Polen, Medyka: Ein Hund schläft nach der Flucht aus der Ukraine nach Polen in einer Tasche. Foto: dpa/Daniel Cole

Viele Geflüchtete aus der Ukraine bringen ihre Haustiere mit nach Deutschland. Auch in Stuttgart beschäftigt man sich mit den ankommenden tierischen Begleitern. Was in den Unterkünften gilt und wie Tierheime aufgestellt sind.

Es sind Bilder, die jeden Tierfreund rühren und belasten zugleich: Viele Ukrainer und Ukrainerinnen, die wegen des Kriegs ihre Heimat verlassen, flüchten mit ihren Haustieren. Die einen halten Hund und Katze in eine Decke gewickelt im Arm, die anderen tragen sie in der Tasche oder Transportbox mit sich.

Deutschland hat wie andere europäische Länder die Einreisebedingungen für die tierischen Begleiter der Geflüchteten zwar gelockert – in den Notunterkünften werden sie oft aber allenfalls geduldet. Und wenn nicht, müssen sie ins Tierheim umziehen, bis ihre Halterinnen und Halter eine andere Bleibe haben. Das ist zum Beispiel in München, Karlsruhe oder Heidelberg der Fall.

Hund und Katze sollen beim Besitzer bleiben

In Stuttgart ist das anders: Haustiere, die von ukrainischen Geflüchteten mitgebracht werden, sollten nach Möglichkeit bei den Besitzerinnen und Besitzern bleiben dürfen, erläutert Marie Kraft, Sprecherin der Stadt Stuttgart, auf Nachfrage unserer Redaktion. Um Infektionsrisiken, vor allem durch Tollwut auszuschließen, sollten Halterinnen und Halter zunächst aufgeklärt und die Tiere beim Veterinäramt gemeldet werden. „Dazu werden Infoblätter in Russisch und Ukrainisch in den Unterkünften verteilt.“ Amtsveterinäre prüften dann vor Ort, ob die Tiere geimpft und gechippt seien und ob sie einen gültigen Heimtierausweis hätten. Bei Bedarf werde all das kostenlos nachgeholt.

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Auch bei nachgeholter Impfung, erklärt Kraft weiter, müsse das Tier für insgesamt vier Monate in Quarantäne. Sofern möglich, erfolge diese bei der Halterin oder dem Halter in der Unterkunft. Wichtig hierbei sei, dass das Tier in einer Familie oder geschlossenen Gruppe gehalten werden könne und ein Kontakt mit anderen Tieren ausgeschlossen werde.

Ein Hund in Seuchenquarantäne in Botnang

Dementsprechend ist im Tierheim in Botnang derzeit nur ein Hund untergebracht, der mit einer ukrainischen Familie eingereist ist. Das Veterinäramt habe ihn gebracht, sagt Tierheimleitern Marion Wünn, weil er keine Tollwutimpfung gehabt habe. „Bei uns ist er jetzt in Seuchenquarantäne und er bleibt solange, bis man weiß, wohin es für die Familie geht“, erzählt die Tierfreundin weiter.

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Sonst seien bislang keine Anfragen nach einer Unterbringung eingegangen. Aber gäbe es im Tierheim überhaupt genug Platz, um Tiere Geflüchteter aufzunehmen? „Nicht wirklich“, sagt Wünn und ergänzt: „Wir versuchen dann natürlich Platz zu schaffen, unendlich geht das aber nicht.“ Und weil die Tiere eben oft keinen ausreichenden Impfstatus hätten, sei auch die Unterbringung in einer Pflegestelle nicht so einfach.

Und in der Region?

Im Tierheim Ludwigsburg ist die Situation ähnlich: „Wir haben noch keine Anfragen erhalten. Wir sind aber in der Lage, schnell und unbürokratisch zu reagieren und wir werden den Menschen und ihren Tieren helfen“, sagt Christoph Bächtle, Vorsitzender des Tierschutzvereins Ludwigsburg.

„Momentan haben wir noch keine Tiere aufnehmen müssen“, sagt auch Horst Theilinger, Leiter des Tierheims in Esslingen. Man stehe aber in Kontakt mit dem Deutschen Tierschutzbund, der sein Tierschutzzentrum in Odessa im Süden der Ukraine evakuieren konnte. Falls von dort Tiere untergebracht werden müssten, melde man sich in Esslingen. Die 44 Hunde und 15 Katzen sind zunächst in der Smeura in Rumänien, einem Tierheim, das vom baden-württembergischen Tierschutzverein „Tierhilfe Hoffnung“ betrieben wird, untergekommen. Von hier sollen sie später auf Tierheime in Deutschland verteilt werden, heißt es seitens des Deutschen Tierschutzbunds.

Futter, Decken und Co. nach Polen gebracht

Das Tierheim in Esslingen hat wie die meisten „nur einen gewissen Platz zur Verfügung“, so Theilinger. „Wir können sicherlich nicht alle Tiere aufnehmen, werden aber helfen so gut es geht.“ Gemeinsam mit dem Tierheim Bamberg habe man auch schon Futter, Decken, Medikamente, Kleidung und Lebensmittel nach Polen gebracht, wo inzwischen fast zwei Millionen Geflüchtete angekommen sind.

Die Hilfsbereitschaft in den Tierheimen in Stuttgart und der Region und das Bestreben der Landeshauptstadt, Menschen und Tier nicht zu trennen, dürfte Geflüchteten und ihren Vierbeinern zumindest ein bisschen Trost spenden.