Am 29. August wäre Michael Jackson 60 Jahre alt geworden. Er starb im Juni 2009. Foto: AP

Am 29. August wäre Michael Jackson 60 Jahre alt geworden. Das Album „Thriller“ machte ihn zum Superstar. Tief war sein Fall wegen angeblichen Kindesmissbrauchs. Die Nachricht von seinem Tod schockierte die Welt.

Frankfurt am Main - Kein Popkünstler stieg so hoch und fiel am Ende so tief wie er. Michael Jackson (1958-2009), der am 29. August 60 Jahre alt geworden wäre, war ein künstlerischer Titan, der die Popmusik in allen Bereichen neu definierte. Er verkaufte mehr Platten und engagierte sich laut Guinness-Buch der Rekorde karitativ mehr als alle anderen vor oder nach ihm, vor allem für Kinder. Der Mann, der immer wie Peter Pan sein und niemals erwachsen werden wollte, stürzte schließlich über unbewiesene Vorwürfe des Kindesmissbrauchs. Der „King of Pop“ starb am 25. Juni 2009 medikamentensüchtig in seiner Villa in Los Angeles an Herzversagen.

An Jackson, der seine Karriere als singender und tanzender Kinderstar der Familiengruppe „Jackson 5“ begann, scheiden sich die Geister. Für seine Fans setzte der hochbegabte Entertainer als Songschreiber, Tänzer und Musikvideo-Pionier bisher unerreichte Maßstäbe. Mit mehr als 350 Millionen verkauften Tonträgern ist er der erfolgreichste und über seinen Tod hinaus reichste Künstler. Kritiker sehen in ihm vor allem einen psychisch gebrochenen Menschen, der an seinem übermäßigen Erfolg und seiner Einsamkeit zugrunde ging.

„Thriller“-Clip ebnete Genre des Musikvideos den Weg

Der schwarze US-Künstler, geboren in Gary im US-Bundesstaat Indiana, wurde von seinem Vater Joseph schon als kleiner Junge gemeinsam mit seinen Brüdern regelrecht auf die Bühne geprügelt. Unter dem Trauma der verlorenen Kindheit leide er sein Leben lang, sagte Jackson in mehreren Interviews.

Vereinsamt und abgeschirmt versank der Märchenprinz des Pop nach dem weltweiten Erfolg Anfang der 1980er Jahre in seine eigene Traumwelt. Auf seiner „Neverland“-Ranch bei Los Angeles umgab sich der Exzentriker mit Spielzeugen und Tieren wie dem Affen „Bubbles“ und der Boa constrictor „Muscles“.

Mit tanzbarem Discosound hatte „Jacko“ 1979 den Schritt als Solokünstler mit dem Album „Off the Wall“ gewagt. Der künstlerische Durchbruch gelang ihm 1982 mit dem Jahrhundertwerk „Thriller“. Darauf waren Hits wie „Billie Jean“, „Beat It“ oder „The Girl Is Mine“ im Duett mit dem Ex-Beatle Paul McCartney.

Die hochkommerzielle Melange aus Funk, Soul, Disco und Rock schlug beim Publikum weltweit ein und war viele Jahre lang das meistverkaufte Album überhaupt. Die kalifornische Country-Rock-Band „Eagles“ verbannte „Thriller“ nun mit einem Greatest-Hits-Album auf Platz zwei, wie das Magazin „Rolling Stone“ berichtet. Das 14-minütige Kurzvideo zum Song „Thriller“, in dem Jackson mit Zombies tanzend zum Werwolf mutiert, ebnete dem Genre des Musikvideos den Weg. Für viele Musiker ist er bis heute ein Vorbild.

Inszenierung als Kämpfer für das Gute

Riesenerfolge waren auch die Alben „Bad“ (1987) und „Dangerous“ (1991) mit dem Song „Black Or White“. Sein Image prägten Fantasieuniformen, Hut, ein einzelner Handschuh, weiße Glitzersocken, der Griff in den Schritt - und der „Moonwalk“. Bei dem von ihm perfektionierten Tanz scheint man zugleich vor- und rückwärts zu marschieren.

Immer mehr wurde Jackson, dessen beste Freundin die Hollywood-Diva Elizabeth Taylor war, zur weltfremden Kunstfigur. Er inszenierte sich auf der Bühne und im Leben als Kämpfer für das Gute mit Tanz und Musik als Waffe. Die Heilung der Welt sei nur möglich, wenn alle Menschen unschuldig wie Kinder würden, sagte Jackson 2001 in einer Rede in Oxford. Lange Jahre war er wie seine Mutter ein Mitglied der Zeugen Jehovas. „Ich möchte mich für Kinder engagieren, wie Jesus es tat. Ich versuche, ihm nachzueifern“, sagte Jackson in einem Interview.

Im Video zu „Earth Song“ (1995) stoppt er mit ausgestreckten Armen einen Panzer, ein Kind reicht dem auf die Knie fallenden Soldaten eine Sonnenblume. Auch bei der Bühnenshows zu „Heal The World“ (1991) überschritt er die Grenze zum Kitsch mit messianischen Gesten: Als Chorsänger agierten Kinder vor Bildprojektionen des Blauen Planeten.

Haut wurde immer bleicher

Der hochsensible Star entwickelte sich ab den 90er Jahren zu einem androgynen Wesen, das nicht ganz von dieser Welt zu sein schien. Seine Haut wurde aufgrund einer Hauterkrankung immer bleicher, das Gesicht änderte sich, auch infolge von Operationen.

Zunehmend engagierte er sich mit eigenen Stiftungen für bedürftige Kinder, besuchte kleine kranke Patienten in Krankenhäusern, lud sie nach Hause auf seine „Neverland“-Ranch ein. Ein Verfahren wegen angeblichen sexuellen Kindesmissbrauchs endete 1994 mit einer Geldzahlung an die Klägerfamilie, sein Image war auch aufgrund der Medienberichterstattung angekratzt. Bei einem weiteren Gerichtsverfahren wurde Jackson 2005 in einem zweiten Fall mangels Beweisen freigesprochen.

Der Pädophilie-Vorwurf brach Jackson, der selbst drei Kinder hatte und zwei Jahre mit der Elvis-Tocher Lisa-Marie Presley verheiratet war. Gesundheitlich angeschlagen flüchtete er unter Einfluss von Schmerzmitteln in seine idealisierte Kinderwelt. Er war 50, als sein Herz stehen blieb. Als Todesursache wurde übermäßiger Medikamentenkonsum, insbesondere des Narkosemittels Propofol, diagnostiziert. Sein Leibarzt wurde 2011 wegen fahrlässiger Tötung verurteilt und kam nach zwei Jahren wieder frei.