Der Gewinner beim Gebrauchtwagentest der Dekra rollt schon zum zweiten Mal an die Spitze: Der Audi A6 (2011). Foto: Audi

Die Dekra sieht noch keinen Preisdruck auf Dieselfahrzeuge. Die deutschen Hersteller verteidigen ihre Spitzenposition. Mängel gibt es vor allem bei Elektronik und Beleuchtung.

Stuttgart - Die Dekra sieht bis jetzt noch keinen Preisdruck auf gebrauchte Dieselfahrzeuge. Dies erklärte der Leiter der Abteilung Gebrauchtwagenmanagement bei der Sachverständigenorganisation, Michael Tziatzios. Tziatzios wollte aber nicht ausschließen, dass es dazu kommen könnte, wenn tatsächlich Fahrverbote ausgesprochen würden. Bisher sei die Lage aber noch zu unübersichtlich, um eine präzise Aussage zu treffen.

Das vergangene Jahr stufte Guido Kutschera, Mitglied der Geschäftsführung der Dekra Automobil GmbH, sowohl für den Handel mit gebrauchten Fahrzeugen als auch für die Neuzulassungen als positiv ein. Die Zahl der verkauften gebrauchten Fahrzeuge sei um ein Prozent auf rund 7,4 Millionen Autos gestiegen und habe damit wieder den Wert des Jahres 2000 erreicht. Bis 2009 war die Zahl der verkauften Gebrauchten gesunken, seitdem erhöht sie sich. Die Neuzulassungen hatten im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent auf knapp 3,6 Millionen Autos zugenommen und liegen damit ebenfalls wieder etwa auf der Höhe der Jahrtausendwende.

Der Audi A6 hat seinen Platz an der Spitze des jährlichen Gebrauchtwagenreports der Dekra verteidigt. Die Mercedes E-Klasse, die im vergangenen Jahr von Audi verdrängt worden war, rangiert auch bei der jüngsten Untersuchung der Dekra auf Rang zwei. Den dritten Platz sicherte sich das Modell Volvo S60/V60.

Mehr als 500 Modelle untersucht

Für die Untersuchung hat die Dekra mehr als 15 Millionen Fahrzeuge herangezogen. Dabei wurden in diesem Jahr erstmals die Daten von mehr als 500 verschiedenen Modellen ausgewertet. Damit reagiere seine Organisation auf die zunehmende Modellvielfalt in der Autobranche, sagte Kutschera. Ihren ersten Gebrauchtwagenreport hatte die Dekra vor zehn Jahren vorgestellt. Damals standen noch Mängel wie Korrosionsschäden an Karosserien im Vordergrund. Heute überwiegen dagegen Mängel bei Elektronik und Beleuchtung. Die sei auch eine Konsequenz des zunehmenden Einbaus elektronischer Komponenten bei Fahrzeugen.

Die Dekra habe keine Erkenntnisse darüber, dass angesichts des Preisdrucks in der Branche und auf die Zulieferer Autos weniger sorgfältig als früher gebaut würden, sagte Tziatzios. Rückrufaktionen fielen aber stärker auf, da größere Stückzahlen von Fahrzeugen davon betroffen seien. Dies hänge damit zusammen, dass viel mehr Fahrzeuge als früher mit ähnlichen Komponenten versehen seien. Ein Beispiel dafür seien etwa Airbags. Elektroautos wurden in den Report noch nicht aufgenommen. Die von der Dekra geprüften Stückzahlen seien noch zu klein, um eine verlässliche Aussage treffen zu können, hieß es dazu.

Deutsche Autos weiter an der Spitze

Bei der Untersuchung nach Herkunftsländern konnten die deutschen Autobauer ihre Spitzenprosition halten. In sechs von neun Fahrzeugklassen des Reports standen Autos aus Deutschland an der Spitze, vor allem im höheren Preissegment. Jeweils einen ersten Platz errangen Unternehmen aus Japan, Schweden und Frankreich. Werden auch die Zweit- und Drittplatzierten berücksichtigt, gehen 18 von 27 Plätzen auf dem Siegertreppchen an deutsche Autobauer.

Abgefahrene Reifen spielen keine Rolle

In die Untersuchung der Prüforganisation fließen nur Mängel ein, die für die Bewertung der Fahrzeuge bedeutsam sind. Keine Rolle in der Statistik spielen dabei solche Mängel, die auf das Verhalten der Fahrer zurückzuführen sind. Auch abgefahrene Reifen werden nicht berücksichtigt. Der Report solle „eine konkrete Hilfe“ für Käufer bei der Entscheidung für ein bestimmtes Modell sein, sagte Kutschera. Deswegen habe man an der bewährten Einteilung in neun Fahrzeugklassen festgehalten. Zu diesen zählen beispielsweise Mini/Kleinwagen, Mittelklasse, Sportwagen/Cabrio und Kleintransporter.

„Normalerweise entscheidet sich der Autokäufer zwischen Fahrzeugen eines Segments, nicht aber zwischen einem Cabrio oder einem Van“, sagte Kutschera zu der Klassifizierung. Wichtiger als das Alter ist bei der Bewertung der Mängel nach Ansicht der Dekra die Zahl der gefahrenen Kilometer. Sieger in seiner Klasse ist dabei der Fahrzeugtyp, der in allen drei Stufen der Laufleistung im Durchschnitt das beste Ergebnis aufweist. Bisher hatte die Sachverständigenorganisation auch die Sieger bei einzelnen Bereichen der Laufleistung ausgewiesen, also die Fahrzeuge mit den wenigsten Mängeln in den Bereichen bis zu 50 000, bis zu 100 000 und bis zu 150 000 gefahrenen Kilometern. Der Report macht nur Aussagen zu Fahrzeugmodellen, von denen die Dekra wenigstens in einem der drei Laufleistungsbereiche wenigstens 1000 Autos geprüft hat.

Teure Autos haben weniger Mängel

Im Schnitt schneiden teurere Fahrzeuge auch bei der Untersuchung der Mängel deutlich besser ab als preiswertere. Am wenigsten Mängel gibt es bei Fahrzeugen der oberen Mittelklasse und der Oberklasse, gefolgt von Sportwagen und Cabrios. Am meisten Mängel sind bei Transportern zu finden, aber auch bei Oldtimern. Dasselbe gilt auch für Fahrzeugmodelle, die zwar noch in großer Zahl auf dem Markt sind, aber nicht mehr produziert werden. Nach Ansicht der Dekra können aber gerade solche Autos für Käufer, die weniger Geld ausgeben wollen, interessant sein.