Pfarrer Foto: Petsch

Leser Karl Bühl zitiert zwei Gedichte, die seine Mutter als junges Mädchen bei Pfarrer Schlipf gelernt hat.

Stuttgart - Leser Karl Bühl zitiert „zwei Gedichte, welche meine Mutter als junges Mädchen bei Herrn Pfarrer Schlipf gelernt hat und die sie noch im hohen Alter vortragen konnte:

Dr Pfarrer kommt amol zu ma alte Mo,

der isch scho gottserbärmlich dro;

sei Kammer isch kalt, sei Bett isch kalt,

wia schnatteret do der Mo, der alt.

No ruaft dr Pfarr’ zur Söhnere (Schwiegertochter) naus:

,Hend ihr denn koi Bettfläsch em Haus?‘

,A Bettfläsch, noi des braucht’s au nett,

er soll end Stub an Ofa sitza,

no wird er schau aheba schwitza.‘

,A Bettfläsch griagt er, wia i sag,

i komm bald wieder, guten Tag.‘

Ond richtig, bis er wieder kommt,

der Mo em Bett vor Wärme brommt.

‚Herr Pfarrer‘, said er, i ko lacha,

heut morga hot mei Söhnere bacha,

ond hot mr glei, i muaß se loba,

zwoi hoiße Loib ens Bett naigschoba.

Oin rechts, oin lenks, des isch a Seaga,

a Bettfläsch isch a Dreck drgega.‘ Das zweite Gedicht geht so:

Dr Pfarrer isch no net lang em Ort.

No goht er amol obends fort.

Er goht spaziera naus zom Flecka

aufs Feld ond suacht sich Deckelschnecka.

Doch wia er sich nach Schnecka buckt,

kommt’s Hannesa Jockl her ond guckt

a Weile zua ond said:

,Ja wia, Herr Pfarrer, was deant denn Sia?‘

,Ich suche Schnecken‘, gibt der zruck,

,jetzt do guck.‘

Er goht ond drait sai Neuigkeit

glei nei ins Wirtshaus ondert d’ Leut.

,Mit am Pfarrer‘, said er, ,send m’r

desmol net schlecht g’fahra,

des isch a Mo für ons, Respekt,

der frisst ons sogar s’Ozifer weg.‘“ Auch der Spruch des Tages kommt von Karl Bühl: „Meine Mutter, Jahrgang 1904,war im Alter von ca. 80 Jahren beim Arzt. Der wollte bei ihr vorsichtshalber den Zuckerwert messen. Darauf meine Mutter: ,Des brauchet Se net, Herr Dokter, i han drhoimt dr Zucker en dr Guck!‘“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11/ 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de