Vor 50 Jahren eröffnet, vor 20 Jahren saniert: Nun ist erneut eine Modernisierung des Hallenbads erforderlich. Foto: Norbert J. Leven

Stadträte von L.-E. sind geschockt: Ein Gutachter ermittelt im Leinfelder Hallenbad Mängel, die nur mit einem Millionenaufwand zu beheben sind.

Leinfelden - Hinter vorgehaltener Hand wurde die Nachricht bereits seit einigen Wochen verbreitet. Auf Nachfrage bestätigt die Verwaltung der Großen Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen jetzt offen, dass im Hallenbad Leinfelden umfangreiche Sanierungen und Erneuerungen anstehen. In einem noch nicht abschließend mit dem Technischen Dezernat abgestimmten Gutachten des Büros Fritz Planung aus Bad Urach ist von einem Gesamtaufwand in der Größenordnung von 3,9 Millionen Euro die Rede.

Knapp 80 Seiten stark ist die Beurteilung des Büros ausgefallen, allein über sieben Seiten erstreckt sich die Kostenaufstellung. Die Untersuchung wurde bereits im November 2011 in Auftrag gegeben, nachdem ansteigende Unterhaltskosten im Bereich der sanitären Anlagen, in den Duschräumen, beobachtet worden waren. Auch die Heiz- und Lüftungstechnik erwies sich im Lauf der Zeit als immer störungsanfälliger. Eine erste Begehung durch das Büro, das schon 2005 für die Stadt im Zusammenhang mit der Diskussion um die Schließung des Echterdinger Hallenbades tätig war, fand im April 2012 statt. Vorsorglich meldete das Technische Dezernat anschließend für die Finanzplanung 100 000 Euro als Planungsrate für das Hallenbad Leinfelden an.

Bericht blieb seit Oktober 2012 unbearbeitet

Die Zusammenfassung des Bad Uracher Büros liegt nach einer Modifikation seit Oktober vergangenen Jahres vor. Sie war jedoch im Baudezernat seitdem nicht mehr weiterbearbeitet worden. Kurz nach dem Wechsel von Baubürgermeister Frank Otte nach Osnabrück im vergangenen Juni ist die Expertise wieder aufgetaucht – und anschließend dem OB weitergeleitet worden. Rathauschef Roland Klenk und Stadträte verschiedener Fraktionen wollten diesen Vorgang gegenüber unserer Zeitung nicht kommentieren.

Hinter verschlossenen Türen hatte Klenk kurz vor der Sommerpause den Gemeinderat über die Studie in Kenntnis gesetzt. Erleichtert ist der Rathauschef darüber, dass offenbar keine Gefahr im Verzug ist und zurzeit auch keine gesundheitlichen Aspekte den Betrieb beeinträchtigen. Deshalb werde die Verwaltung nun den Inhalt des Papiers überarbeiten und in Dringlichkeitsstufen gliedern. Anschließend müsse man die Sanierung in die Finanzplanung einarbeiten.

Sauna und Dampfbad „unzeitgemäß“

Der letzte Umbau des Hallenbads in Leinfelden liegt inzwischen rund 20 Jahre zurück. Das Schwimmbad selbst wurde vor nunmehr 50 Jahren eröffnet. Aus dieser Zeit stammt beispielsweise die Treppenanlage, die heutigen Vorschriften nicht mehr entspricht und ausgetauscht werden muss. Einen Totalaustausch der Böden empfiehlt der Gutachter ebenso wie eine Erneuerung der elektrischen Leitungen.

Auch für Sauna und Dampfbad gibt das Büro wegen der unzeitgemäßen Gestaltung die Empfehlung einer grundlegenden Neugestaltung. Offenbar wirkt sich der Zustand bereits auf die Besucherzahlen aus, die unter dem Durchschnitt von Saunen dieser Größe liegen sollen.

„Damit muss man nach 20 Jahren rechnen“

Die Reaktionen der Gemeinderatsfraktionen fallen unterschiedlich aus. Ilona Koch berichtet für die CDU-Fraktion von einem Schock – insbesondere wegen der finanziellen Größenordnung. Der Chef der SPD-Fraktion, Erich Klauser, ist wenig begeistert und spricht von einem „dicken Überraschungsei“. Der stellvertretende Vorsitzende der FW-Fraktion, Joachim Beckmann, kommentiert den Feuchtraum-Sanierungsfall hingegen trocken: „Damit muss man nach 20 Jahren rechnen.“

Frank Mailänder (Grüne) nimmt die Nachricht zum Anlass, laut über eine Übertragung des Hallenbades – wie andernorts bereits geschehen – an die Stadtwerke nachzudenken. „Das muss wirtschaftlich geprüft werden, aber grundsätzlich ist das absolut diskutabel“, reagiert der OB aufgeschlossen auf diesen Vorschlag. Die FDP/LE-Bürger regen derweil an, eine Neugestaltung des Hallenbads zum Thema für ein Bürgerbeteiligungsprojekt zu machen. „Darüber sollten Gemeinderat und Verwaltung nicht allein entscheiden“, sagt Stadtrat Jürgen Kemmner.