Russische Kampfflugzeuge sind in dieser Woche mehrere Male „gefährlich nahe“ über ein US-Kriegsschiff in der Ostsee hinweg geflogen. Washington und die Nato sind besorgt. Zwischenfälle wie diese könnten tödlich enden. Moskau wiegelt ab.
Stuttgart - Russische Kampfflugzeuge sind in dieser Woche mehrere Male „gefährlich nahe“ über ein US-Kriegsschiff in der Ostsee hinweg geflogen. Kurz vor dem neuen Treffen des Nato- Russlands-Rates äußerte sich die US-Regierung sich besorgt über das fortgesetzt riskante Verhalten russischer Jets in der Region. Diese Zwischenfälle „widersprechen vollständig den professionellen Normen von Streitkräften, die einander in internationalen Gewässern oder im internationalen Luftraum nahe kommen“, sagte der Pressesprecher des Weißen Hauses. Das russische Verhalten stelle ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko dar.
Laut dem US-Kommando für Europa (Eucom) in Stuttgart war bei den Vorfällen am Montag und Dienstag ein Jet des Typs Su-24 in nur neun Metern Höhe über den Zerstörer USS Donald Cook geflogen. Eucom veröffentlichte Videos, die zeigen, wie die Jets mit hoher Geschwindigkeit in offensichtlich großer Nähe über das Schiffsdeck hinweg ziehen. „Diese Handlungen haben das Potenzial, unnötigerweise Spannungen zwischen Ländern zu eskalieren, und könnte zu einer Fehleinschätzung oder einen Unfall führen, mit schweren Verletzungen oder Todesfolge“, sagte Eucom-Sprecher David Westover,
Nato: Diese Vorfälle dürfen nicht außer Kontrolle geraten
Der Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verwies mit Sorge auf die stark gestiegenen militärischen Aktivitäten der Russen an den Grenzen des westlichen Bündnisses. „Wir müssen Vorfälle und Unfälle vermeiden, und wenn diese geschehen, müssen wir auf Nummer sicher gehen, damit diese nicht außer Kontrolle geraten“, sagte Stoltenberg in Brüssel. Er wolle das Thema Risikoreduzierung beim Nato-Russland-Rat, der in der kommenden Woche zum ersten Mal seit fast zwei Jahren wieder zusammenkommt, auf die Tagesordnung setzen.
Die russische Regierung wies den Vorwurf gefährlich naher Flüge über US-Kriegsschiffe in der Ostsee zurück. Die russischen Kampfflugzeuge hätten alle Sicherheitsvorschriften eingehalten, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Nachdem die russischen Piloten die „USS Donald Cook“ gesichtet hatten, hätten sie ihre Maschinen umgelenkt, erklärte ein Sprecher. Es habe sich um einen „Übungsflug“ in der Nähe eines russischen Marinestützpunktes gehandelt.
Die Nato hat wiederholt beklagt, dass Jets ihrer Mitgliedstaaten seit 2014 rund 400 mal russische Flugzeuge im europäischen Luftraum abfangen mussten, dass es aber nur selten zu echten Luftraumverletzungen gekommen sei. Die Beziehungen zwischen den USA und Russland sind durch den Konflikt in der Ukraine und den Bürgerkrieg in Syrien schwer belastet.