Auf Wunsch der Angehörigen findet die Gedenkfeier erstmals nicht nur am Mahnmal im Winnender Stadtgarten statt. Drei Gottesdienste und eine Lichterkette sollen die Erinnerung wachhalten.
Mit einem stillen Moment am Mahnmal im Stadtgarten ist in Winnenden am Dienstag an den Amoklauf vor 16 Jahren gedacht worden. Um 9.33 Uhr, dem Zeitpunkt, an dem im Jahr 2009 der erste Notruf eingegangen war, läuteten die Kirchenglocken.
Die von vielen Schülern der nahe gelegenen Albertville-Realschule besuchte Gedenkfeier an der von Künstler Martin Schöneich geschaffenen Großskulptur mit dem Titel „Gebrochener Ring“ wurde erstmals in der benachbarten Hermann-Schwab-Halle fortgesetzt – ein Wunsch der Angehörigen der Opfer.
Die Tragödie von Winnenden: Ein Amoklauf erschüttert die Stadt
2009 hatte der 17-jährige Tim K. an der Albertville-Realschule in Winnenden acht Schülerinnen, einen Schüler und drei Lehrerinnen erschossen. Auf seiner Flucht tötete er einen Gärtner am Zentrum für Psychiatrie sowie einen Verkäufer und einen Kunden eines Autohauses in Wendlingen im Kreis Esslingen. Am Ende erschoss sich der Jugendliche selbst.
Winnendens Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth sprach bei der Gedenkfeier von einer Tragödie für die Stadt, das Leben könne nach der furchtbaren Tat nie wieder so sein wie vor dem Amoklauf. „Unsere Aufgabe ist, die Erinnerung an die Opfer lebendig zu halten“, sagte der Rathauschef.
Nach der Verlesung der Namen der Opfer durch die beiden Jugendgemeinderäte Faran Mansoor und Paola Dörner sprach Pfarrer Philipp Essich ein gemeinsames Gebet. Schülerinnen und Schüler einer siebten Klasse der Albertville-Realschule, im Jahr des Amoklaufs noch nicht geboren, äußerten ihre „Gedanken über das Gedenken“.
Nach der Tragödie von Winnenden und Wendlingen wurde in Deutschland unter anderem das Waffenrecht verschärft und die Zahl der Schulpsychologen verdoppelt. Der als Sportschütze aktive Vater des Amokläufers war wegen der nicht ordnungsgemäßen Sicherung seiner Waffen wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden. Die Familie von Tim K. lebt inzwischen mit einer neuen Identität an einem anderen Ort.
Gedenkveranstaltungen: Gottesdienste und Lichterkette in Winnenden
Auch bei drei ökumenischen Gottesdiensten in der Schlosskirche, der Kirche St. Karl Borromäus und in der Peterskirche in Weiler zum Stein wurde am Dienstag dem Jahrestag des Amoklaufs gedacht. Am Abend war außerdem eine vom Winnender Jugendgemeinderat veranstaltete Lichterkette am Marktbrunnen in der Altstadt angesetzt.