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Matthias Singh schickt uns ein Gedicht, das seine Oma, Gartrud Weber, bis heute auswendig vortragen kann

Stuttgart - Leser Matthias Singh schickt uns ein Gedicht, das seine Oma, Gartrud Weber aus Schorndorf, die demnächst 90 wird, bis heute auswendig vortragen kann:

Der Schularzt kommt, sell is fei wâhr,

in jede Schul amol im Jâhr.

Und Leut den ihre Köpf rausstreckâ

Wenn er per Auto kommt en Fleckâ.

Der Lehrer häts den Kinder gsait

Und älle henn sich au druf gfreut.

Die Mädle dän end Haar ihr Mäschâ,

und Buba, woischt, dia miasst sich

wäschâ.

Der Schularzt schreibt an Tafel nâ

und fragt, wer des do leasa kâ.

Bolzgrad und stramm müasst âlle sitza,

und wenn er flüstert, d’ Aura spitza.

So nemmt er ois ums andre vor

und musterts päp auf Haut ond Hoor,

Frogt rom und nom, au was se esset,

und ob ses bada net vergesset.

Des letzt stellt er’s au no uf sei Wââg

Und tuat au sonscht no ells a Frâg,

Ob se den uf da Boda spuckâ,

und au ens Maul nei muss er guckâ.

Er guckt, wie Zäh älls bschaffa send

und ob se grauße Mandle hend.

Er visidiert Herz, Longâ, Magâ ,

und was em weihtut, muass mâ sagâ.

So goht der Vormittag schier rom,

den Kender wird dui Gschicht

bald z’ domm.

Em Lehrer gohts au net nach Willâ,

erst putzt do d’ Nas, dann wieder

d’ Brillâ.

Dr Fritz schlupft onder’s Bänkle nâ,

dr Ernst beißt von seim Äpfel râ

und Burghofsbauers dicka Mähnâ,

fangt aus Leibeskräfta an z´ gähnâ.

Und ois oms andre, wie sichs geit,

reißt’s Maul uf jetzt, sperrangelweit.

Der Doktor, der stoht grad danebâ,

koi oinzigs tuat sei Had fürhebâ.

Der Lehrer hat uf Seite guckt,

und sein Gähner leis verdruckt.

Der Schularzt, der hat müassa lacha,

natürlich konn er da nex macha.

Jetzt gähnt gau mit seim ganza Gwicht

der Jörg em Doktor grad ens G´sicht;

Do ist bei deam de Fade brochâ,

und donnerwütig hat er gsprochâ:

„Na na, du Dicker, sag mir nun,

was muss man denn beim Gähnen tun?“

„Ha“, said der Jörgle zu demm Herrâ:

„beim Gähna muass mr’s

Maul aufsperrâ!“

Leserin Lucia Colan weist uns darauf hin, dass ihr gestriger Schwäbisch-Beitrag nicht ganz korrekt abgedruckt worden ist: „In Geislingen (bei Balingen) sagt man nicht nui für neu sondern nub. Man kauft sich auch nichts nuis zum Anziehen, sondern ebbes nubs. Und wenn mann eine Knieprothese bekommt hat man a nubs Knub.“ Wieder etwas gelernt. Der schwäbische Spruch des Tages ist eine weiterer Neujahrswunsch – diesmal von Leserin Erika Bangert aus Beuren. Sie schreibt: „Wir zogen vor 45 Jahren als junges Lehrerehepaar nach Beuren. Schon im ersten Jahr kam eine ältere Beurenerin am Neujahrstag und sagte: ,I wesch dr a guats nuis Jahr, dr gsonde Leib, dr Frieda, dr Sega, dr Heilge Geist ond Schnitzbrot bis zur Haiat.“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart , Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de