Eine Aufnahme aus der JVA Stuttgart-Stammheim Foto: dpa

In Baden-Württemberg sitzen immer mehr Menschen im Gefängnis. Derzeit sind die Haftanstalten überlastet. Der Hauptgrund ist die starke Zunahme von Flüchtlingen unter den Gefangenen.

Stuttgart - In den Gefängnissen im Land wird es immer enger. Während es vor 15 Monaten noch 6571 Gefangene in Baden-Württemberg gab, ist die Zahl bis Ende Juni bereits auf 7098 gestiegen. Im geschlossenen Vollzug waren Ende Juni 235 Insassen mehr untergebracht als eigentlich Plätze zur Verfügung stehen. „Seit August 2015 ist besonders die Zahl der Untersuchungsgefangenen sprunghaft um knapp 30 Prozent angestiegen“, sagte Justizminister Guido Wolf (CDU) unserer Zeitung.

Besonders der Anteil ausländischer Häftlinge hat zuletzt deutlich zugenommen. Ihre Zahl ist innerhalb eines Jahres um fast ein Fünftel auf über 3100 gestiegen. Dabei spielen offenbar die zahlreichen Flüchtlinge eine Rolle. So stammen nach Recherchen unserer Zeitung über 1100 Gefangene inzwischen aus Ländern, aus denen zuletzt vorwiegend Asylbewerber nach Deutschland gekommen sind. Binnen Jahresfrist hat sich etwa die Zahl der inhaftierten Gambier und Tunesier verdreifacht, die der Algerier, Marokkaner und Pakistani verdoppelt.

Justizminister Wolf (CDU) beantragt 120 Stellen im Justizvollzug

Das Land hat in den vergangenen Jahren mehrere kleinere Gefängnisse und Außenstellen geschlossen. Das Justizministerium setzt darauf, dass Baumaßnahmen in Stuttgart-Stammheim, Mannheim und Heilbronn mit zusätzlichen Haftplätzen von Mitte 2017 an Entlastung bringen. Langfristig soll auch das geplante Großgefängnis in Rottweil seinen Teil dazu beitragen.

Die Lage sei aber „angespannt“, heißt es im Justizministerium. „Sie stellt uns vor große personelle wie räumliche Herausforderungen“, sagte Wolf. Er habe deshalb 120 Stellen, die derzeit im Justizvollzug fehlten, „im Rahmen der derzeitigen Haushaltsaufstellung beantragt“.