Ob Musik, Tanz, Literatur oder Bildende Kunst – im Haus der Gedok in der Hölderlinstraße sind Kreative aus allen Sparten willkommen. Foto: Achim Zweygarth

Die Gedok-Gemeinschaft besitzt ein eigenes Haus für Künstlerinnen mit Wohnateliers und einer Galerie.

Stuttgart-Nord - Sie war die Bewohnerin der ersten Stunde. Die Bildhauerin Eva Zippel lebt seit 58 Jahren im Künstlerinnenhaus des Gedok-Vereins. Nur durch ein Preisgeld für eines ihrer Kunstwerke konnte sie den Baukostenzuschuss zahlen. Damit konnte sie sich etwas ermöglichen, was vielen Frauen damals verwehrt blieb: als Künstlerin zu arbeiten und sogar ein eigenes Atelier zu besitzen.

Ob Musik, Tanz, Literatur oder Bildende Kunst – im Haus der Gedok in der Hölderlinstraße sind Kreative aus allen Sparten willkommen. Eine Ausnahme gibt es jedoch bis heute: Nur Frauen dürfen Mitglieder des Vereins werden. Schließlich wurde der Verein von einer Frau für Frauen gegründet – und zwar für künstlerisch tätige Frauen. Ida Dehmel heißt die Gründerin des deutschlandweit agierenden Vereins.

Auch finanziell werden die Künstlerinnen unterstützt

Die Künstlerin hatte ein besonderes Interesse an Frauenklubs und Künstlerinnenvereinigungen. Deshalb gründete sie im Jahr 1927 in Hamburg die Gedok – die Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen. „Damals war es noch ganz gewaltig nötig, dass weibliche Künstlerinnen gefördert wurden“, weiß Christiane von Seebach, die erste Vorsitzende des Vereins.

Die Stuttgarter Gruppe entstand einige Jahre später – 1937. Doch die Gruppe musste ihre Arbeit bald einstellen, denn die Gründerin Dehmel war Jüdin. Nach dem Krieg wurde die Vereinsarbeit allerdings rasch wieder aufgenommen, bereits wenige Jahre später baute der Verein sogar ein Haus in der Hölderlinstraße 17 mit damals 22 Wohnateliers, einem Ausstellungs-, einem Konzert- und einem Ballettsaal. Das Ziel der Gedok ist – früher wie heute –, Künstlerinnen aller Sparten einen selbstdefinierten Raum innerhalb des Kunstbetriebs zu bieten. Auch finanziell werden die Künstlerinnen unterstützt.

15 Frauen leben im Haus

Das denkmalgeschützte Haus des Vereins bietet ihnen die Möglichkeit, dort zu leben, wo sie arbeiten. Inzwischen verfügt es über immerhin 33 Ateliers, 15 Frauen leben im Haus. „Unsere Wartelisten für Ateliers sind trotzdem noch sehr lange“, erklärt Beate Rygiert, die zweite Vorsitzende des Vereins. „Der größte Teil unserer Mitglieder wohnt allerdings nicht im Haus“, ergänzt von Seebach.

Der Verein organisiert auch ein umfangreiches kulturelles Veranstaltungsprogramm an, darunter Theaterwochenenden, ein Forum für künstlerischen Austausch oder Ausstellungen in der Galerie. Die Gedok deckt verschiedene Sparten ab:In Stuttgart sind dies Bildende Kunst, Literatur, Musik, Tanz und angewandte Kunst. „Die größte Sparte bei uns ist die Bildende Kunst“ sagt von Seebach.

„Vor allem hier in Stuttgart sind wir gut vernetzt“

Jeder Fachbereich wird von einer eigenen Gruppenleiterin betreut, die auch jeweils das Veranstaltungsprogramm zusammenstellt.

Die Gestaltung des Programms hängt bei der Gedok sehr von dem Engagement der Mitglieder ab. Die Künstler können sich und ihre Werke der breiten Öffentlichkeit präsentieren, auch Nichtmitglieder sind in das Kulturprogramm eingebunden. „Das dürfen dann auch Männer“, sagt Rygiert.

Als professionelle Vereinigung hat die Gedok ihren Sitz in verschiedenen Gremien wie dem Landesfrauenrat und dem Landeskunstrat. Dort kann sie Einfluss auf die Kulturpolitik ausüben. „Vor allem hier in Stuttgart sind wir gut vernetzt“, sagt Christiane von Seebach. Und das nicht nur in die Politik. Die Mitglieder tauschen sich auch regelmäßig mit anderen regionalen künstlerischen Einrichtungen aus.

Gedock-Gemeinschaft:

Anschrift: Hölderlinstraße 17
Telefon: 0711 29 78 12
Mail: gedok@gedok-stuttgart.de Homepage:
www.gedok-stuttgart.de
Vorsitzende: Christiane von Seebach, Eva Schmeckenbecher, Beate Rygiert Gründungsjahr:
1937 Mitgliederzahl: 260

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