der Leiste durch den Körper bis ins Gehirn geführt. Hat der Katheter die Stelle erreicht, schiebt sich ein Drahtgeflecht um das Gerinnsel wie ein Kescher um einen Fisch.