LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter warnt vor neuen Gefahren in der Branche Foto: dpa

Die LBBW will von der Industrie lernen. Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, wie er in erfolgreichen Unternehmen üblich ist, müsse zur Normalität werden, sagt LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter. Er sieht die Branche weiter in schwierigem Fahrwasser.

Stuttgart - LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter sieht bereits neue Gefahren in der Branche heraufziehen. Der Wettbewerb vor allem um mittelständische Kunden führt dazu, so Vetter, dass das Risiko erneut unterschätzt werde. Viele Banken würden bei Finanzierungen bedenklich niedrige Preise verlangen. Die niedrigen Zinsen im Euro-Raum würden dazu führen, dass Fonds, Versicherungen und Banken zu hohe Risiken eingingen. „Ich kann nicht sagen, wann es rumpelt, aber es rumpelt wieder.“ Die Folgen dieser Fehlentwicklungen würden früher oder später in der Realwirtschaft ankommen, warnte der Bankchef.

Die LBBW stellt derzeit alle Vertriebswege auf den Prüfstand, um auf verändertes Kundenverhalten zu reagieren. Belastbare Ergebnisse sollen im Sommer vorliegen. Mehr als die Hälfte der 850 000 nutze bereits das Online-Angebot der BW-Bank, betont Michael Horn, der für Privatkunden verantwortliche Vorstand der LBBW. Die elektronischen Vertriebswege etwa über Smartphones werden ausgebaut. Die Bank werde im Privatkundengeschäft jedoch auch weiter auf Filialen setzen, „etwas anderes ist für uns undenkbar“, so Horn. Tendenziell werde die Zahl der Filialen aber eher zurückgehen.

Die LBBW, die nach der Finanzkrise eine harte Sanierungsphase durchlaufen hat und jetzt wieder auf soliden Beinen steht, will die Prozesse und Abläufe im Unternehmen weiter verbessern. So soll die Kreditbearbeitung stärker standardisiert und somit kostengünstiger werden, in zentralen Stabsbereichen soll effizienter gearbeitet werden. Außerdem wird die IT-Architektur der Landesbank umgebaut – auch um neue aufsichtsrechtliche Berichtspflichten zu erfüllen.

Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, wie er in erfolgreichen Industrieunternehmen üblich ist, „muss auch in unserer Branche zum Normalfall werden“, betont LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter. Stillstand an dieser Stelle bedeute Rückschritt. Der technologische Wandel „erhöht den Veränderungsdruck in atemberaubender Weise“, so der LBBW-Vorstandsvorsitzende. Das sei die neue Normalität in der Branche.

Die LBBW, die im vergangenen Jahr erstmals nach der Krise wieder eine – wenn auch bescheidene – Dividende gezahlt hatte, will dieses Jahr deutlich mehr ausschütten. 313 Millionen Euro sollen anteilig an die Eigner der Landesbank – das Land Baden-Württemberg, die baden-württembergischen Sparkassen und die Stadt Stuttgart – fließen. Im Vorjahr wurden 72 Millionen Euro ausgeschüttet. Für dieses Jahr rechnet die LBBW mit einem moderaten Gewinnanstieg. „Die seit dem vergangenen Sommer festzustellende Tendenz einer Belebung der Kreditnachfrage hält an“, sagt Vetter. Im vergangenen Jahr hatte das Konzernergebnis vor Steuern mit 477 Millionen Euro kaum den Vorjahreswert übertroffen.

Nachdem die LBBW nach der Krise neu aufgestellt ist, sieht Vetter keinen Bedarf an größeren Zukäufen oder Übernahmen anderer Landesbanken: „Das Thema Fusionen können Sie knicken.“

Die LBBW hat sich zum Ziel gesetzt, sich in ihrem größten Geschäftsfeld – dem Bereich Unternehmenskunden – als eine der drei führenden Kundenbanken zu etablieren. „Wir wollen bei Kunden guter Bonität zu den Ersten gehören, die auf Finanzierungsvorhaben angesprochen werden“, sagt der für das Firmenkundengeschäft verantwortliche Vorstand Manfred Lochner. Den mehr als 20 000 Firmenkunden wolle die Bank intensiver als bisher zur Seite stehen.Im Bereich gewerblicher Immobilienfinanzierung zählt die Landesbank mit einem Bestand von rund 20 Milliarden Euro zu den führenden Adressen in Deutschland.