Was ist ein Gebrauchtwagen wert in Zeiten, in denen massenhaft alte Diesel in die Schrottpresse wandern und hohe Werte zerstört werden? Eine schwierige Frage für Händler und Kunden. Foto: dpa

Autobesitzer scheuen den Privatverkauf, dabei sind die finanziellen Aussichten gut, meint Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Der private Verkauf eines Fahrzeugs kann eine aufwendige Angelegenheit sein: Erst fotografieren, informieren, inserieren, dann unseriöse Anfragen herausfiltern, Termine und Probefahrten vereinbaren, schließlich noch die Preisverhandlungen und die Klärung der Zahlungsdetails. Das alles kostet Zeit und Nerven. Doch der Aufwand kann sich finanziell lohnen, wie die Zahlen des aktuellen DAT-Reports belegen. Wer sich in seiner Freizeit gerne mit Autos und Menschen beschäftigt, kann sogar Spaß daran haben, den Verkauf in die eigenen Hände zu nehmen.

Allerdings scheinen diese Typen immer seltener zu werden. So ist es in den letzten Jahren mehr und mehr aus der Mode gekommen, sich selbst auf die Suche nach einem Käufer für den Gebrauchten zu machen – obgleich die digitalen Möglichkeiten es heute viel leichter machen, für das eigene Auto zu werben. Viele Kunden schätzen stattdessen die Bequemlichkeit, die eine Inzahlungnahme im Autohaus oder beim Gebrauchtwagenhändler um die Ecke bietet. Doch das hat auch einen Haken.

Wege zur Preisfindung schwer durchschaubar

Die Preise gebrauchter Autos sind – nicht erst seit es Fahrverbote und Diesel-Umstiegsprämien gibt – überaus schwankend und die Wege zur Preisfindung alles andere als leicht durchschaubar. Während ein Händler bereit ist, Preis X für den Gebrauchten auf den Tisch zu legen, zahlt ein anderer 30 Prozent mehr und der Dritte 20 Prozent weniger. Erklären können das alle drei. Es mag auch in jedem einzelnen Fall gerechtfertigt sein. So mancher Kunde verlässt den Verhandlungstisch trotzdem mit dem mulmigen Gefühl, einen schlechten Deal gemacht zu haben.

Die Händler stehen aus vielen Richtungen unter Druck. Zum einen trübt sich die Konjunktur ein. Dazu müssen sie einen massiven Imageschaden ausbaden, den die Autobauer mit ihren Diesel-Tricksereien angerichtet haben, und sich zu guter Letzt auch noch einem weitgehend unbekannten Verkaufsobjekt, dem Elektroauto, annähern. Bevor sie auf großen Altbeständen sitzen bleiben, werden sie die Verkaufspreise herabsetzen müssen, doch das belastet ihre ohnehin schmalen Gewinnmargen. Sie wären schlechte Händler, wenn sie nicht auf der anderen Seite versuchen würden, auch die Ankaufspreise zu drücken.

Wer sich als Kunde nicht auf dieses Spiel einlassen will, kann immer noch privat inserieren. Die Aussichten dafür könnten kaum besser sein.