Der Förderverein Pferdehof hat neun jungen Ukrainern Gelegenheit geboten, sich mit Vierbeinern auf dem Pferdehof der Diakonie Stetten anzufreunden. Die Sprache stellt dabei keine Hürde dar.
Ein „Iiiiiiieeeeeh“, ist zu hören, ein freudiges Begeisterungsquietschen, als die kleine Katja hoch zu Ross an der Besuchergalerie in der Reithalle des Pferdehofs der Diakonie Stetten vorbei trabt. Katja ist Mitglied einer Gruppe ukrainischer Kinder und Jugendlicher, für die der Förderverein Pferdehof zusammen mit der Bürgerstiftung Kernen am Freitag die Gelegenheit geschaffen hat, sich mit den Vierbeinern auf dem Pferdehof der Diakonie anzufreunden. Neun Kinder und Jugendliche, teils von Eltern begleitet, hatten sich über das Kernens Sozialamt für die Aktion im reittherapeutischen Zentrum angemeldet. Einfach für ein paar Stunden „Spaß und Freude im Umgang mit den Tieren haben“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins, Martin Frädrich.
Tipps und Hilfe von erfahrenen Westernreitern
Den Spaß haben Timur, Sofiia, Avran, Marina und Co., denen Anja bei allem als Dolmetscherin zur Seite steht, offenkundig von Anfang an. Auch beim Kennenlernen der drei Pferde mit Bürsten und Striegeln. Zusammen mit den zur Betreuung der jungen Gäste aus der Ukraine bereit stehenden Westernreitern und reittherapeutisch geschultem Fachpersonal geht es für Ross und Gelegenheitsreiter aus dem Freigelände in die Reithalle, wo auf dem Sandboden allerlei Ausrüstung, aber auch einiges an Spielzeug wartet. Nachdem die Pferde am Zügel einige Runden um den Platz geführt sind, wagt sich Nazar als erster vom Podest aus in den Sattel. Stolz hockt er oben und genießt den neuen Blick auf die Welt vom Pferderücken aus.
„Anton will wissen, wofür die Bälle sind“, schallt es durch die Reithalle, und Nazar darf prompt zum ersten Versuch beim Pferdekorbball antreten. Problemlos trifft er, auch Wurf zwei und drei zappeln im Netz am Korbballständer. Nach und nach klettern alle Neune in den Sattel, werfen Ringe auf Kegel, und wagen – stets zunächst mit erfahrener Führung am Leitseil – einen kleinen Zwischenspurt im Trab. Genau da quietscht dann Katja völlig entzückt im vollen Lauf und mit flatternden Zöpfen in Richtung Galerie. Dort wird der Spaß im Stettener Pferdehof am Schlossberg von ihrer Mutter fleißig per Handy dokumentiert. Genauso wie die folgende Lehrstunde, bei der es darum geht, per Zügelsignal das Pferd in den vorsichtigen Rückwärtsgang zu bringen.
Angst? – ein grinsendes Kopfschütteln
„Die sind richtig glücklich, das macht denen großen Spaß“, sagt die Übersetzerin Anja, sie freut sich mit den jungen Kriegsflüchtlingen, die seit September in Rommelshausen in der Haldenschulhalle residieren. „Hast du keine Angst da oben“, übersetzt sie die Frage einer Mutter. Die Antwort ist ohne Worte verständlich: Ein grinsendes Kopfschütteln kommt.
Der Förderverein werde dran bleiben an dieser Art der Unterstützung der Geflüchteten, sagt Martin Frädrich. Allerdings sei es nicht ganz einfach, Termine zu finden. Der Pferdehof in Stetten mit seinen 15 Therapiepferden ist gut ausgebucht. Wahrscheinlich werde sich aber in den Ferien noch der eine oder andere Termin für die Kinder aus der Ukraine finden lassen, um ihnen etwas Abwechslung in schwieriger Lage bieten zu können. Und, meint Frädrich schmunzelnd: „Vielleicht spendet jemand ein paar 1000 Euro, dann kaufen wir noch ein Pferd.“
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