Die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung sind viel unterwegs. Sie können aber nicht überall, wo es nötig wäre, kontrollieren. Foto: Horst Rudel

An zugeparkten Kreuzungen kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen und Unfällen. Die Verkehrsüberwachung ist überfordert.

S-Ost - Tobi ist knapp 1,20 Meter groß und hat fast jeden Morgen auf dem Weg zur Schule das gleiche Problem. Wenn er in Gaisburg an der Kreuzung Schurwaldstraße/Welzheimer Straße/Hornbergstraße die Fahrbahn überqueren will, sieht er absolut nichts. Oft ist die Kreuzung morgens so zugeparkt, dass er sich zwischen den Autos durchzwängen muss, bevor er mit vorsichtig vorgestrecktem Kopf sehen kann, ob ein Auto kommt. Zum Glück geht er immer zusammen mit schon etwas größeren Viertklässlern zur Schule, die einen besseren Überblick haben. Mütter mit Kinderwagen auf dem Weg zum Kindergarten müssen an der Stelle Umwege gehen, um die Straße überqueren zu können.

Kreuzungsparker sind in allen Innenstadtbezirken ein Problem. Getan wird gegen sie wenig. An der genannten Kreuzung in Gaisburg beispielsweise müssen sie kaum mit einem Strafzettel rechnen, die Damen und Herren von der Verkehrsüberwachung des Ordnungsamtes lassen sich nur selten in dem Bereich blicken. Eine Ausnahme war vor gar nicht allzu langer Zeit im Januar zu beobachten: Als es auf der Kreuzung – zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen – gekracht hat, hatten plötzlich alle Falschparker in dem Bereich ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer.

Polizei verweist aufs Ordnungsamt

Die Polizei, deren Streifenwagen regelmäßig an den Falschparkern vorbeifahren, verweist in diesem Zusammenhang gerne auf das städtische Ordnungsamt: Man kenne die Problematik, könne aber anhand der reinen Unfallstatistik nicht nachvollziehen, wie viele Unfälle durch die Sicht behindernd parkenden Fahrzeuge verursacht würden. „Die Bußgeldbescheide werden vom Ordnungsamt ausgestellt“, sagt ein Polizeisprecher auf Anfrage. Dabei sind die Regeln eigentlich klar: Wer beim Parken weniger als fünf Meter Abstand zu Ecken und Fußgängerüberwegen hält, bezahlt 15 Euro. Behindert das Fahrzeug die Sicht stark, können Knöllchen in Höhe von 25 Euro ausgestellt werden. „Im Extremfall schleppen wir ab“, sagt Joachim Elser, der Leiter der Verkehrsüberwachung. Welche Maßnahme ergriffen werde, sei letzten Endes immer eine Einzelfallentscheidung der Mitarbeiter vor Ort. „Ist die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigt, sind wir auch mal großzügig.“

Wo genau die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung regelmäßig unterwegs sind, hängt nicht nur von den Unfallzahlen ab. Elser kann sich durchaus vorstellen, seine Mitarbeiter eine Zeit lang verstärkt in bestimmten Stadtteilen einzusetzen. „Wir nehmen Anregungen aus der Bevölkerung und von den Bezirksbeiräten auf.“ Klar sei aber, dass seine Mitarbeiter vor Ort immer nur eine Momentaufnahme machten: „Eine Viertelstunde später kann es wieder ganz anders aussehen. Die Neigung, sich an Vorschriften zu halten, ist leider nicht besonders ausgeprägt“, sagt Elser. Ständig präsent könnten die Ordnungshüter freilich nicht sein.

Gehwegnasen kommen nicht bei allen gut an

Ein wirkungsvolles Mittel gegen die Falschparker ist der Um- und Rückbau der Kreuzungen, zum Beispiel mit Hilfe von Gehwegnasen, an denen nicht geparkt werden kann und die es Fußgängern leichter machen, die Straße zu überqueren. Das wurde beispielsweise in Stuttgart-West an der Ecke Schwab-/Klopstockstraße und an der Ecke Vogelsang-/Seyfferstraße umgesetzt. In Stuttgart-Süd wurden an der Ecke Böblinger Straße/Finkenstraße Baken aufgestellt, um Parken auf der dortigen Sperrfläche im Kurvenbereich zu unterbinden. Nicht immer stoßen solche Maßnahmen allerdings auf Zustimmung bei den Anwohnern, weil dadurch – wenn auch illegale – Abstellflächen für Autos wegfallen. Im Süden und im Westen befürchteten davon betroffene Einzelhändler einen Kundenschwund, weil diese ja dann nicht mehr wie bis zum Umbau direkt vor dem Geschäft parken können.

Die Kreuzung in Gaisburg soll übrigens möglichst noch in diesem Jahr umgebaut werden. Die Pläne dafür gibt es schon lange, jetzt sind auch die Mittel für den Umbau vorhanden. Dann soll der Fahrbahnbereich deutlich verkleinert werden, Gehwegnasen sind vorgesehen, ein kleiner Platz soll entstehen. Und dann wird vielleicht auch der kleine Tobi sicherer als bisher zur Schule kommen.