Zwei als Kiwi verkleidete neuseeländische Fußballfans treffen pünktlich zum WM-Spiel der Slowakei gegen Neuseeland im Royal Bafokeng Stadion in Rustenburg ein. Foto: AP

Kiwis überraschen: Neuseeland und die Slowakei haben sich am Dienstag 1:1 getrennt.

Rustenburg - Mit einem Last-Minute-Treffer hat Winston Reid für Neuseelands ersten WM-Punkt gesorgt und der geschockten Slowakei die Premiere bei der Fußball-Weltmeisterschaft verdorben.

Der Profi vom dänischen Club FC Midtjylland traf am Dienstag in der dritten Minute der Verlängerung zum überaus glücklichen 1:1 (0:1) und bescherte den „Kiwis das nicht mehr für möglich gehaltene Remis. Denn bis zum Schluss sah in Rustenburg alles nach einem verdienten Sieg der besseren Slowaken aus, nachdem der frühere Nürnberger Bundesliga-Torjäger Robert Vittek den WM-Debütanten verdient in Führung gebracht hatte (50. Minute).

Nach drei Vorrunden-Niederlagen bei ihrer WM-Premiere vor 28 Jahren konnten die Neuseeländer diesmal zumindest einen Teilerfolg bejubeln.

Kiwis ohne verletzten Tim Brown

Ohne ihren verletzten Vize-Kapitän Tim Brown, der nach einer Schulterfraktur noch nicht top-fit ist, fanden die Kicker aus Ozeanien über die gesamten 90 Minuten nie die Mittel, um den nur anfangs sichtlich nervösen Slowaken Paroli zu bieten. Zu bieder, zu harmlos und zu hausbacken agierte die Mannschaft von Trainer Ricki Herbert, der 1982 schon als Spieler für die damals aufstrebende Fußball-Nation am Ball war.

Die „All Whites“ verwandelten dank Reid ihre letzte Chance, und sie hatten auch die erste: Doch Keeper Jan Mucha war beim Kopfball von Christopher Killen (5.) auf dem Posten. Das Wetter in Rustenburg präsentierte sich empfindlich kühl, aber deutlich besser als der über weite Strecken mäßige Kick und der Zuschauer-Zuspruch: Blauer Himmel und Sonnenschein über dem halbvollen Royal-Bafokeng-Stadion.

Stadion nur halbvoll

Nur 23.871 Fans verloren sich in der Arena - bisher die geringste Kulisse.

Die Osteuropäer, gleich mit vier bewährten Bundesliga-Legionären aufgelaufen, kamen erst nach 20 Minuten auf Betriebstemperatur. Bis dahin war vom Sturm-Duo Sestak/Vittek nicht viel zu sehen.

Doch dann war Sestak plötzlich da: Sein Schuss aus zwölf Metern ging knapp am linken Pfosten vorbei (28.). Fünf Minuten später vertändelte Vittek eine gute Gelegenheit am „Fünfer“ und scheiterte kurz darauf mit einem 22-Meter-Schuss (35.). Beim 1:0 legte Sestak für Vittek auf, und der Profi vom türkischen Club Ankaragücü zirkelte den Kopfball-Aufsetzer gekonnt ins Netz. Vittek verpasste das 2:0 und damit die Vorentscheidung nur knapp, als er den Ball am Fünf-Meter-Raum nicht kontrollieren konnte (69.).

Die beste Chance des Ozeanien-Teams hatte der deutschstämmige Shane Smeltz, der bei Gold Coast United sein Geld verdient, schon vor der Pause: Er hämmert die Hightech-Kugel ans Außennetz (38.), kurz vor Ultimo vergab er per Kopf eine ganz dicke Ausgleichs-Chance.

Auf der Gegenseite drohte prompt Gefahr, als Marek Hamsik nach einem Freistoß aus 20 Metern gefährlich abzog (43.). Doch die Faust von „Kiwi“-Keeper Mark Paston verhinderte das Führungstor der Mannschaft von Trainer Vladimir Weiss Senior, der sichtlich unzufrieden war: Immer wieder schimpfte und gestikulierte der Coach der Slowaken aufgebracht an der Seitenlinie.

Weiss Senior war 1990 schon als Spieler für die Tschechoslowakei dabei, Kollege Herbert kickte bereits für 1982 für die „All Whites“.

Vor 28 Jahren gab es für die „Kiwis“ bei ihrer WM-Premiere nichts zu gewinnen, alle drei Gruppenspiele gegen Schottland (2:5), die Sowjetunion (0:3) und Brasilien (0:4) gingen klar verloren.