Anastasia, die Tochter von Tatjana Boschko (links) und Bernd Mannsperger (Mitte) zeigt, dass künftig auch Akrobatik in dem großen Raum möglich ist. Der GSV-Vorsitzende Martin Hegendorf (rechts) ist nicht nur davon ganz begeistert. Foto: Werner Kuhnle

Tanzschule, Sportstätte und Heimatmuseum in einem: Bernd Mannsperger saniert seit Mai die Kelter. Sie soll zu einer Begegnungsstätte im Ort werden. Eingeweiht wird das Ganze mit einem Tag der offenen Tür und einem Kelterfest.

Steinheim-Kleinbottwar - Wenn ein kleiner Ort mit gerade einmal circa 1600 Einwohnern gleich fünf Weingüter sein Eigen nennen darf, dann dürfte klar sein: Die Kelter spielt schon immer eine gewichtige Rolle in der Geschichte des Steinheimer Ortsteils. In den vergangenen Jahren fristete sie jedoch eher ein Schattendasein. Das soll sich ab Mitte September ändern. Dann soll wieder richtig Leben einziehen in die alten Gemäuer. Verantwortlich dafür ist Bernd Mannsperger, der die Kelter der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte. „Sie soll zu einer Art Begegnungsstätte, einem neuen Ortsmittelpunkt, werden“, sagt der Kleinbottwarer. Seit April saniert er die Räumlichkeiten, die ab Mitte September unter dem Namen „Sport- und Kulturzentrum Kulturwerk“ auch vom GSV Kleinbottwar für Gesundheitskurse und für Rehasport genutzt werden sollen.

Bereits seit Mai werden der große Raum sowie der angrenzende kleine Saal von Tatjana Boschkos Tanzstudio genutzt. Die Frau von Bernd Mannsperger gibt Tanzkurse für Kinder und Jugendliche. Sie war es auch, die den Anstoß für das ganze Projekt gab. Denn: Da ihre bisherigen Räume in einem Wohnhaus nicht mehr ausreichten, war das Ehepaar schon länger auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. „Sie sollten genügend Raum bieten und in Kleinbottwar sein, da blieb nicht viel“, erzählen die beiden. Versuche in der Vergangenheit, die Kelter direkt von den Bottwartaler Winzern zu kaufen, waren gescheitert. Doch dann kam die Stadt Steinheim mit ins Spiel. Bürgermeister und Gemeinderat waren begeistert von den Plänen der Mannspergers, schalteten sich ein, kauften das Gebäude und verkauften es im Januar direkt wieder weiter an den Unternehmer, damit dessen Plänen Taten folgen konnten.

Der Mietvertrag mit dem GSV Kleinbottwar läuft seit dem 1. September

Neben dem Tanzstudio von Tatjana Boschko werden hier in Zukunft der Gesundheitssport und auch der Rehasport des GSV Kleinbottwar stattfinden. „Die Tanzschule braucht die Räume hauptsächlich tagsüber, wir können sie dann abends immer nutzen – das ist ideal“, sagt der GSV-Vorsitzende Martin Hegendorf. Der Mietvertrag mit dem GSV läuft seit dem 1. September – und durch die neuen Räumlichkeiten soll das Sport-Angebot bald auch ausgeweitet werden. Denn: „Durch das neue Baugebiet ‚Scheibenäcker’ erwarten wir mindestens 300 neue Einwohner und somit neue Mitglieder“, erklärt Hegendorf.

Am neuen Baugebiet hängt es auch, wie die Kelter in Zukunft genutzt werden soll. Denn ist der Bedarf da, könnte ein Kindergarten ins Erdgeschoss einziehen. Tanzstudio und Sportkurse würden dann in den Keller wandern, der noch umgebaut werden müsste. Das wäre aber ohne Probleme möglich, sagt Bernd Mannsperger. „Bis zum Dezember 2023 sind wie diesbezüglich in der Warteschleife, diese Frist hat die Stadt erbeten. Dann wird man weitersehen. Entweder gehen Sport und Tanz dann nach unten, ansonsten haben wir einen Plan B. Dieser bleibt bis dahin aber geheim“, so der Bauherr. Bis dahin gilt im Keller eines: Bestandsschutz. „Die Decke war marode und es war feucht. Darum haben wir uns gekümmert. Nun ist die Aufgabe, die Qualität zu erhalten.“

Es gab viel zu tun in den vergangenen Wochen

Dass all dies ein hartes Stück Arbeit war, das macht Bernd Mannsperger klar. „Aber ich liebe alte Gebäude, deshalb bin ich vor dem riesigen Brocken auch nicht zurückgeschreckt. Da ist einfach eine riesige Leidenschaft bei mir da und jetzt zu sehen, da entsteht etwas, ist einfach schön“, erklärt er. Die Räume mussten erstmal entrümpelt, neue Schwungböden eingesetzt werden. Die Dachkonstruktion, die auf Wunsch des Denkmalamts sichtbar bleiben musste, wurde im Anschluss weiß gestrichen. Eine LED-Lichtanlage wurde installiert, ein Media-Tisch wird folgen. Eine böse Überraschung gab es in einem Nebenraum: „Sechs alte Stahltanks müssen Stück für Stück mit dem Schneidebrenner herausgeschnitten werden“, berichtet Mannsperger. Aber der Raum sei zu schade, als dass man ihn so belassen würde. Letztlich sei man aktuell noch mittendrin in den Arbeiten. „In den kommenden Tagen muss vor allem geputzt werden“, sagt Tatjana Boschko. Denn zum Tag der offenen Tür und Kelterfest am 11. September soll alles einladend wirken.

Museum soll bis Ende des Jahres eingerichtet sein

Noch nicht fertig sein wird da das kleine Museum, das ebenfalls einen Platz in der Kelter findet und ab Ende des Jahres Wein-, Hauswirtschafts- und Handwerksgegenstände beheimaten soll. Mitgestaltet wird es von Heimatpflegerin Helga Becker und dem früheren Ortsvorsteher Manfred Waters, mit dem auch extra zu diesem Anlass ein Video gedreht wurde, in dem er über die Historie und die Gegenstände spricht. Dies wird dann dauerhaft im Museum zu sehen sein.