Nach einer Feuerpause eskaliert der Gaza-Krieg erneut. Foto: EPA

Nach der Waffenruhe fließt im Nahen Osten wieder Blut. Kairo ist mit seinen Vermittlungsbemühungen vorerst gescheitert. Wie es nun im Gaza-Krieg weitergeht, ist ungewiss. Es schlägt die Stunde der Hardliner.

Nach der Waffenruhe fließt im Nahen Osten wieder Blut. Kairo ist mit seinen Vermittlungsbemühungen vorerst gescheitert. Wie es nun im Gaza-Krieg weitergeht, ist ungewiss. Es schlägt die Stunde der Hardliner.

Tel Aviv/Gaza - Nach dem Scheitern von Waffenruhe-Gesprächen in Kairo fließt im Gaza-Konflikt wieder Blut. Israel bestätigte am Mittwoch den Versuch einer gezielten Tötung des einflussreichen Militärchefs der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Nach Angaben der radikal-islamischen Palästinenserorganisation kamen bei dem Luftangriff auf ein Haus in Gaza am Dienstagabend die Ehefrau und der kleine Sohn von Mohammed Deif ums Leben. Deifs Schicksal selbst war unklar. Bei einem weiteren Luftangriff wurden acht Mitglieder einer palästinensischen Familie getötet. Militante Palästinenser feuerten rund 140 Raketen auf Israel ab.

Binnen Stunden wurden bei israelischen Angriffen insgesamt 19 Palästinenser getötet und 120 getötet, wie das Gesundheitsministerium in Gaza am Mittwoch mitteilte. Mohammed Deif gilt in Gaza als einer der wichtigsten Drahtzieher, er hat schon mehrere versuchte Tötungen durch Israel überlebt. Israel wirft ihm vor, er dirigiere den Gaza-Krieg aus dem Untergrund. Nach dem Angriff feuerten Anhänger des militärischen Hamas-Arms, der Al-Kassam-Brigaden, Dutzende Raketen in Richtung Tel Aviv, wie die Organisation mitteilte. Der Hamas-Funktionär Mussa Abu Marsuk nannte den tödlichen Angriff ein „Verbrechen“.

Israel hatte in der Vergangenheit immer wieder politische und militärische Führer der Hamas gezielt getötet. Der spirituelle Führer Ahmed Jassin, der an einen Rollstuhl gefesselt war, kam 2004 bei einem Luftangriff Israels ums Leben. Später tötete Israel auch dessen Nachfolger Abdel Asis Rantisi und 2012 den Hamas-Militärchef Ahmed Dschabari.

Israels Sicherheitskabinett tagte am Mittwoch in Tel Aviv, um über das weitere Vorgehen im Gaza-Konflikt zu entscheiden. Rechtsorientierte Minister fordern einen Sturz der Hamas im Gazastreifen. Die Armee habe 2000 Reservisten wieder einberufen, die bereits freigestellt worden waren, bestätigte eine Militärsprecherin.

Eine Feuerpause war am Dienstag gebrochen worden

Bei einem israelischen Angriff auf ein Gebäude in Dir el Balach im Gazastreifen wurden nach palästinensischen Angaben acht Mitglieder einer Familie getötet. Die palästinensische Nachrichtenagentur Maan berichtete, unter den Toten seien mehrere Kinder und die Eltern. Bei zwei gezielten Luftangriffen wurden insgesamt vier militante Palästinenser getötet.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor gut sechs Wochen sind nach palästinensischen Angaben mehr als 2030 Menschen im Gazastreifen getötet und mehr als 10 000 verletzt worden. Auf israelischer Seite kamen 64 Soldaten und drei Zivilisten ums Leben, Hunderte wurden verletzt.

Eine Feuerpause zwischen Israel und den militanten Palästinensern war am Dienstag gebrochen worden. Beide Seiten machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Die Regierung in Jerusalem zog aus Protest gegen neue Raketenangriffe ihre Verhandlungsdelegation aus Kairo ab. Dort sollte eine dauerhafte Waffenruhe ausgehandelt werden.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Bruch der von Ägypten vermittelten Waffenruhe aufs Schärfste. Er sei sehr enttäuscht über das Wiederaufflammen der Feindseligkeiten. Ban rief Israel und die Palästinenser auf, sich umgehend auf eine dauerhafte Feuerpause zu verständigen.

Noch vor Ablauf einer Feuerpause um 23.00 Uhr MESZ am Dienstagabend waren drei Raketen aus dem Gazastreifen in der Nähe der Wüstenstadt Beerscheva eingeschlagen, sagte eine israelische Militärsprecherin. Israel reagierte sofort mit neuen Luftangriffen. Später heulten in weiten Teilen Israels wieder die Sirenen. Im Großraum von Tel Aviv schlug eine Rakete ein.