Umsonst gibt es auf der Bank nichts. Foto: dpa

Ohne Girokonto ist man heutzutage kaum geschäftsfähig. In der aktuellen Ausgabe von „Finanztest“ werden 270 Konten bei 119 Banken verglichen. Wir erklären, worauf Kunden achten sollten.

Stuttgart - Nur die wenigsten Girokonten sind ohne Wenn und Aber für Verbraucher kostenlos. Das hat Finanztest bei einer aktuellen Auswertung von 270 Kontomodellen bei 119 Banken herausgefunden. Auf was man achten sollte, das lesen Sie hier:

Wie finde ich das passende Konto?

„Es gibt nicht das eine gute Konto“, sagt Heike Nicodemus von „Finanztest“. Der einzelne Verbraucher muss also schon ein bisschen rechnen und seine Gewohnheiten prüfen, um herauszufinden, welches Konto für ihn persönlich am günstigsten ist.

Gibt es wirklich kostenlose Konten?

Ja, tatsächlich sind bei der aktuellen Untersuchung von „Finanztest“ 23 Konten als komplett kostenlos eingestuft worden, knapp 70 Konten bezeichnet die Zeitschrift als „günstig“. „Alle Konten, die im Jahr insgesamt weniger als 60 Euro kosten, sind noch in Ordnung“, sagt die Expertin Heike Nicodemus. Es komme immer darauf an, welchen Service man nutzen möchte. Die Banken verdienen übrigens auch an den kostenfreien Girokonten – etwa mit jeder Bezahlung per Girocard an der Supermarktkasse.

Worauf sollte man achten?

Zunächst einmal sollte man sich fragen, ob es einem wichtig ist, persönlichen Kontakt zu einem Bankberater zu haben. In diesem Fall, sagt Heike Nicodemus, brauche man ein Konto bei einer Filialbank. Dass dies für den Kunden teurer ist als ein reines Online-Konto bei einer Direktbank, ist nachvollziehbar.

Wann brauche ich eine Filialbank?

Das ist Geschmackssache. Während der eine auch den Kauf einer Eigentumswohnung komplett online bewältigt, möchte ein anderer Kunde gerne im persönlichen Gespräch mit einem Berater die Finanzierung durchsprechen und einen Ansprechpartner haben. Heike Nicodemus sagt: „Gerade wenn es mal nicht so rund läuft und man finanziell in Schwierigkeiten gerät, kann eine Filialbank sehr hilfreich sein.“

Was spricht gegen Filialbanken?

Dazu sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Es besteht die Gefahr, dass ich dort einen Bausparvertrag abschließe, den ich gar nicht benötige – oder einen Riester-Rentenvertrag, der keinen Ertrag bringt.“ Das könne einem bei einer Direktbank ohne Filialen nicht so leicht passieren.

Wo kann man überall Geld abheben?

Wer häufig in verschiedenen Städten unterwegs ist, sollte darauf achten, an wie vielen Geldautomaten man kostenlos Bargeld abheben kann. Die meisten Automaten bieten die Sparkassen mit deutschlandweit 25 700 Geräten, schreibt „Finanztest“, gefolgt von den 18 300 Automaten der Volks- und Raiffeisenbanken. Kunden mit Girocard können mittlerweile auch an vielen Supermarktkassen bei einem Einkauf ab 20 Euro bis zu 200 Euro Bargeld erhalten.

Brauche ich eine Kreditkarte?

Bei der Wahl des Girokontos sollte man auch bedenken, dass viele Kreditinstitute eine Gebühr für Kreditkarten erheben. Menschen, die viel reisen oder häufig im Internet einkaufen, möchten meistens auch eine Kreditkarte nutzen. Wird diese nicht kostenfrei zum Girokonto angeboten, so kann man auch auf andere Angebote ausweichen. Es gibt Kreditkarten ohne Jahresgebühr und ohne Bindung an ein Girokonto. Manche Banken bieten an, mit der Visa Card weltweit gebührenfrei Geld abzuheben.

Genügt mir Online-Banking?

Viele Banken erheben Gebühren für sogenannte beleghafte Überweisungen, also Transaktionen mit einem Papierbeleg. Auch wer an Automaten in den Filialen überweist, kann zur Kasse gebeten werden. Je nach Bank werden zwischen 0,20 und 4,90 Euro pro Überweisung fällig, warnt „Finanztest“ in der aktuellen September-Ausgabe.

Welches Tan-Verfahren möchte ich?

Die meisten Banken bieten mehrere Verfahren an. Der Kunde benötigt dazu entweder ein Handy, ein Smartphone (für die App-Tan) oder einen Tan-Generator. Das am häufigsten verwendete Verfahren ist die mTan, bei der die Bank eine SMS mit einer Tan sendet. Bei einer App-Tan wird die Tan auf dem Smartphone generiert. Ähnlich funktioniert ein Tan-Generator, bei dem häufig die Girocard in das Gerät eingesteckt werden muss, damit eine Tan erzeugt werden kann.

Brauche ich Kontoauszüge per Post?

Wer seine Kontoauszüge als Brief per Post zugesandt bekommt, bezahlt natürlich mehr als jemand, der alles online erledigt.

Was ist eine Echtzeitüberweisung?

Seit Juli dieses Jahres bieten die Sparkassen und die Hypovereinsbank die Überweisung in Sekundenschnelle an. Nur selten jedoch ist dieser Service kostenlos. Voraussetzung für die Echtzeitüberweisung ist, dass sowohl das Geldinstitut des Senders als auch das des Geldempfängers diese neue Form der Überweisung anbietet.

Darf Bareinzahlung etwas kosten?

Nein, sagt Niels Nauhauser. „Wir von der Verbraucherzentrale sind der Auffassung, dass die Einzahlung von Bargeld auf das eigene Konto auf keinen Fall etwas kosten darf.“ Bareinzahlung auf fremde Konten habe hingegen schon immer etwas gekostet. Möchte die Oma dem Enkel Geld zukommen lassen, so rät Nauhauser: „Entweder kann sie den Erziehungsberechtigten Bargeld in die Hand geben, damit diese das Geld dann kostenfrei auf das Konto des Enkels einbezahlen können. Oder aber man nutzt die Möglichkeit der Überweisung.“

Wie hoch dürfen Dispozinsen sein?

Die Dispozinsen von Girokonten, so schreibt „Finanztest“ seien teilweise immer noch „absurd hoch“. Im Durchschnitt würden fast zehn Prozent für Dispositionskredite verlangt. Als akzeptabel bezeichnen die Experten von Stiftung Warentest „höchstens acht Prozent“. Der Leitzins befindet sich seit März 2016 bei null Prozent. Wer regelmäßig den Dispo nutzt, sollte den Zinssatz bei der Wahl des Kontos unbedingt berücksichtigen.

Worauf sollte man beim Wechsel achten?

Wenn der Wechsel nicht innerhalb der Bank erfolgt – zum Beispiel auf ein anderes Kontomodell –, muss die Bank den Kunden beim Wechsel zu einer anderen Bank unterstützen. So ist es seit 2016 gesetzlich geregelt. Eine Kündigung ist immer kostenlos und jederzeit möglich. Heike Nicodemus von „Finanztest“ rät jedoch, das alte und das neue Konto zwei bis drei Monate lang parallel laufen zu lassen, um eventuell noch anstehende Abbuchungen reibungslos abzuwickeln.