Heute ein Biotop – Bombentrichter im Dürrlewang-Wald Foto: Wörner

„Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern“, schrieb Bernhard von Clairvaux. Wir haben uns auf die Suche gemacht und stellen Ihnen jeden Montag Besonderheiten aus den Wäldern rund um Stuttgart vor.

Stuttgart - Hans Martin Wörner aus Stuttgart-Dürrlewang beteiligt sich mit dieser Schilderung an unserer Wald-Serie: „Zum Thema Geheimnisse in den Stuttgarter Wäldern kann ich mit den Geheimnissen ,meines‘ Dürrlewang-Waldes die folgende nicht ganz so positiv besetzte Geschichte beitragen.

In meiner Jugend in der neu entstandenen Dürrlewangsiedlung in den 1950/60er Jahren war der durch eine Bürgerinitiative gerettete ,Dürrlewangwald‘ ein fantastischer Spielplatz! Vor allem bei ,Schnitzeljagden‘ und anderen Geländespielen boten die vielen großen Löcher im Waldboden gute Verstecke und die Fauna der meist wassergefüllten Tümpel war der Einstieg in kindlich, biologische Amateurforschung an Kaulquappen und Salamandern. Aus Gesprächen mit ,Ur-Dürrlewangern‘ weiß ich allerdings auch von Jugendlichen, die ihre Freizeit damit verbrachten, mit scharfen Pistolen auf Lurche zu schießen!

Der Talkessel war künstlich vernebelt

Das eigentliche Interesse an den nahezu in einer Linie aufgereihten Tümpeln im Wald entstand erst in späteren Jahren, als in Zeitzeugenberichten von Bombardierungen der Fildergemeinden im Zweiten Weltkrieg berichtet wurde. Die Löcher im Dürrlewangwald kamen durch Bomben der Alliierten zustande!

Ob sie bereits bei einer der von Siegfried Bassler in ,Meine Jugend in Rohr‘ beschriebenen Luftangriffe auf Stuttgart-Vaihingen in den 40er-Jahren oder erst bei dem verheerenden Fehlabwurf auf die Orte Leinfelden, Musberg und Echterdingen am 15./16. März 1944 entstanden sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Zu der Zeit war der Stuttgarter Talkessel künstlich vernebelt, so dass sich die englischen Bomber ihrer tödlichen Last südlich des Angriffsziels entledigten. Das kann man auf der Zielauswertungskarte, die sich im Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen befindet, begutachten.

Ein gut gehütetes Geheimnis

Von den Ursprüngen der heutigen, idyllisch anmutenden Biotope im Dürrlewangwald wissen nur noch wenige Zeitzeugen und interessierte Heimatforscher. Seit einigen Jahren habe ich einige der Bombentrichter fotografisch archiviert. Die Geschichte dahinter ist für viele der heutigen Generation das Geheimnis ihrer Heimat par excellence!“

Schließen wollen wir den heutigen Serienteil mit einem Wald-Zitat des Schriftstellers Christian Morgenstern (1871 - 1914): „Nichts ist für mich mehr Abbild der Welt und des Lebens als der Baum. Vor ihm würde ich täglich nachdenken, vor ihm und über ihn.“

Welche Waldgeheimnisse kennen Sie? Wir sind gespannt. Schreiben Sie uns per Mail: lokales@stzn.de oder per Post: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Wald.