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Israel hat eine einseitige Waffenruhe im Gaza- Konflikt verkündet. Die Ziel der israelischen Militäroperation im Gaza-Streifen seien mehr als erreicht worden, sagte Ministerpräsident Ehud Olmert.

Gaza/Tel Aviv/Kairo - Mehr als drei Wochen nach Beginn hat Israel das Ende seiner Offensive "Gegossenes Blei" im Gaza-Streifen beschlossen. Ministerpräsident Ehud Olmert kündigte am Samstagabend nach dreistündigen Beratungen seines Sicherheitskabinetts eine einseitige Waffenruhe an. Die Angriffe sollten in der Nacht zum Sonntag um 2 Uhr Ortszeit (1 Uhr MEZ) eingestellt werden. Die Ziele der Operation seien mehr als erreicht worden, sagte Olmert.

Hamas-Sprecher erneuerten dagegen ihre Forderung einem vollständigen Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen als Vorbedingung für die Einhaltung einer Waffenruhe. Die israelische Armee könnte sich nach Angaben eines Regierungssprechers binnen weniger Tage aus dem Gazastreifen zurückziehen, sollte die radikalislamische Hamas die geplante Waffenruhe respektieren.

Bei einem Gipfel auf Einladung von Ägyptens Präsidenten Husni Mubarak soll an diesem Sonntag über Auswege aus jüngsten israelisch- palästinensischen Konflikt beraten werden. Dazu werden auch Kanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, der britische Premier Gordon Brown und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie der jordanische König Abdullah II. im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich erwartet. Olmert will nach israelischen Medienberichten nicht an dem Gipfel teilnehmen. Merkel will am Sonntagnachmittag von Scharm el Scheich nach Israel weiterreisen.

Israel hatte die gegen militante Palästinenser gerichtete Offensive im Gazastreifen am 27. Dezember vergangenen Jahres begonnen. Damit wollte es in erster Linie erreichen, dass die militanten Gruppen ihre Fähigkeit einbüßen, Raketen auf Israel abzuschießen. Bei der Offensive wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet und über 5320 Menschen verletzt. Auf israelischer Seite starben 13 Menschen, darunter drei Zivilisten, bei Raketenangriffen islamischer Militanter oder Kämpfen im Gazastreifen.

Die radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas sei schwer getroffen, sagte Olmert. Nach israelischen Medienberichten stimmten im 12-köpfigen Sicherheitskabinett zwei Minister gegen die Waffenruhe, einer enthielt sich. Olmert erklärte, die israelischen Angriffen hätten die operativen Kräfte der Hamas stark gemindert und deren Infrastruktur größtenteils zerstört. Viele Gebiete, aus denen militante Palästinenser Raketen auf Israel abfeuern, seien jetzt unter Kontrolle der israelischen Armee.

Wenige Minuten nach der Ankündigung der Waffenruhe feuerten militante Palästinenser erneut Raketen auf Israel ab. Mindestens acht Raketen schlugen in der südisraelischen Stadt Beerschewa ein. Hamas- Sprecher Fawsi Barhum sagte, seine Organisation werde nicht die Präsenz eines einzigen israelischen Soldaten im Gazastreifen tolerieren, egal wie hoch der Preis sei. Hamas-Exil-Sprecher Osama Hamdan stellte die israelische Ankündigung der Waffenruhe als Niederlage dar. Olmerts Rede sei "voller Lügen (...), weil unser Widerstand und unsere Volk standhaft geblieben sind." Neben einem vollständigen Rückzug sei die Aufhebung der israelischen Blockade Voraussetzung für eine Waffenruhe.

Die USA und die Bundesregierung begrüßten die Ankündigung der einseitigen Waffenruhe durch Israel. Merkel äußerte nach Angaben eines Regierungssprechers in Berlin die Erwartung, dass die Hamas ihren Raketenbeschuss Israels einstellt. Zuvor hatten Merkel, Sarkozy und Brown in einem Brief an Olmert und Mubarak ihre Unterstützung für einen dauerhaften Waffenstillstand zugesagt. Mubarak rief Israel in einer Fernsehrede zu einem vollständigen Rückzug seiner Truppen aus dem Gazastreifen auf. Er stellte klar, Ägypten werde seine Grenzen mit Israel und zum Gazastreifen selbst sichern und "niemals Beobachter auf seinem Gebiet tolerieren". Frankreich will Sprengstoffexperten in den Gazastreifen schicken, um nicht explodierte israelische Bomben zu entschärfen.

Die israelische Armee hatte am Samstag ihre Angriffe im Gazastreifen fortgesetzt. Dabei schlugen Artilleriegranaten auch nahe einer Schule des UN-Hilfswerks UNRWA im Norden des Küstenstreifens ein. Mindestens drei Zivilisten, eine Frau und zwei Kinder im Alter von sieben und fünf Jahren, wurden dabei getötet, berichteten Helfer und Augenzeugen. In der Schule hatten 1800 Menschen zusammengedrängt, die vor den Kämpfen aus ihren Häusern geflohen waren. UNRWA-Sprecher Chris Gunness sagte: "Es muss herausgefunden werden, ob es sich um ein Kriegsverbrechen handelt."