Kultusministerin Susanne Eisenmann und der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, stellen die Initiative gegen sexuelle Gewalt vor Foto: dpa

Die Schulen dürften Hinweise auf sexuelle Gewalt nicht ignorieren, sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann. Für die Prävention bräuchten sie neben Informationsmaterial auch Fortbildungen und Sozialarbeiter, fordern Lehrerverbände.

Stuttgart - Als „notwendiger denn je“ beschreibt Susanne Eisenmann den Kampf gegen sexuellen Missbrauch an Kindern. Am Donnerstag hat sie zusammen mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, den Startschuss für eine Initiative zum Schutz vor sexueller Gewalt gegeben.

Es dürfe bei diesem Thema kein Ignorieren, kein Beschönigen oder Wegschauen geben, sagte sie zum Start von „Schule gegen sexuelle Gewalt“ in Stuttgart und forderte eine rigorose und konsequente Aufklärung. Baden-Württemberg ist das achte Land, in dem die bundesweite Initiative startet, die Schulen helfen soll, eigene Konzepte zum Schutz vor Missbrauch zu entwickeln. Den Schulen wird fachliche Unterstützung zugesichert, etwa durch Informationsmaterial. Außerdem gibt es ein Online-Portal, auf dem sich Lehrkräfte über beispielsweise die Rechtslage im jeweiligen Bundesland informieren können.

„Niemand kann den Kampf alleine gewinnen, nicht die Schule, nicht das Kriminalamt oder das Sozialamt. Und vor allem kein Kind“, sagte der Missbrauchsbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig.

Lehrerverbände fordern Sozialarbeit

Man lade diese wichtige Aufgabe auf dem Rücken der Lehrer ab, kritisiert der Verband Bildung und Erziehung (VBE). Sexuelle Gewalt an Schulen sei ohne Wenn und Aber ein wichtiges Thema, weshalb der VBE die Initiative unterstütze. Der Verband stellt aber die Ernsthaftigkeit infrage und fordert multiprofessionelle Teams aus Schulpsychologen und Schulsozialarbeitern, die die Schulen unterstützen.

Ähnliche Töne gibt es vonseiten der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Baden-Württemberg. Sie begrüßt die Initiative, bemängelt aber, dass Online-Präsenz und Materialien zum Thema nicht ausreichten. Die Landesregierung müsse Geld in die Hand nehmen und mehr Fortbildungsangebote für Lehrer finanzieren. „Das ist auch eine Voraussetzung dafür, dass sinnvolle Schutzkonzepte an den Schulen entstehen können“, sagte die Landesvorsitzende der GEW, Doro Moritz.