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Nach einem blamablen Auftritt gegen die Slowakei muss sich Italien von der WM verabschieden.

Johannesburg - „Tutto finito“ für den Titelverteidiger: Nach einem blamablen Auftritt gegen Neuling Slowakei hat sich Italien mit dem schlechtesten Ergebnis der Historie vorzeitig von der Fußball-WM verabschiedet. Der viermalige Weltmeister erlebte am Donnerstag beim 2:3 (0:1) eine der größten Pleiten in der WM-Geschichte und steht vor einem Scherbenhaufen.

Der frühere Nürnberger Robert Vittek mit einem Doppelschlag in der 25. und 73. Minute und Kamil Kopunek (89.) schossen den krassen Außenseiter ins Achtelfinale. Die Treffer von Antonio di Natale (81.) und Fabio Quagliarella (90.+2) war für die „Azzurri“ zu wenig. Das Vorrunden-Aus bedeutet auch das Ende einer Ära. Weltmeister- Coach Marcello Lippi wird sein Amt nach der Heimkehr an Cesare Prandelli übergeben, der bis zur WM 2014 eine neue „Squadra Azzurra“ formen muss. Auch Kapitän Fabio Cannavaro und Mittelfeld-Renner Gennaro Gattuso treten von der Auswahl-Bühne ab.

Nach den enttäuschenden Auftritten gegen Paraguay (1:1) und Neuseeland (1:1) stellte Lippi erstmals im Turnierverlauf auf ein 4:4:3-System um. An der Seite von Vincenzo Iaquinta und Simone Pepe stürmte di Natale, doch mehr Durchschlagskraft entwickelten die „Azzurri“ dadurch nicht. Der WM-Neuling nahm dagegen sein Herz in beide Hände und spielte von Beginn an munter nach vorn. Marek Hamsik bot sich in der 6. Minute die erste Chance, doch der Kapitän zielte bei seinem Direktschuss zu ungenau.

Trainer Lippi rauft sich die Haare

Italiens Spiel wirkte lethargisch, fast leblos. Fehlerhaft in der Abwehr, ideenlos im Mittelfeld und harmlos im Angriff: Der viermalige Weltmeister war nur ein Schatten seiner selbst. Die verletzte Torwart-Legende Gianluigi Buffon erfasste auf der Bank ein ums andere Mal das blanke Grausen, und auch Lippi raufte sich an der Seitenlinie mehrmals ratlos die Haare.

Das Führungstor für die Slowakei war symptomatisch für die erste Halbzeit. Daniele de Rossi spielte am eigenen Strafraum einen katastrophalen Fehlpass in die Beine von Juraj Kucka, dessen Zuspiel Vittek eiskalt verwandelte. Mit einem Flachschuss ins lange Eck ließ der frühere Nürnberger Buffon-Ersatz Federico Marchetti keine Chance und erzielte sein zweites WM-Tor.

Der Treffer verlieh dem Außenseiter zusätzlich Flügel. Einen Fernschuss von Zdeno Strba aus 35 Metern konnte Marchetti nur mit Mühe zur Ecke abwehren, ein Versuch von Kucka aus ähnlicher Distanz landete am Außennetz. Auch für Italiens einzige Chance in der ersten Hälfte zeichneten die Slowaken verantwortlich: Martin Skrtel (40.) traf per Kopf fast ins eigene Netz.

Hoffnung keimt auf

Lippi reagierte in der Pause und brachte zum zweiten Durchgang in Quagliarella eine weitere Offensivkraft. Am Spielverlauf änderte sich dadurch zunächst kaum etwas. Bis auf einen Kopfball von Iaquinta, der weit vorbeiging, hatten die Italiener wenig zu bieten. Auch di Natale (55.) traf das Tor nicht. Kurz darauf bejubelten die Tifosi das Comeback von Spielmacher Andrea Pirlo, der in den ersten beiden WM- Partien wegen einer Wadenzerrung fehlte.

Für Gefahr sorgte zunächst wieder di Natale (62.), bei dessen Schuss Jan Mucha nachfassen musste. Die größte Ausgleichschance vereitelte Liverpool-Profi Skrtel (68.), als er einen Quagliarella- Schuss mit dem Knie von der Linie kratzte. Für die Slowaken vergab Miroslav Stoch bei einem Konter das 2:0, für das wenig später Vittek per Direktabnahme sorgte. In der Schlussphase überschlugen sich nach di Natales Anschluss die Ereignisse. Zunächst traf Quagliarella, stand aber im Abseits. Dann versenkte Kopunek einen Konter, ehe Quagliarella in der Nachspielzeit wieder verkürzte.