Die Rektorin Annemarie Raab, die Mütter Yasmin Oparaugo und Alexandra Aufmuth sowie Elene Coppola, stellvertretende Teamleiterin bei der Eva, die Kooperationspartnerin im Ganztag ist, wünschen sich mehr Sicherheit vor der Falkertschule. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

An der Falkertstraße in S-West befinden sich zwei Schulen und ein Kindergarten. Der Hol- und Bringverkehr ist enorm. Das sind die Forderungen von Eltern und Schulleitung.

Die Straße ist eng, die Gehwege sind schmal. Die Fahrbahn ist kaputt, an vielen Stellen ist die Asphaltschicht aufgerissen und das Kopfsteinpflaster lugt hervor. Parken ist nur auf der einen Seite erlaubt. Aber das ist erst seit den Sommerferien so, davor durften beidseitig Autos stehen. Beachtet werden die neuen Schilder ohnehin nicht von allen. Nur mal morgens kurz halten, damit die Kinder aussteigen können – das scheint für viele Eltern nach wie vor okay zu sein. Doch dann geht es auf der schmalen Falkertstraße im Stuttgarter Westen kaum noch vor und zurück. Denn es ist eine Sackgasse. Am Ende ist eine Wendeplatte, die aber häufig zugeparkt ist und ohnehin an ihrer Kapazitätsgrenzen kommt, wenn mehrere Autos gleichzeitig wenden wollen.

 

Immer wieder wenden Eltern ihre Autos in der Schuleinfahrt, wodurch es zu brenzligen Situationen kommt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Annemarie Raab, die Rektorin der Falkertschule, beobachtet immer wieder brenzlige Situationen. Manche Eltern würden gar die Einfahrt zur Schule zum Wenden nutzen. „Wenn unsere Hausmeister so etwas sehen, sprechen sie die Mütter und Väter darauf an. Die Antworten sind nicht immer vergnügungssteuerpflichtig“, formuliert Annemarie Raab vorsichtig.

Auch Alexandra Aufmuth kann da nur den Kopf schütteln. „Es ist ja schön, wenn man sein eigenes Kind im Auto sicher zur Schule bringt. Aber dass alle anderen Kinder dadurch gefährdet werden, das erkennen viele nicht“, sagt die Mutter eines Schülers in der zweiten Klasse. Aufmuth hat bei der Aktion „Achtung, Schulweg!“ mitgemacht und die Gefahrenstelle über ein Online-Tool an unsere Redaktion gemeldet. Die Falkertstraße sei besonders brisant, denn dort befinde sich nicht nur die Falkertschule, sondern auch das Dillmann-Gymnasium und ein Kindergarten. Dies führe zu viel Hol- und Bringverkehr, ergänzt Yasmin Oparaugo, Elternbeirätin in der Klasse 2a.

Was tun gegen die Elterntaxis?

Die Rektorin und die beiden Mütter haben ein gewisses Verständnis dafür, dass es manchmal schnell gehen soll und die Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werden. Aber bis vors Schultor? „Nein“, findet Alexandra Aufmuth. Sie plädiert für eine andere Verkehrsführung im Bereich Breitscheid-/Silcherstraße, damit der Elterntaxiverkehr besser abfließen kann.

Die Stadt weiß um die Probleme mit dem Hol- und Bringverkehr vor der Falkertschule. Man habe bereits mehrere Verbesserungsmöglichkeiten geprüft, doch die Situation sei nicht einfach, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Der Abschnitt sei bereits eine Tempo-30-Zone, in der es faktisch nur Anliegerverkehr gebe. „Wirksam unterbunden werden kann der Fahrzeugverkehr nur durch eine bauliche Unterbrechung. Dies würde aber auch die Zufahrt zu den Lehrerparkplätzen verhindern sowie den Wegfall aller öffentlichen Parkplätze in diesem Straßenabschnitt bedingen“, schreibt die Stadt. Die Probleme seien gegenwärtig nicht so massiv, als dass eine solche Maßnahme gerechtfertigt sei, so die Einschätzung der Fachverwaltung.

Rektorin fordert eine Schulstraße

Annemarie Raab plädiert dafür, die Falkertstraße als temporäre Schulstraße auszuweisen. Das würde bedeuten, dass diese zu den Stoßzeiten in den Morgen- und Nachmittagsstunden für den Autoverkehr gesperrt wäre. Für die Lehrerparkplätze gebe es sicher eine Lösung. „Letztlich geht es um die Sicherheit der Kinder“, sagt die Rektorin. Sie ist überzeugt davon, dass es das Beste ist, wenn die Mädchen und Jungen selbstständig zur Schule kommen. Darum sei es die Aufgabe der Stadt, für möglichst sichere Schulwege zu sorgen. Derzeit tue sie aber zu wenig für die Sicherheit der Kinder, auch wenn zuletzt manches verbessert worden sei, sagt die langjährige Rektorin.

Beispiel Schulwegpläne: Für die meisten staatlichen Schulen gibt es eine offizielle Karte, auf der ein möglichst sicherer Schulweg eingezeichnet ist. Aufmuth winkt ab: „Für mich haben die nur Alibicharakter“, sagt sie, deutet auf die Falkertstraße und fragt: „Das hier soll ein sicherer Schulweg sein?“ Zudem seien die Kinder oft angehalten, Umwege zu gehen. „Das macht doch keiner“, kommentiert Aufmuth. „Diese Pläne suggerieren, dass sich die Kinder der Stadt anpassen müssen. Aber es sollte genau umgedreht sein: Die Stadt muss sich bei diesem Thema den Kindern anpassen.“

Aktion „Achtung, Schulweg!“

Gefahrenstellen melden
Die Aktion „Achtung, Schulweg!“ dauert bis zum 13. Oktober. Unsere Redaktion sammelt mit einem vom Recherchenetzwerk Correctiv entwickelten, einfach und anonym zu bedienenden Online-Fragebogen Hinweise auf Gefahrenstellen. Diese dienen uns als Grundlage für eine vertiefende Berichterstattung zum Thema. Zum Ende des Projekts veröffentlichen wir alle Meldungen in Form einer Karte.

Podiumsdiskussion
Am Sonntag, 13. Oktober, findet zum Abschluss des Projekts eine Podiumsdiskussion im Kulturzentrum Merlin statt. Beginn ist um 11.30 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung im Internet unter zeitung-erleben.de ist notwendig. Die Zahl der Plätze ist auf 100 begrenzt.