Larc Castellucci und Leni Breymaier bewerben sich nun um die Gunst der Basis. Foto: dpa

Jetzt ist es amtlich: Die Gegner von SPD-Landeschefin Leni Breymaier haben einen gefunden, der für sie den Generalangriff wagt. Doch die Kampfansage von Lars Castellucci birgt das Risiko, dass die Querelen jetzt noch heftiger werden, meint Matthias Schiermeyer.

Stuttgart - Keine Frage, Kandidaturen um einen Landesvorsitz sind ein normaler demokratischer Vorgang. Doch dass die Kampfansage von Lars Castellucci an die bisherige SPD-Chefin im Land, Leni Breymaier, die gequälten Genossen aus ihrer Agonie reißt, ist nicht zu erkennen. Im Gegenteil, Mitglieder und Wähler werden wieder einmal das Gefühl haben: Bei der SPD wird nur um Posten gestritten – die Inhalte sind zweitrangig.

Die Kritiker haben keine Geduld mehr

Seit etwa zwei Jahren ist Breymaier im Amt – ihre Mission ist noch lange nicht erfüllt. Die seit ihrem Amtsantritt erdachten Strukturveränderungen müssen jetzt beschlossen werden und dann greifen. Die Kommunal- und Europawahlen sollen erste Ergebnisse dieses Prozesses bringen. Waren es zwei verlorene Jahre? In jedem Fall sind Teile des Landesverbandes nicht bereit, Breymaier mehr Zeit einzuräumen. Damit bricht der stets unter der Oberfläche schwelende Richtungskampf offen aus. Zu hoffen ist, dass das Mitgliedervotum das reinigende Gewitter bringt. Möglich ist aber auch, dass die Querelen einfach nur offen zutage gefördert werden, ohne sie endgültig einzudämmen. Generell fehlt es an der Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. Immer wieder dringt die nicht auszumerzende ideologische Streitkultur der sogenannten Netzwerker und des linken Flügels durch.

Breymaier zeigt hohe mediale Präsenz

Leni Breymaier mag das Profil der Südwest-SPD bei entscheidenden Themen bisher nicht ausreichend geschärft haben, und sie hat infolge der Querelen erkennbar an Elan verloren. Doch wird sie noch getragen von großen Teilen der Basis und hält die SPD mit ihrer medialen Präsenz im Gespräch. Wenn man ihr eines nicht anlasten kann, dann sind es die dramatischen Umfragewerte einer bundesweit schrumpfenden Partei.

Lars Castellucci wiederum ist seit 13 Jahren SPD-Vize im Land – insofern muss er erst einmal erklären, was der seit langer Zeit anhaltende Niedergang mit ihm zu tun hat und warum er plötzlich alles anders machen will. Kann einer, der so lange alles mitgemacht hat, nun der Hoffnungsträger aller Unzufriedenen sein? Neuen Schwung und mehr Zuversicht zu verbreiten, dürfte ihm schwer fallen.