Museumsdirektor Torben Giese berichtet in der Ausstellung, wie sich das Stadtmuseum im ersten Betriebsjahr geschlagen hat. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Zunächst gab es im umgebauten Wilhelmspalais monatelang Zwischennutzungen, aber nun hat auch das Stadtmuseum sein erstes volles Betriebsjahr absolviert. Zur Geburtstagsfeier gab es ein großes Programm. Und einen besonders zufriedenen Mann.

Stuttgart - „Für uns ist das ein ganz emotionaler Tag“, sagt Torben Giese. Der Direktor des Stadtpalais führt an diesem Samstag durch sein Museum, spricht über das zurückliegende Jahr und möchte vor allem mit den Besuchern in den Dialog treten. Er trägt ein T-Shirt mit dem neonroten Logo des Stadtpalais – an diesem Tag steht alles ganz im Zeichen des ersten Geburtstags. Die Führung am Samstagvormittag ist nur einer der vielen Rollentausche am Jubiläumstag. Neben Giese führen unter anderen auch Bettina Klett, die Vorsitzende des Freundeskreis und der Haustechniker Emanuele Bongiovanni durch das Haus.

Das Team, das sonst vorwiegend hinter den Kulissen arbeitet, Veranstaltungen organisiert und Ausstellungen kuratiert, steht im Museum und hinter der Informationstheke. Vor und nach der Führung, steht Giese wieder am Eingang, um die Geburtstagsbesucher persönlich in Empfang zu nehmen. „Wir möchten uns heute auch bei Ihnen bedanken, sie sind ein großartiges Publikum“, sagt er.

Jeder hat ein Bezug zum Gebäude

Rund 240 000 Gäste konnte das Stadtpalais seit seiner Eröffnung im April vergangenen Jahres verzeichnen – das übertreffe bei weitem die Erwartungen, sagt der Museumsdirektor. „Das erste Jahr war wie ein Rausch.“ Schon die vorherige Zwischennutzung von Mitte September 2017 an, hätten gezeigt, wie gespannt die Stuttgarter waren, einen Blick in die umgebaute ehemalige Stadtbüchereei werfen zu können. „Die einen finden es toll, die anderen furchtbar“, sagt Giese. Aber jeder habe einen Bezug zum Gebäude, Erinnerungen, die bei vielen bis in die Kindheit reichen. Aber genau deshalb sei die ehemalige Stadtbücherei, das frühere Wohnhaus des württembergischen Königs Wilhelm II., der ideale Ort. „Es ist ein Stück Ihrer eigenen Geschichte“, sagt er zu den Führungsteilehmern, die ihm durch die Stockwerke folgen. Manche steuern von Zeit zu Zeit eigene Geschichten bei. „Dort, wo das Rundfunkgebäude stand, bin ich geboren“, sagt eine Besucherin.

Für die Kinder ist an diesem Jubiläumstag auch etwas geboten, im Untergeschoss dürfen die kleinen Besucher auf der Kinderbaustelle im Stadtlabor ihre eigene Stadt aufbauen. Das Team des Rudolf-Sophien-Stift, das normalerweise für den Ablauf am Empfang und bei der Ausstellungsaufsicht zuständigt ist, bietet zur Feier des Tages ein Kinderprogramm – von Kinderschminken über Keks-Verzierung bis zu einer Schatzsuche.

Das Stadtpalais ist zum Treffpunkt geworden

Auch die Architektur des Gebäudes ist an diesem Tag Thema. In den Führungen wird über die architektonischen Fakten des Umbaus aufgeklärt, über die Symmetrie des Gebäudes, die Melange aus historischen Bezügen und einem trotzdem fast komplett neuen Gebäude.

„Das Haus ist wirklich ein Treffpunkt geworden“, sagt Erika Baumann. Die gebürtige Stuttgarterin hat viele Kindheitserinnerungen an die Stadtbücherei. Jetzt ist sie regelmäßiger Gast im Stadtpalais, schaut die Ausstellungen an, nimmt an Führungen und Veranstaltungen teil. Im Sommer lag sie beim Sommerfestival „Stuttgart am Meer“ im Liegestuhl und habe sich über die tolle Atmosphäre zwischen Plantschbecken und Surfwelle gefreut.

„Wir bekommen nicht alle in eine Ausstellung. Wir müssen verschiedenen Zielgruppen, Verschiedenes anbieten“, sagt Giese. Während die gegenwärtige Sonderausstellung „Manfred Rommel“ vor allem für die ältere Generation interessant ist, waren für die jüngere bisher die Kolchose- und die Skate-Ausstellung inklusive Skatecontest Anziehungspunkte. „Heute ein hochwissenschaftlicher Vortrag, morgen eine Rollerdisco“, sagt der Museumsdirektor. Vor allem lebe das Museum durch seine Protagonisten. „Die Stuttgarter lieben ihre Stadt! Das wird hier einmal mehr deutlich“, sagt Giese.