Auch E-Scooter erfordern fahrerisches Können. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Im ersten Halbjahr 2022 ist die Zahl der Schwerverletzten bei Unfällen mit Elektroscootern in Baden-Württemberg um 163 Prozent gestiegen.

Besonders in den Großstädten werden sie immer beliebter: die Elektroscooter. Sie sind wendig und umweltfreundlich, man fährt lässig am Stau vorbei. Aber sie werden von ihren Fahrern häufig unterschätzt. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 50 E-Scooter-Fahrer in Baden-Württemberg schwer verletzt, wie unsere Zeitung aus dem Innenministerium erfuhr. Das ist eine Steigerung um 163 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2021. Insgesamt zählte die Polizei im Land 359 Unfälle, an denen E-Tretroller-Fahrer beteiligt waren (plus 82,2 Prozent). Ein Fahrer kam zu Tode, vor einem Jahr waren es zwei.

Für Innenminister Thomas Strobl (CDU) hat der Trend zwei Seiten. Er sagte unserer Zeitung: „Die Fortbewegungsmittel ändern sich, mit E-Scootern kommt man leicht und schnell von A nach B. Diesen Trend unterstützen wir.“ Doch „freilich nicht zulasten der Verkehrssicherheit“, schränkt er ein.

Frisierte Scooter als Problem

Strobl und die Polizei sehen vor allem Aufklärungsbedarf „bei „mangelnder Verkehrstüchtigkeit, zu hoher Geschwindigkeit und Unkenntnis der Verkehrsregeln“. Bereits vor einem Jahr habe Baden-Württemberg mit seiner Aufklärungskampagne eine Vorreiterrolle in Deutschland eingenommen. „Mit unserer Aufklärungskampagne weisen wir die Nutzerinnen und Nutzer von E-Scootern verstärkt auf die geltenden Verkehrs- und Verhaltensregeln hin“, betont Strobl.

Inzwischen fallen den Polizisten vielfach „frisierte“ Scooter auf. Das Tunen macht die Tretroller zu gefährlichen Geschossen, warnt eine Sprecherin des Innenministeriums. Die Fahrzeuge seien für die hohen Geschwindigkeiten gar nicht ausgelegt. Die Fahrer seien das Tempo auf ihren Gefährten nicht gewohnt. Regulär dürfen die Roller bis zu 20 Stundenkilometer fahren. Die Polizisten schauen genau hin, wenn sie Manipulationen vermuten, und sie greifen bei Verstößen konsequent durch, warnte die Sprecherin. Durch Tunen erlischt die Betriebserlaubnis. Es droht ein Bußgeld von 70 Euro.

Bei den 359 Unfällen von Januar bis Ende Juni in Baden-Württemberg gab es 195 Leichtverletzte, im vergleichbaren Vorjahreszeitraum wurden bei 197 Unfällen 119 Menschen leicht und 19 schwer verletzt. Von 2018 bis 2020 hatten Unfälle mit „Elektrokleinstfahrzeugen“ noch Seltenheitswert. Im Schnitt registrierte die Polizei 23 Unfälle.

Mangelnde Verkehrstüchtigkeit als Hauptursache

Im ersten Halbjahr dieses Jahren war bei den 263 Unfällen, die E-Scooter-Fahrer verursacht haben, 53-mal die Ursache mangelnde Verkehrstüchtigkeit, 40-mal hatten Fahrer ihre Geschwindigkeit unterschätzt. Die Vorfahrtsregeln haben 29 Scooterfahrer verletzt, falsches Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren war in 23 Fällen die Unfallursache. 22 Fahrer hatten trotz Verbots die Fahrbahn benutzt, was zu Unfällen führte.